Interview mit Axel Wolf Startklar für Rosenmontag

BONN · Erfahrung, Ruhe, Gelassenheit und vor allem Professionalität sind erforderlich, um einen Rosenmontagszug erfolgreich durch die engen Straßen der Bonner Innenstadt rollen zu lassen.

 Zugleiter Axel Wolf vor dem Prunkwagen des Bonner Prinzenpaares.

Zugleiter Axel Wolf vor dem Prunkwagen des Bonner Prinzenpaares.

Foto: barbara frommann

Diese Eigenschaften muss ein Zugleiter verinnerlicht haben, damit am Ende 200.000 Jecke, die den Zugweg säumen, zufrieden, unverletzt und mit Tüten voller Wurfmaterial nach Hause gehen können. Der Festausschuss Bonner Karneval verlässt sich seit 2004 auf die Erfahrung und monatelanger Vorplanung von Axel Wolf. Er steuert in dieser Session zum zwölften Mal den Rosenmontagszug von der Thomas-Mann- bis zur Dorotheenstraße. Über Vorbereitung, Ablauf und Sicherheitsaspekte sprach Axel Wolf mit Holger Willcke.

Wann beginnen Sie mit der Vorbereitung?

Axel Wolf: In der Regel in den Sommerferien mit der Durchsicht der Unterlagen. Wichtig ist, das Protokoll von der Nachbesprechung des letzten Rosenmontagszugs zu lesen, weil wir darin alles festgehalten haben, was mir und meinem Team positiv wie negativ aufgefallen ist. Bis Anfang Oktober muss ich den Zug bei der Stadt Bonn angemeldet haben - und einen ersten Entwurf für das Sicherheitskonzept vorlegen.

Wie gewährleistet der Festausschuss die Sicherheit seines Fuhrparks?

Wolf: In jedem Spätherbst bieten wir für unsere Mitgliedsvereine einen Tüv-Termin in unserer Wagenhalle an. Jede Zugmaschine muss zum Wagen passen, vor allem die Bremsanlage muss abgestimmt sein. Unser Schirrmeister Christian Kretschmann ist für die Sicherheit der drei Traktoren und der 17 Wagen des Festausschusses verantwortlich.

Spielen eigentlich jedes Jahr dieselben Musikgruppen im Bonner Rosenmontagszug?

Wolf: Nein. Meistens schließen wir Verträge für drei Jahre ab. Arnulf Zormeier kümmert sich als Musikbeauftragter um die Gruppen. Am Rosenmontag werden wir drei neue Angebote am Start haben. Zum Beispiel wird die Bonner Band Handmade dabei sein.

Wer kümmert sich um die Vermarktung der Flächen entlang des Zugwegs?

Wolf: Die Vermarktungsrechte hat der Festausschuss von der Stadt Bonn erworben. Wir verkaufen deshalb Lizenzen an Gastronomiebetriebe und andere Unternehmen. 2014 waren es 38 Lizenzen.

Welche Bedeutung haben Kommentatorenstellen am Zugwegrand?

Wolf: Zu allererst sollen die Kommentatoren natürlich die jeweiligen Gruppen den Zuschauern vorstellen. Allerdings spielen sie auch im Sicherheitskonzept eine wichtige Rolle, weil sie im Notfall Durchsagen zu Verhaltensregeln bei plötzlichen Wetterereignissen, sowie eventuellen Feuerwehr- und Polizeieinsätzen sprechen müssen. Diese Texte sind vorbereitet und werden im Bedarfsfall abgelesen. In der Nähe einer jeden Kommentatorenstelle steht eine Person mit Funkgerät, die den Kommentator sofort über Notfälle informieren kann.

Wie erfahren Sie als Zugleiter unterwegs von Notfällen?

Wolf: Ich bin sozusagen dreifach abgesichert. An Bord meines Wagens befindet sich der Funk des Festausschusses, der Funk des THW und mein Handy, für das ich an diesem Tag bei der Bundesnetzagentur eine Vorrangschaltung beantragt habe. Auf meinem Wagen fährt auch mein Stellvertreter Thorsten Bachmann mit, der mich ständig über alle Ereignisse informiert. Der Festausschuss als Veranstalter muss aber im Vorfeld des Zugs seine Arbeit erledigt haben. Wenn der Zug einmal rollt, dann ist es nicht so einfach, noch Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir alle Sicherheitsaspekte mehrfach abchecken.

Und das bedeutet?

Wolf: Zum Beispiel werden alle Wagen vor dem Startschuss noch einmal von unseren Mitarbeitern kontrolliert. Wir achten besonders darauf, dass für jeden Wagen ausreichend Sicherheitsbegleiter mit im Zug gehen. Wer nicht genug Begleiter stellen kann, erhält von uns notfalls noch jemanden aus der Reserve. Wenn aber niemand mehr zur Verfügung steht, wird der betroffene Wagen aus der Zugaufstellung herausgenommen und kann nicht mitfahren.

Wie erfahren die Teilnehmer am Rosenmontagszug von den Auflagen?

Wolf: Der Festausschuss führt jedes Jahr eine Zugteilnehmerbesprechung durch, die für alle Aktiven verpflichtend ist. Dabei wird jeder über alles informiert. Wir müssen diesen Aufwand betreiben, weil die Besuchersicherheit bei Großveranstaltungen von Jahr zu Jahr wichtiger wird. Wir als Zug-Veranstalter müssen den Teilnehmern verständlich machen, dass das auch für den Karneval gilt.

Wie lange sind Sie und Ihr Helferteam an Rosenmontag im Einsatz?

Wolf: Sehr lange. Der Arbeitstag beginnt für uns morgens um 6 Uhr mit dem Herausholen der Wagen und endet irgendwann gegen 20 Uhr mit dem Hineinfahren der Wagen in die Wagenhalle. Dazwischen liegen 14 anstrengende Stunden. Aber das gilt nicht nur für mich, sondern für alle, die an diesem Tag im Einsatz sind. Jeder ehrenamtliche Mitarbeiter des Festausschusses hat an diesem Tag seine festgelegten Aufgaben. Nur im Zusammenspiel schaffen wir es, so eine Großveranstaltung wie den Rosenmontagszug sicher durchzuführen. Wir hinterfragen und optimieren jedes Jahr unsere Handlungsstränge und arbeiten Abänderungen ins Sicherheitskonzept ein. Mittlerweile umfasst dieses Konzept vier prall gefüllte Aktenordner.

Ist der Eindruck richtig, dass der Rosenmontagszug in den vergangenen Jahren deutlich länger geworden ist?

Wolf: Ja, das stimmt. Vor zehn Jahren haben 2600 Menschen am Zug teilgenommen, jetzt sind es 4800. Der Zug ist dadurch um circa 70 Prozent länger geworden.

Gibt es in diesem Jahr eine bedeutsame Änderung beim Ablauf des Rosenmontagszugs durch die Bonner City?

Wolf: Ja, wir haben uns entschieden, dass das Prinzenpaar wieder von Start bis Ziel durchgängig im Zug mitfahren wird. In der vergangenen Session ist das Prinzenpaar erstmals am Alten Rathaus ausgestiegen, hat den Rest des Zuges von der Rathaustreppe verfolgt und sich schlussendlich wieder am Ende eingereiht. Das hat aber zu viel Unruhe in den Zugablauf hineingebracht. Es war den Versuch wert, aber wir sind als Festausschuss der Meinung, dass das Prozedere zu aufwendig ist.

Hat der Festausschuss mit dem Gedanken gespielt, die Anschläge von Paris bei den Themen für die Mottowagen zu berücksichtigen?

Wolf: Nein, weil unsere vier Mottowagen bereits im Dezember komplett fertig waren.

Wie bewerten Sie die Entscheidung des Festkomitees Kölner Karneval, den nachträglich gebauten Mottowagen zu diesem Thema nun doch nicht starten zu lassen?

Wolf: Dazu möchte ich mich nicht öffentlich äußern. Das ist allein die Entscheidung der Kölner Kollegen.

Zur Person

Axel Wolf wurde 1967 in Bonn geboren. Er ist Geschäftsführer des Bonner Tontechnik-Unternehmens Sound Design in Meckenheim. Seit 2004 fungiert er als Zugleiter und damit im Vorstand es Festausschusses Bonner Karneval. Wolf ist Mitglied bei der KG Wiesse Müüs, dem Bonner Stadtsoldaten Corps von 1872 und dem Alten Beueler Damenkomitee.

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