Viktoria-Karree Stadtverwaltung will City beleben

BONN · In die Diskussion um das Viktoria-Karree kommt Bewegung: Die Verwaltung will drei Jahre nach der Schließung des Viktoriabads das Areal zwischen Rathausgasse und Franziskanerstraße jetzt europaweit ausschreiben.

In dem Zusammenhang will sie die Empfehlung der Gutachterin aufgreifen, die eine Potenzialanalyse für das Karree erstellt hat und dort zur Ansiedlung von großflächigem Einzelhandel rät.

Das Gutachten, das im März der Politik nur mündlich vorgestellt wurde und seit wenigen Tagen schriftlich, mit einigen Ergänzungen vorliegt, kommt zu folgenden Empfehlungen:

  • Das Karree soll mit Einzelhandelsnutzung von etwa 15.000 bis 20.000 Quadratmetern Verkaufsfläche entwickelt werden.
  • Es sollten sogenannte Ankermieter angesiedelt werden, die eine ausreichend große Zahl an Kunden anlocken.
  • Der Eingang zum neuen Einkaufs-Karree sollte möglichst in Richtung Markt liegen.
  • Für die Kunden des Viktoria-Karrees sollten zudem eigene Stellflächen geschaffen und mit der Markt-Tiefgarage verbunden werden. Die Einfahrt zu den Tiefgaragen soll in die Stockenstraße verlegt werden.

Das Gutachten belege, dass die Innenstadt mit etwa 133.000 Quadratmetern Verkaufsfläche das Oberzentrum der gesamten Region sei und ein Potenzial von etwa 35.000 weiteren Quadratmetern Verkaufsfläche habe, so die Verwaltung. Eine weitere für die City wichtige Aussage der Gutachterin: Die größte Entwicklungsmöglichkeit für die Innenstadt besteht, wenn neben dem neuen Geschäftszentrum am Friedensplatz und der Umsetzung der Pläne für den Bahnhofsvorplatz auch im Viktoria-Karree großflächige Einzelhandelsnutzung realisiert wird.

"Die Verwaltung wird daher nach dem Ratsbeschluss alles daran setzen, den Ausschreibungstext in enger Abstimmung mit der Politik so schnell wie möglich veröffentlichungsreif zu machen", sagte Stadtbaurat Werner Wingenfeld gestern.

Ob die Politik in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause dem folgen wird, ist allerdings noch fraglich. Denn schon jetzt reden sich die Politiker die Köpfe heiß, geht es beim Viktoria-Karree doch um eines der letzten freien Filetgrundstücke in der Innenstadt und vor allem um die an dieser Stelle heikle Frage der künftigen Verkehrsführung.

Während SPD, Bürger Bund Bonn (BBB) sowie die FDP für eine baldige Ausschreibung sind, hat sich die schwarz-grüne Ratskoalition noch nicht auf eine gemeinsame Linie verständigt. Für die Linksfraktion hat vor allem die angemessene Unterbringung des Stadtmuseums und der Gedenkstätte für die Nazi-Opfer Priorität.

Überlegt werde unter anderem, der Ausschreibung einen städtebaulichen Wettbewerb vorzuschalten, sagte Tom Schmidt (Grüne). Darüber gingen in der CDU die Meinungen noch auseinander, so CDU-Ratsherr Guido Déus. "Da müssen wir uns mit den Grünen noch zusammenraufen."

Ernesto Harder (SPD) drängt auf eine schnelle Entscheidung und warnt Schwarz-Grün, bei diesem wichtigen innerstädtischen Thema "wieder auf die Bremse zu treten". Unumstritten ist bei allen die Nutzung eines Teils der Flächen durch die Universität. Interesse an der Gesamtentwicklung des Karrees hat die Signa Development Deutschland GmbH, die bereits Eigentümerin des sogenannten "Dahm-Hauses" an der Rathausgasse ist, angemeldet.

Südüberbauung

Der Weg zum "Maximilian Center" am Hauptbahnhof ist aus Sicht von Stadtverwaltung und Politik frei. Jetzt liegt es an der Düsseldorfer German Development Group, ihre Pläne umzusetzen. "Es laufen Gespräche mit einem verbliebenen Eigentümer, mit dem man noch nicht handelseinig geworden ist", sagte eine Sprecherin dem GA. Es gilt, 40 Eigentümer unter einen Hut zu bringen.

Erst wenn dies geschehen ist und Investor Roger Sevenheck und sein Partner Rogier Albrecht ihr Eigenkapital nachgewiesen haben, verkauft auch die Stadt ihr Teileigentum an die Investoren. Zunächst soll die untere Ebene fertiggestellt und bereits in Betrieb genommen werden, bevor es in die Höhe geht. Inzwischen ist auch das Nordfeld zwischen Bonner Loch und Thomas-Mann-Straße europaweit ausgeschrieben.

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