Kommentar zum Verkehr in Bonn Staus durch Tatenlosigkeit

Meinung | Bonn · Es ist geradezu putzig, mit welchem Mittel die Bonner Ampel-Koalition dem drohenden Verkehrskollaps in der Region begegnen will.

Das Konzept Mobil.Pro.Fit soll es richten, wenn ab Ende 2017 eine Großbaustelle nach der anderen die Nerven aller fordern wird, wenn sie durch oder an Bonn vorbei wollen. Was soll das bei gut 100 000 Fahrzeugen bringen, die täglich allein die Nordbrücke passieren? Befürworter der Südtangente werden jetzt von ihren Stühlen aufspringen. Aber selbst die wäre bei den bevorstehenden Problemen keine Lösung. Denn dann würden die Autos eben im Venusbergtunnel stehen.

Dass sich die großen Unternehmen zur Verkehrspolitik in Bonn nicht äußern wollen, wundert nicht. Es gehört zur Unternehmenspolitik, sich aus diplomatischen Gründen nicht in lokale Angelegenheiten einzumischen. Und man muss hinzufügen: Es würde auch nichts bringen. Stattdessen haben Post, Telekom und andere Großbetriebe längst ihre eigenen Konsequenzen gezogen und etwa eigene Shuttledienste eingerichtet.

Und warum? Weil schon der Öffentliche Personennahverkehr in der Region eine mittlere Zumutung ist. Geschäftsleute, die 40 Minuten mit dem ICE von Frankfurt nach Siegburg fahren, wollen doch nicht auf eine mehr oder weniger unzuverlässige Bahn bauen, mit der sie dann mindestens genauso lange zum Post Tower oder zur T-Mobile unterwegs sind.

Im Verkehrsentwicklungsplan stehen schon seit vielen Jahren etliche Verbesserungsvorschläge, etwa eine Direktverbindung der Linie 66 von Siegburg über die Südbrücke nach Godesberg. Aber selbst einfach umzusetzende Pläne werden in dieser Stadt von keinem der Entscheidungsträger forciert. Nein, die Unternehmen bleiben weiterhin sich selbst überlassen.

Und so manchen wird es in nächster Zukunft weg aus Bonn ziehen. So wie es Haribo oder Zurich vormachen. Die Lösung der Verkehrsprobleme ist für Bonn und die Region die größte Herausforderung der Zukunft.

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