Deutsche Bischofskonferenz Standort Bonn gesichert - vorerst
BONN · Mehr Präsenz wünscht sich die Deutsche Bischofskonferenz in Berlin, obwohl sie dort bereits jetzt durch eine bundesweit beachtete Akademie, das Katholische Büro, Räume für die Bischofskonferenz und Büros vieler katholischer Verbände und Organisationen vertreten ist.
Eine hochkarätige Arbeitsgruppe, der unter anderem die Kardinäle ReinhardMarx, Rainer Maria Woelki und Karl Lehmann sowie weitere Bischöfe und alsSekretär der Leiter des Bonner Sekretariats, Pater Hans Langendörfer,angehören, soll bis Ende 2016 Vorschläge vorlegen.
Bereits vor 15 Jahren stand die Deutsche Bischofskonferenz vor der Frage:Bonn oder Berlin? Mit nur einer Stimme Mehrheit (der des damaligen KölnerErzbischofs Joachim Kardinal Meisner) fiel die Entscheidung für Bonn und damitauch für den Neubau des Sekretariats. Immer wieder hat es in der ZwischenzeitDiskussionen gegeben, ob die damalige Entscheidung richtig war, zumal der vonvielen als machtbewusst eingeschätzte Bischofskonferenz-Vorsitzende Marx sichgern auf dem Berliner Parkett aufhält.
Da der Stuhl des Berliner Erzbischofs durch den Weggang von Woelki nach Kölnvakant ist, hofften nicht wenige insgeheim, Marx werde neuer Erzbischof an derSpree - mit einem mitgliedermäßig kleinen Erzbistum (rund 350.000 Mitglieder)und großer politischer Bühne. Doch machte Marx am Mittwoch in einem kleinen,vertraulichen Münchner Kreis klar: "Ein Münchner verlässt nichtMünchen." Soll heißen: Er geht nicht nach Berlin.
Noch befindet sich der Arbeitskreis erst am Beginn seiner Arbeit und Marxsondiert in einigen Hintergrundgesprächen, was der katholischen Kirche inBerlin dienlich sein könne. Da nicht nur aus katholischer Sicht dieintellektuelle, wissenschaftliche und gesellschaftspolitische "Musik"in Berlin spielt, wird nach einer katholischen Einrichtung gesucht, die in derbreiten Öffentlichkeit Gehör findet. Das Stichwort lautet Wissenschaftsforum,das eine Art "Think Tank" bildet.
Dieses könnte im seit langem leerstehenden Lichtenberg-Haus an der St.Hedwigs-Kathedrale Unter den Linden untergebracht werden. Aber es müsstegründlich saniert, wenn nicht abgerissen und neu gebaut werden. Dafür aberfehlt dem Berliner Erzbistum das Geld, zumal die St. Hedwig-Kathedralemillionenschwer umgebaut werden soll. Das alles kann aber erst vom neuenErzbischof entschieden werden, für den es noch keinen Namen gibt.
Selbstverständlich schaut die katholische Kirche auch auf die evangelische,die mit dem Dom ein repräsentatives Gotteshaus besitzt und mit rund 1000Studierenden über die größte evangelisch-theologische Fakultät verfügt. Dafürverfügt die katholische Kirche über die 1990 gegründete Katholische Akademie,deren Ruf weit über die Berliner Grenzen reicht und Ort vieler hochkarätigerpolitischer Veranstaltungen ist.
Marx hat in Hintergrundgesprächen in Berlin oft betont, dass der Standortdes Sekretariates in Bonn gegenwärtig nicht zur Diskussion stehe. Andere mitder eingesetzten Arbeitsgruppe Vertraute zeigen sich verhaltener: "Manmuss erst die Ergebnisse der Arbeitsgruppe abwarten, in der auch so großeBerlin-Freunde wie Kardinal Woelki vertreten sind. Wenn Vorschläge auf denTisch kommen, die ein Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz an der Spreeerforderlich machen könnten, dann werden die Würfel neu gemischt." AllenDementis aus dem Bonner Sekretariat der Bischofskonferenz zum Trotz: DerStandort Bonn ist "vorerst" gesichert. Und "vorerst"bedeutet: in den nächsten Jahren. Bekanntlich mahlen auch in der katholischenKirche die Mühlen eher langsam.