Tafeln weisen auf frühere Namen hin Häuser erzählen in der Sternstraße von ihrer Vergangenheit

Bonn · Kleine Tafeln in der Bonner Sternstraße geben Aufschluss über die ehemaligen Namen der anliegenden Gebäude. Damit möchte man die lange und traditionsreiche Geschichte der Bonner Innenstadt sichtbar machen.

 In der Sternstraße erzählen kleine Tafeln von der Vergangenheit der Häuser.

In der Sternstraße erzählen kleine Tafeln von der Vergangenheit der Häuser.

Foto: Barbara Frommann/BARBARA FROMMANN

Zwischen bunt dekorierten Schaufenstern, großen Ladenschildern und Verkaufsplakaten fallen sie kaum auf. Kleine unscheinbare Tafeln, die an vielen Häuserfassaden in der Sternstraße in der Bonner Innenstadt angebracht sind. Sie sind so unscheinbar, dass viele Passanten, spricht man sie darauf an, irritiert reagieren: „Welche Schilder?“. Wer aber einen Blick nach oben wagt, kann dort nebst einer Jahreszahl so Klangvolles wie „Zur großen Rasselbank“, “Haus zur Stadt Lüttich“ oder „Zu dem Spitznagel“ lesen.

Schnell ist klar: Die Schilder geben die alten Namen der Häuser wieder. Die Zahl gibt das Jahr an, in dem das Haus zum ersten Mal in den überlieferten Quellen erwähnt wird. Das älteste (bekannte) Haus der Straße ist das Haus „Zum Hirtz“ (gleichbedeutend mit „Zum Hirsch“). Die Jahreszahl 1341 steht auf seinem Schild. Die Namenstafeln sind bei Weitem nicht so alt, zählen aber immerhin auch schon 28 Jahre. Der Bonner Heimat- und Geschichtsverein hat sie 1989 dort befestigen lassen. Anlässlich der damaligen 2000-Jahrfeier der Stadt Bonn hatte die Stadt Vereine aufgerufen, eine „historische Tat“ zu vollbringen. Der Geschichtsverein stellte sich dieser Aufgabe, indem er die Aktion mit den Schildern zu den Häusernamen initiierte. So wollte man die lange und traditionsreiche Geschichte der Bonner Innenstadt, die im Straßenbild kaum noch zu erkennen ist, sichtbar machen.

Für dieses Vorhaben hat der Geschichtsverein die Sternstraße wohl auch deshalb ausgesucht, weil sie trotz mehrerer Zerstörungen am ehesten ihren alten Charakter behalten hat. Das vermutet zumindest Norbert Schloßmacher, der Leiter des Bonner Stadtarchivs. In der Sternstraße sei früher überwiegend Gewerbe und Kleinhandel angesiedelt gewesen. Erstmals erwähnt wird sie demnach 1360 als „Pisternenstraße“, was sich vom lateinischen Wort für Bäckerei, „pistrina“, ableite. „Sternstraße“ war zunächst nur die Kurzform bis diese sich im 18. Jahrhundert als Bezeichnung durchsetzte, so Schloßmacher.

 In diesem Fall ist eindeutig, wie das Haus in der Sternstraße zu seinem Namen kam.

In diesem Fall ist eindeutig, wie das Haus in der Sternstraße zu seinem Namen kam.

Foto: Leonie von (PRA) Wangenheim

Häusernamen regen zu Spekulationen an

Warum aber trugen die Häuser überhaupt Namen? Auch darauf weiß Schloßmacher eine Antwort: Bei ihnen handele es sich um die Vorläufer der heutigen Hausnummern, die sich erst Ende des 18. Jahrhunderts etabliert hätten, erklärt der Archivar. Ähnlich wie bei der Herausbildung von Nachnamen, seien sie entstanden, um einzelne Personen oder Häuser überhaupt auseinanderhalten zu können. Dabei waren die Namen weniger von offizieller Natur, sondern seien eher im Volksmund gebräuchlich gewesen. Aus diesem Grund sind sie heute nur noch bekannt, wenn sie zufällig in Quellen erwähnt werden. Wie die Häuser genau zu ihren jeweiligen Namen gekommen sind, gehe aus den Schriftstücken meist nicht hervor.

Auch Georg Cornelissen, Sprachwissenschaftler am Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte des Landschaftsverbandes Rheinland, bestätigt dieses Problem: Sofern es nicht zufällig irgendwo schriftlich überliefert sei oder sich über die Jahrhunderte im Gedächtnis einer Familie bewahrt habe, gebe es heute „definitiv keine Chance“, über die Herkunft der Namen noch etwas in Erfahrung zu bringen.

Es bleibt allein die Möglichkeit zu Spekulationen: Manch einer lässt sich, einmal auf die Namen hingewiesen, zu kreativen Überlegungen hinreißen. So vermutet ein Passant über das „Haus zum Bierbaum“, dass an dieser Stelle wohl ein großer Baum stand, an dem man Bier gebraut habe. Tatsächlich könnte er nicht ganz Unrecht haben, denn zumindest für das Jahr 1690 ist belegt, dass in dem Haus ein Bierbrauer wohnte. Dass auf diese Weise bayrische Biergärten entstanden sind, wie der Passant scherzhaft erklärend hinzufügt, dürfte hingegen eher umstritten sein.

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