Aktuell im Viktoriakarree Für das Bonner Stadtmuseum ist noch kein neuer Standort gefunden

Bonn · Das Stadtmuseum Bonn ist wegen Inventur weiterhin nur bei Führungen und Veranstaltungen geöffnet. Neu in der Sammlung sind ein Baskets-Trikot und die Stühle der Queen.

 Tisch ohne Gäste: Ein bürgerlicher Salon aus der Blütezeit um 1900, der im Stadtmuseum Bonn nur bei Führungen zu sehen ist.

Tisch ohne Gäste: Ein bürgerlicher Salon aus der Blütezeit um 1900, der im Stadtmuseum Bonn nur bei Führungen zu sehen ist.

Foto: Wein/Martin Wein

Das Bonner Stadtmuseum zieht Ende des Jahres nicht aus dem ehemaligen Viktoriabad aus. Regulär geöffnet wird es aber auch nicht. Die Inventur sei noch nicht abgeschlossen, so die Auskunft aus dem Presseamt der Stadt. Die Arbeitsgemeinschaft der Bonner Geschichtsvereine hatte Anfang September in einem ausführlichen Schreiben an Oberbürgermeisterin Katja Dörner, Kulturdezernentin Birgit Schneider-Bönning und den Leiter des Stadtmuseums, Philipp Hoffmann, Alarm geschlagen und gingen da noch von einem Auszug Ende Dezember aus.

„Wir sehen die große Gefahr, dass das Stadtmuseum als Präsentationsort der Bonner Stadtgeschichte geschlossen und damit faktisch dauerhaft aufgelöst wird“, so Stephan Rothkegel im Namen der Geschichtsvereine. Sie fordern unter anderem, dass kein Objekt aus der Sammlung verkauft und die Sammlung weiter ergänzt werden soll. Der Beteiligungsprozess für die Neukonzeption laufe ins Leere, er gehe an den vielen geschichtlich interessierten Bürgerinnen und Bürgern vorbei, so die Vereine. Sie sagen außerdem: „Solange das Stadtmuseum noch im Viktoriakarree untergebracht ist, muss es zugängig sein. Aktuell ist es bis auf Sonderveranstaltungen geschlossen. Das ist inakzeptabel.“

Ein Datum für den Auszug aus den jetzigen Räumen stehe noch nicht fest, berichtete Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann auf GA-Anfrage. Das Stadtmuseum bereite sich allerdings mit einer Sammlungsevaluation und Nachinventarisation auf den bevorstehenden Umzug vor. „Die erste Phase der Inventur ist abgeschlossen. Für eine vollständige Erfassung aller Objekte sind weitere Schritte geplant, die noch andauern. Hierzu gehört die Einführung eines Bar-Code-Systems zur Standortbestimmung und -Buchung“, erklärte Hoffmann. Ein Abschluss der Arbeiten sei noch nicht abzusehen.

Die Dauerausstellung in den Räumen an der Franziskanerstraße ist somit weiterhin nur bei Führungen und Veranstaltungen zugänglich. Das zielgerichtete Programm hat laut Stadt dafür gesorgt, dass die Besuchszahlen sogar gesteigert werden konnten.

Wohin die Reise nach dem Auszug aus dem Viktoriabad geht, ist noch unklar. „Die Verwaltung sucht weiterhin nach einem geeigneten Standort. Zu den Ergebnissen wird nach Abschluss der Suche berichtet“, sagte Hoffmann. Diskutiert wurden bereits die ehemalige Pestalozzischule, die aber zu klein ist, und das ehemali Karstadt-Gebäude in der Innenstadt.

Die Geschichtsvereine beklagen auch fehlende Transparenz und Kommunikation. Dazu verweist die Stadt auf das öffentlich zugängliche studio_bnx in einem Ladenlokal an der Franziskanerstraße, wo das Stadtmuseum fortlaufend über den Stand der Neukonzeption informiere. „Eine intensivere und spezifische Einbindung der Vereine mit ihrem großen Wissensschatz wird planmäßig in diesem Herbst nach Abschluss der ersten Datenerhebungsphase starten“, kündigte Hoffmann an und gibt an die Verfasser des Positionspapiers zurück: „Da die Arbeitsgemeinschaft seit Ende 2021 keine Sitzungen mehr ausgerichtet hat, konnte in diesem Forum erst in diesem September ein neuer Sachstand präsentiert werden.“

Baskets-Trikot neu im Stadtmuseum

Es werden laut Stadt weder Objekte aus der Sammlung verkauft, noch wurden bisher Leihgaben zurückgefordert. Im Gegenteil: „Seit Juni vergangenen Jahres wurden weit über 100 Objekte neu in die Sammlung aufgenommen. Dazu gehören bedeutende Objekte der Stadtgeschichte, etwa Stühle aus der Bad Godesberger Redoute, die Königin Elisabeth II. bei ihrem Staatsbesuch 1965 nutzte, ein Trikot der Telekom Baskets vom Eröffnungsspiel des Telekom-Domes, die Standarte des Männer Gesang Vereins Kessenicher Liederkranz von 1874, seltene Ansichten der alten Rheinbrücke in Öl aus den 1920er Jahren und vieles mehr.“ Das Stadtmuseum werde auch weiterhin die Sammlung zielgerichtet ergänzen.

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