Personal fehlt Stadtverwaltung Bonn sucht 281 qualifizierte Mitarbeiter

BONN · Die Stadt hat Probleme, freie Stellen mit qualifiziertem Personal zu besetzen. Derzeit sind in der Verwaltung 281 Stellen vakant. In dieser Zahl sind einige Stellen nicht eingerechnet.

Alleine 54 Vakanzen gibt es im Sozial- und Erziehungsdienst, weitere im Kassen- und Steueramt, im Dienstleistungszentrum, im Amt für Soziales und Wohnen sowie in den technischen Ämtern. Auch die Zahl der Überstunden nimmt permanent zu: 2016 waren es insgesamt 200.566 Stunden, mithin eine Zunahme um mehr als 15.000 Stunden im Vergleich zum Vorjahr.

Personaldezernent Wolfgang Fuchs geht davon aus, dass sich diese Situation in den kommenden Jahren weiter verschärfen wird. In einem ausführlichen Bericht zur Personalsituation, der jüngst im Hauptausschusses Thema war, geht hervor, dass es besonders schwer ist, Ingenieure, IT-Spezialisten, Betreuer und Fachleute für das Gesundheitswesen zu finden. Dieser Mangel ist nicht ganz neu, aber gerade für die Zukunft sieht die Stadt auch Schwierigkeiten, Personal für die allgemeine Verwaltung und für Führungspositionen zu finden. Ein Beispiel: Die Chefposition im Städtischen Gebäudemanagement ist Langem unbesetzt. Vor dem Jahreswechsel ist mit einer Neubesetzung auch nicht zu rechnen.

Die Stadt nennt Zahlen aus einer Studie der Unternehmensberatung Price Waterhouse Cooper. Demnach werden bis zum Jahr 2030 bundesweit 800.000 Fachkräfte im öffentlichen Dienst fehlen. Das Arbeitskräfteangebot werde demnach elf Prozent unter der Nachfrage liegen. Für die Stadt Bonn sieht es wohl noch düsterer aus: „Gerade in Bonn wirkt sich durch die Anwesenheit des Bundes am regionalen Arbeitsmarkt diese Problematik besonders aus“, heiß es in dem Bericht.

Verwaltungen stellen sich Herausforderungen

Zumal städtische Verwaltungen – da ist Bonn kein Spezialfall – sich zunehmend Herausforderungen stellen müssen, die es früher nicht gab. „Die Bindung an den Arbeitgeber ist nicht mehr so wie früher. Die Wechselwilligkeit ist größer geworden“, sagt Fuchs. Nach dem Zuzug von Flüchtlingen habe es um Mitarbeiter eine „Kanibalisierung“ unter den Verwaltungen gegeben.

Die Stadt folgert aus der Situation heraus, dass sie mit Blick auf das Haushaltssicherungskonzept und die darin verankerten Wiederbesetzungssperren und den Einstellungsstopp in arge Nöte geraten wird. Das acht Seiten umfassende Strategiepapier zeigt eine ganze Reihe von Stellschrauben auf, um die Verwaltung auf die Zukunft vorzubereiten:

Ausbildung: Die Verwaltung hat die Zahl der Ausbildungsplätze im mittleren und gehobenen Dienst zunächst von 20 auf 25 erhöht und will dieses Jahr insgesamt 30 junge Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Eine weitere Steigerung der Ausbildungszahlen sei erforderlich. Problem könnte die Suche nach qualifizierten Bewerbern sein.

Gesundheit:Um Mitarbeiter auch im Alter länger gesund zu halten, hat die Stadt im vergangenen September eine Stabsstelle Gesundheitsmanagement eingerichtet. Ein Konzept zur Gesundheitsprävention wird nach der Sommerpause vorgelegt. Zurzeit liegt der Krankenstand „etwas höher als im Bundesdurchschnitt“, sagte Personalamtsleiter Andreas Leinhaas.

Image:Die Stadt will sich besser als attraktiver Arbeitgeber präsentieren und die Vorzüge durch unbefristete Stellen, die gut mit der Familie vereinbar sind, hervorheben. Die Stellenanzeigen sollen zudem breiter gestreut werden, verstärkt auch über neue Medien.

Wissen:Um das Wissen von erfahrenen Mitarbeitern rechtzeitig an die nachrückende Generation weiterzugeben, schlägt die Verwaltung vor, „Demografie-Stellen“ vor dem Eintritt in den Ruhestand einzurichten, wie es einige Bundesbehörden bereits tun. Dafür müsste es allerdings eine Parallelbesetzung erfolgen. Durch weiteren Ausbau von Fortbildungsprogrammen müsse man die eigenen Mitarbeiter so qualifizieren, dass sie fit für Führungsaufgaben werden. Das wäre mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Digitale Stadtverwaltung:In der Digitalisierung sieht Fuchs „Einsparpotenzial“. Allerdings, was das Personal betrifft, nicht in dem Ausmaße, dass die „natürliche Fluktuation“ aufgefangen werden könne. Bei den Bürgerdiensten ist durchaus denkbar, dass weitere Antragsverfahren online abgewickelt werden können. Die Stadt arbeitet bereits mit Unternehmen und Non-Profit-Organisationen an Ideen für ein „Digitales Bonn“. Diese ganze Gemengelage kritisierte der Vorsitzende des Personalrats, Christoph Busch, mit den Worten: „Wir haben diese Entwicklung bereits vor sechs Jahren vorausgesehen. Der Wiederbesetzungsstopp und der Neueinstellungsstopp müssen weg“, forderte Busch. Der Beigeordnete Fuchs erinnerte daran, dass diese Auflagen auf das Haushaltsicherungskonzept zurückgehen. Die Kölner Bezirksregierung hat das letzte Wort.

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