Pilotprojekt in Bonn Stauwarnung dank Bluetooth-Technik

BONN · Im Stau stehen, ist nicht schön. Nirgendwo. Wer schon vorher wüsste, wo der Verkehr gerade zähflüssig läuft, fährt vielleicht gar nicht los oder vielleicht erst später. Das ist der Ansatz, auf den die Stadt Bonn hofft, wenn im nächsten Jahr die Bauarbeiten an der Nordbrücke bevorstehen.

 Die vielbefahrene Reuterstraße gehört zu den Teststrecken des Pilotprojekts.

Die vielbefahrene Reuterstraße gehört zu den Teststrecken des Pilotprojekts.

Foto: Bongartz

"Wir können ja nicht eben mal zusätzliche Straßen schaffen, auf denen sich die Fahrzeuge bei Stau auf der Autobahn zum Ausweichen verteilen können", sagt Peter Esch, stellvertretender Leiter des Tiefbauamts. Also geht es um klare Informationen über die jeweilige Verkehrslage, mit denen die Bürger etwas anfangen können.

Zwar sei die Stadt extrem vorsichtig seit dem geplatzten City-Traffic-Projekt, an das in Duisdorf am Ortseingang noch eine riesige Schautafel erinnert. "Aber das System der Datenerhebung über Bluetooth, das wir gerade auf der Reuterstraße testen, funktioniert wirklich gut", sagt Esch.

Die Systemdaten (siehe rechts) laufen im Stadthaus auf. "Und sobald ein Streckenzug auf Rot schaltet und uns damit sagt, dass der Verkehr dort nicht mehr flüssig fließt, schalten wir auf eine Kamera", erklärt Esch. "Und tatsächlich, die Daten sind immer richtig, es gab noch keinen einzigen Ausreißer."

Deshalb überlege er derzeit, ob man den Test ausweite, und zwar auch auf die Autobahn 565. Dazu benötige man nicht einmal fremde Grundstücke, sondern durch die Reichweite von Bluetooth könne man die Empfangsgeräte auch weiter entfernt auf städtischem Boden aufstellen. Das System bilde den Verkehr fast in Echtzeit ab, es gebe zwar einen Zeitverzug, den aber nur von wenigen Minuten .

Ein weiterer Vorteil: "Der ganze Test mit diesem System hat die Stadt noch kein Geld gekostet", meint Esch. Nächster Schritt sei die Beschaffung weiterer Messeinrichtungen, "um die Verkehrsqualität nach und nach auf allen Hauptachsen und auch den beiden Autobahnbrücken bewerten zu können", heißt es in einer Mitteilung für die Politiker, die sich in der nächsten Sitzung des Planungsausschusses am kommenden Donnerstag mit dem Thema befassen werden.

Auch ein zweites System kommt testweise auf der Reuterstraße zum Einsatz. Dabei ist eine Kamera zur Kennzeichenerfassung der Autos montiert, die ebenfalls Verkehrsströme misst. Das sei aus Datenschutz-Gesichtspunkten etwas schwieriger, habe aber den Vorteil, dass auch nachts Daten erhoben werden könnten. Das Bluetooth-System könne das nicht, weil dafür zu wenig Fahrzeuge unterwegs sind.

Auf welches System die Stadt in Zukunft setzen will, ist noch unklar. "Der Testbetrieb hat den Vorteil, dass wir sicher sein wollen, ein funktionierendes System zu bekommen", sagt Esch. Das sei der wichtigste Aspekt. "Ansonsten gehe ich damit nicht nach draußen."

So funktioniert das Bluetooth-Projekt

Jedes Bluetooth-Gerät, ob Smartphone, Navi oder Freisprecheinrichtung sendet einen eigenen Code, der über ein Gerät am Straßenrand zu empfangen ist. Wird ein zweites Gerät ein Stück weiter aufgebaut, können Datenpaare gesammelt, verglichen und darüber die Reisezeit berechnet werden.

Und die wiederum gibt Aufschluss darüber, ob der Verkehr flüssig fließt oder sich staut. Aber es wird auch sichtbar, welchen Weg Autos in der Stadt nehmen. Partner der Stadt Bonn in dieser Pilot-Technologie ist die Firma Gesig. Weil die übertragenen Bluetooth-Gerätedaten nicht mit dem Namen des Nutzers oder Besitzers verknüpft sind und die sogenannte Mac-Adresse im Schnitt nur zwei Jahre benutzt wird (wegen der Lebensdauer der Geräte) sei das System von Datenschützern nicht zu beanstanden, so die Stadt.

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