Streit um Führungsposten bei SWB Stefan Behr: "Das schadet den Stadtwerken"

BONN · Im Streit um die Neubesetzung der Spitzenposten bei den Stadtwerken Bonn haben sich die Positionen zwischen den Vertretern der Arbeitnehmer- und der Eigentümerseite Stadt Bonn im Aufsichtsrat so verhärtet, dass ein Konsens ausgeschlossen zu sein scheint. Mit Arbeitnehmervertreter und Betriebsrat Stefan Behr, Vize von Aufsichtsratschef Klaus-Peter Gilles, sprach der GA.

Oberbürgermeister Nimptsch schlägt vor, einen externen Schlichter einzuschalten. Was halten Sie davon?
Behr: Das ist ein guter Vorschlag. Ich bin sicher, dass wir eine gute Chance hätten, noch einen Konsens zu finden. So weit waren wir nicht auseinander. Aber der Vorschlag wird wohl nicht umgesetzt. Wie ich Ihrer Zeitung entnehmen konnte, haben CDU und Grüne abgewunken. Das ist bedauerlich.

Welche Punkte sind denn noch zwischen Ihnen und Klaus-Peter Gilles strittig?
Behr: Wir hätten einer kürzeren Vertragsdauer für Heinz-Jürgen Reining und Marco Westphal als Konzernchefs zugestimmt. Das entspricht auch dem Vorschlag des Oberbürgermeisters. Von uns aus hätte dann auch eine weitere Konzernchefstelle neu ausgeschrieben werden und sofort besetzt werden können. Aber wir bleiben bei unserer Forderung, dass Herr Reining weitere fünf Jahre im Amt als Chef der Tochter Bus und Bahn bleiben soll und der Vertrag von Herrn Westphal ebenfalls als Arbeitsdirektor verlängert wird.

Das widerspricht aber dem Ratsbeschluss, der eine Entkoppelung der Chefposten von Holding und Tochtergesellschaften vorsieht. Warum bestehen Sie trotzdem auf der Doppelfunktion?
Behr: Das hat bisher bestens funktioniert. Die Konzernzahlen sind gut. Das Unternehmen ist bestens aufgestellt. Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist hoch. Deshalb versteht niemand, warum die Posten ausgeschrieben werden sollen.

Über den bisherigen dritten Mann an der Konzernspitze, Frank Preißmann, verlieren Sie kein Wort...
Behr: Wir haben von Anfang an zugestimmt, dass die Spitze um einen Posten reduziert wird. Es gab früher ja auch nur zwei. Herrn Preißmann wollte damals die CDU. Das war eine politische Entscheidung. Herr Preißmann hat mit dazu beigetragen, dass wir positive Zahlen schreiben, er hat sicher viele Sachen im Unternehmen sehr gut gemacht. Aber die Kollegen erleben ihn anders als unseren Arbeitsdirektor Westphal und Herrn Reining nicht im operativen Geschäft, weil er nur in der Holding tätig ist.

Und es ist vor allem den Herren Reining und Westphal gelungen, das Unternehmen Stadtwerke, in dem nach der Umgründung 1999 jede Tochtergesellschaft eine Einzelkämpferin war, zusammenzuführen und bei allen das Bewusstsein zu schaffen, dass wir an einem Strang ziehen. Die wirtschaftliche Seite ist eine, aber die Zufriedenheit der Mitarbeiter eine andere und ein hohes Gut für ein Unternehmen.

Verstehen Sie die Kritik und Verwunderung der Eigentümerseite, dass sich die Arbeitnehmer für die Verlängerung von Verträgen ihrer Chefs einsetzen, die wie Manager bezahlt und wie Beamte abgesichert werden? Herr Gilles wirft Ihnen vor, eine Lex Reining schaffen zu wollen.
Behr: Das stört mich am allermeisten. Das ist vollkommener Unsinn. Wir haben auch nicht gesagt, dass wir an den Vertragsinhalten nichts ändern wollen. Wir sind sogar dafür, alte Zöpfe wie Rückkehrrecht oder Altersvorsorge abzuschneiden. Aber dann muss man auch darüber reden, wie hoch die branchenübliche Bezahlung solcher Positionen ist.

In den bisherigen Gesprächen geht es jedoch erst einmal um neue Geschäftsführungsstrukturen. Und da finden wir, dass gerade mit Blick auf die großen Herausforderungen in der Zukunft - ich denke nur an die Diskussion um Rückkäufe der EnW-Anteile aus dem Rhein-Sieg-Kreis - es nur im Sinne des Unternehmens ein kann, wenn einem neuen Konzernchef bewährte Geschäftsführer zur Seite stehen.

Was sagen Ihre Kollegen zur Abberufung des SPD-Ratsherrn Werner Esser aus dem SWB-Aufsichtsrat? Wie ist die Stimmung?
Behr: Die Abberufung ist für uns eine Katastrophe. Das zeigt, dass es im Kern nicht mehr um die Stadtwerke geht. Wir als Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat haben ja vorher einen Brief an den Rat geschrieben, damit der Streit nicht eskaliert. Das schadet dem Unternehmen vor allem in seiner Außenwirkung. Das hat außerdem mit der vom Gesetzgeber gewollten unternehmerischen Mitbestimmung nichts mehr zu tun. Wegen der ganzen Geschichte herrscht überall große Unruhe. Die Kollegen sind sehr angespannt.

Wie geht es jetzt weiter?
Behr: Wir setzen immer noch auf eine Konsenslösung. Ansonsten warten wir ab, wie die Aufsichtsratsvorlage des Vorsitzenden zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 7. Oktober aussieht.

Zur Person

Stefan Behr (53) ist gelernter Heizungs- und Lüftungsbaumeister und seit 31 Jahren bei den Stadtwerken Bonn tätig. Seit 19 Jahren gehört er dem Betriebsrat , seit vier Jahren dem SWB-Aufsichtsrat an. Er ist verheiratet, hat vier Kinder und zwei Enkel, und lebt mit seiner Familie in Buschdorf.

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