Bonner Schlachthof-Gelände Steht Planung für Pop-Dome in Bonn auf der Kippe?

Bonn · Die Nähe zur Bonner Müllverwertungsanlage (MVA) könnte zum Aus für den geplanten Pop-Dome auf dem ehemaligen Schlachthof-Gelände an der Immenburgstraße führen.

Seit fünf Jahren verhandelt die Investorengruppe Westwerk mit der Stadt über ein Konzept für das Areal des ehemaligen Schlachthofes in der Weststadt an der Immenburgstraße. Unter anderem soll dort eine Veranstaltungshalle für 1750 Besucher entstehen – der sogenannte Pop-Dome. Die Hoffnung der Gruppe, in diesem Jahr endlich zum Ersten Spatenstich einladen zu können, erfüllt sich wohl nicht. Ein ursprünglich für September erwarteter Ratsbeschluss kam nicht zustande.

Denn ein von der Müllverwertungsanlage (MVA) erstelltes Gutachten von 2013 bezüglich der Nutzungsmöglichkeiten für das Schlachthofgelände muss überarbeitet werden. Es geht dabei um die Frage, ob sich die von Westwerk Ende Juni vorgelegte Konzeption (der GA berichtete) mit dem Betrieb der benachbarten Müllverbrennungsanlage verträgt. Hintergrund dafür ist eine Änderung der sogenannten Störfallverordnung des Bundes im April.

Darin wird festgelegt, wie weit zum Beispiel ein Bürogebäude von einer Industrieanlage wie die MVA entfernt stehen muss. Und da liegt der Hase im Pfeffer: Denn das jetzt vorliegende Konzept von Westwerk sieht neben einer Veranstaltungshalle mit einer Kapazität von bis zu 1750 Besuchern und einen Club für 500 Gäste auch Flächen für einen Wertstoffhof für Bonnorange, einen Food-Court, ein Hotel, ein Fitnesscenter, sowie Büros mit immerhin rund 8000 Quadratmetern Nutzflächen „für Unternehmen der Kreativwirtschaft, IT-Branche und der Digitalisierung sowie für Start-ups“ vor.

Projekt könnte den Bach runtergehen

Genau diese Arbeitsplätze könnten aber aufgrund der neuen Bestimmungen der Störfallverordnung möglicherweise doch nicht realisiert werden. Mit Folgen für das komplette Projekt, dass dann ganz den Bach runtergehen könnte, wie einige Politiker im Alten Ratshaus bereits hinter vorgehaltener Hand munkeln.

„Als wir im Juni von der neuen Konzeption erfuhren, haben wir natürlich umgehend reagiert und unseren Gutachter gebeten, das alte Gutachten vor dem Hintergrund der neuen Rahmenbedingungen sowie der Änderung der Störfallordnung zu überarbeiten“, erklärte MVA-Geschäftsführer Manfred Becker auf GA-Nachfrage am Freitag. Schließlich sei es in erster Linie seine Aufgabe, den Betrieb der MVA zu schützen.

„Wir haben uns aber bei den Planungen für den Schlachthof stets kooperativ gezeigt und wollen nach wie vor, dass es dort weiter geht.“ Aufgrund der Komplexität des Themas gehe er allerdings davon aus, dass das Ergebnis des Gutachtens frühestens Mitte November vorliegen werde. „Das werden wir anschließend natürlich zuerst im Aufsichtsrat beraten müssen, bevor es die politische Gremien erreicht“, betonte Becker.

Beratungen in Ausschüssen und Koalition

Jan Holger Schmidt, WestwerkInitiator und früherer Geschäftsführer der R(h)einkultur, hatte sich vor einigen Monaten in einem GA-Gespräch noch zuversichtlich gezeigt, das Projekt Schlachthof bald umsetzen zu können. Jetzt gibt Schmidt sich eher zurückhaltend: „Nein, ich glaube nun nicht mehr an einen Spatenstich in diesem Jahr“, sagte er auf GA-Nachfrage. Auf die Frage, ob er dem Projekt Westwerk überhaupt noch eine Realisierungschance einräumt, meinte er: „Da fehlt mir leider der Durchblick. Ich kann nur sagen: Wir haben unsere Planungen vorgelegt und werden sehen, wie es weitergeht.“

Guido Déus, Vorsitzender des städtischen Wirtschaftsausschusses und CDU-Landtagsabgeordneter, würde es sehr bedauern, wenn das Konzept von Westwerk nach so langer Planungszeit am Ende doch nicht zum Zuge kommen könne. „Aber so weit sind wir ja noch nicht“, sagte er. Déus will zunächst abwarten, was die Beratungen in den Ausschüssen und in der Koalition ergeben. „Vorher kann ich mich dazu nicht im Detail äußern“, sagte er.

SPD-Ratsherr Herbert Spoelgen, der seinen Wahlkreis in der Weststadt hat, meinte, „das Ganze ist doch ein Trauerspiel. Unsere Befürchtung ist, dass den Investoren der Atem ausgeht und aus dem Projekt nichts wird.“ Seine Fraktion wolle sich nun mit Schmidt treffen, um zu überlegen, wie man ihn unterstützen kann. „Auf jeden Fall pochen wir darauf, dass die Ergebnisse des Gutachtens so schnell wie möglich auf den Tisch kommen“, sagte Spoelgen.

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