Déus als möglicher Nachfolger in Bonn Darum zieht sich Gilles aus dem Stadtrat zurück

Bonn · Klaus-Peter Gilles kandidiert nicht mehr bei der Kommunalwahl im Herbst 2020 - und hat damit wohl kaum einen seiner Kollegen überrascht. Die Entscheidung habe der inzwischen 69-Jährige nicht spontan gefällt.

 Tritt nicht mehr als Stadtverordneter an: CDU-Ratsfraktionschef Klaus-Peter Gilles.

Tritt nicht mehr als Stadtverordneter an: CDU-Ratsfraktionschef Klaus-Peter Gilles.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Entscheidung von Klaus-Peter Gilles, bei der Kommunalwahl im Herbst 2020 nicht wieder für den Stadtrat zu kandidieren, hat enge Weggefährten aus der eigenen, aber auch aus den anderen Fraktionen nicht überrascht - obgleich viele seinen Schritt auch bedauern. Das Verständnis für Gilles' Entscheidung ist groß, immerhin wird der CDU-Politiker nächstes Jahr 70. Bis zum Ende dieser Wahlperiode hat der promovierte Bauingenieur dem Stadtrat dann 21 Jahre angehört, zehn Jahre davon war er zudem Chef der CDU-Ratsfraktion. Gilles gilt als einer der maßgeblichen Wegbereiter der ersten schwarz-grünen Ratsmehrheit in Bonn, die 2010 das Ruder übernahm.

Offiziell bekannt gegeben hatte Gilles seine Entscheidung am Montagabend in der Sitzung der CDU-Ratsfraktion. Da stand bereits fest, dass in seinem angestammten Wahlkreis Oberkassel/Küdinghoven/Ramersdorf nächstes Jahr ein anderer um das Direktmandat kämpfen wird. Michael Husmann war bereits am vorigen Donnerstag vom dortigen CDU-Ortsverband als Nachfolger von Gilles zum Direktkandidaten des Wahlkreises 36 nominiert worden.

"Ich gebe zu, der Schritt ist mir nicht leicht gefallen. Das ist eben so, wenn man eine Sache eine lange Zeit mit viel Engagement betrieben hat", räumte Gilles am Dienstag gegenüber dem GA ein. Allerdings habe er das auch nicht spontan entschieden. "Ich habe mir das natürlich reiflich überlegt und bin zu dem Entschluss gekommen, dass irgendwann ein Übergang erfolgen muss." Nicht zuletzt hat auch der hohe Zeitaufwand für das Amt des Vorsitzenden der größten Ratsfraktion eine Rolle bei der Entscheidung des selbstständigen Unternehmers gespielt. "Meine Familie und Freunde sind über viele Jahre zu kurz gekommen", erklärte der sechsfache Großvater.

Gilles: Amtszeit geprägt vom WCCB-Bauskandal

Gilles Amtszeit als Fraktionschef war viele Jahre lang geprägt vom Bauskandal rund um das World Conference Center Bonn (WCCB). "Ich habe mir vorher nie vorstellen können, dass so etwas in Bonn passieren könnte." Nach wie vor verteidigt Gilles die von ihm forcierte große Lösung zur Sanierung der Beethovenhalle, obwohl sie mehr und mehr zum finanziellen Desaster wird. "Es stimmt, es läuft schlecht. Ich könnte jetzt viele Gründe nennen, warum die öffentliche Hand kein prädestinierter Bauherr ist. Aber trotzdem war es richtig, die große Lösung zu wählen, eine bloße Renovierung hätte doch nicht funktioniert", ist er nach wie vor überzeugt.

Der 69-Jährige gilt in den eigenen Reihen als einer, der stets auf Augenhöhe agiert, verlässlich, gradlinig und auch selbstkritisch ist. Das sagen auch Politiker der anderen Fraktionen über ihn, wie Tom Schmidt. Er führt seit vielen Jahren die Geschäfte der Grünen-Ratsfraktion und hat mit Gilles und dem früheren CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger die Schwarz-Grüne-Koalition quasi aus der Taufe gehoben. Dass Schmidt und Gilles füreinander viel Sympathie hegen, ist nicht zu übersehen. "Ich schätze Herrn Gilles als integren, verlässlichen und selbstreflektierten Partner." Das würde auch FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich unterschreiben. "Herr Gilles ist ein Stabilitätsfaktor der Koalition", so Hümmrich, der damit auf die doch zunehmenden Schwierigkeiten zwischen CDU und FDP auf der einen und den Grünen auf der anderen Seite anspielt - wie etwa bei der viel kritisierten neuen Verkehrslösung in der Kaiserstraße.

SPD-Chefin traurig um fehlenden Wahlkampf mit Gilles

SPD-Fraktionsgeschäftsführerin Fenja Wittneven-Welter war bisher Gilles' Mitbewerberin ums Direktmandat im Wahlkreis 36. "Schade, ich hatte mich schon auf den Wahlkampf mit ihm gefreut", sagte sie. Menschlich komme sie mit ihm sehr gut aus. "Ich hoffe, dass seine Schuhe, die er hinterlässt, nicht zu groß für einen Nachfolger sind."

Ambitionen werden dem Beueler Ratsherr Guido Déus nachgesagt. Der Landtagsabgeordnete sitzt ebenfalls seit 1999 im Stadtrat, gehört also zu den erfahrenen Fraktionsmitgliedern. "Über die Spitzenkandidaturen reden wir, wenn wir im November die Stadtratsliste aufstellen", sagte dazu Parteichef Christos Katzidis. Déus selbst erklärte lediglich, er sei bereit, nach der Kommunalwahl eine Aufgabe in der Fraktionsführung zu übernehmen. "Das setzt voraus, das Partei und Fraktion das auch wollen."

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