Interview mit dem OB-Kandidaten Ashok Sridharan "Steuererhöhung als Ultima Ratio"

BONN · Seit 20 Jahren stellt die SPD in Bonn den Oberbürgermeister. Mit ihrem Kandidaten für die OB-Wahl am 13. September nächsten Jahres, Ashok Sridharan, hofft die CDU, den Spitzenposten im Rathaus zurückzugewinnen. Mit Sridharan sprachen Lisa Inhoffen und Hansjürgen Melzer.

Wie ist es zu Ihrer Kandidatur gekommen?
Ashok Sridharan: Ich habe im Mai im General-Anzeiger gelesen, was die CDU in Bonn von ihrem OB-Kandidaten erwartet. Da habe ich mir gedacht: Das könnte ja auf dich passen. Ich habe das Thema aber erst mal hintangestellt, weil verschiedene Projekte in Königswinter liefen. Im Urlaub habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen und wollte Herrn Dr. Gilles nach meinem Urlaub anrufen. Der ist mir jedoch zuvorgekommen, indem er mich während meines Urlaubs angerufen hat. Anfang August haben wir ein Gespräch geführt, kurz danach - ich musste nicht lange überlegen - habe ich mich zur Kandidatur entschieden.

Fiel die Wahl auf Bonn, weil Sie in Königswinter hinter dem beliebten Bürgermeister Peter Wirtz nicht über die Rolle des zweiten Mannes herauskommen können?
Sridharan: Ich arbeite sehr gerne in und für Königswinter und mit Peter Wirtz, zu dem ich ein freundschaftliches Verhältnis habe. Wenn ich Bürgermeister hätte werden wollen, hätte es aber in anderen Kommunen die Chance gegeben. Da bin ich angesprochen worden, auch aus anderen Bundesländern. Aber ich will nicht aus dem Rheinland weg, und mir geht es auch nicht darum, irgendwo Bürgermeister zu werden. Ich möchte OB in Bonn werden.

Um welche anderen Kommunen handelte es sich?
Sridharan: Das möchte ich nicht sagen.

Haben Sie sich durch Ihre Hautfarbe schon mal diskriminiert gefühlt?
Sridharan: Ganz selten. Im Gegenteil. Das hat mir das Leben oft einfacher gemacht und mehr Vorteile als Nachteile gebracht. Allerdings konnte ich mir in der Schule nicht wirklich was erlauben, weil ich halt aufgefallen bin. Das hat mich diszipliniert.

Sind Sie der Heilsbringer, auf den die Bonner CDU seit 20 Jahren gewartet hat?
Sridharan: Ich würde diesen Begriff nicht wählen. Ich glaube aber, dass ich neue Impulse setzen und viele wertvolle Erfahrungen aus meiner langen Verwaltungstätigkeit mitbringen kann. Ich glaube auch, dass ich bei den Menschen ankommen kann. Es gibt natürlich Rückenwind durch das Ergebnis bei der Mitgliederversammlung, und nicht zuletzt deshalb bin ich überzeugt davon, dass ich in Bonn etwas bewegen kann.

Was befähigt Sie, als Beigeordneter einer Kommune mit gerade einmal 42 000 Einwohnern das OB-Amt in Bonn anzustreben?
Sridharan: Ich glaube nicht, dass das unterm Strich einen großen Unterschied macht. Es gibt in beiden Verwaltungen etwa die gleiche Zahl an Mitarbeitern, mit denen ein Stadtoberhaupt unmittelbar zusammenarbeitet. Auch sind die Aufgaben und Probleme etwa gleich gelagert, wenn auch die Dimensionen unterschiedlich sind.

Was verbindet Sie mit Bonn?
Sridharan: Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Mein Herz schlägt für Bonn. Alles, was in meinem Leben wichtig war, hat mit Bonn zu tun. Sollte ich Oberbürgermeister werden, ziehe ich mit meiner Familie nach Bonn, möglichst nahe an das Rathaus (lacht).

Welches sind die größten Probleme der Bundesstadt?
Sridharan: Natürlich die Finanzen. Die Haushaltskonsolidierung steht in den meisten Städten ganz oben auf der Agenda. Königswinter hat ein strukturelles Defizit von fünf Millionen Euro, in Bonn sind es rund 100 Millionen Euro. Ich werde bei den Haushaltsberatungen der CDU dabei sein. Aber ich bin natürlich nur ein Kandidat, nicht der OB oder der Kämmerer. Und ich bin auch nicht der, der den Stein der Weisen gefunden hat, wie man den Haushalt in einem Jahr ausgleichen kann. Das wird ein langer Prozess. Man muss aber schleunigst damit anfangen, damit wir in zehn Jahren da stehen, wo ich Bonn sehen will. Als Stadt mit international anerkanntem Ruf als international bekannte Kultur- und Kongressstadt.

Haben Sie ein Patentrezept?
Sridharan: Man muss sicher über die Infrastruktur nachdenken. Dafür braucht man aber belastbare Zahlen und Daten. Ich beziehe mein Wissen zurzeit nur aus der Zeitung und dem Internet. Ich weiß zum Beispiel nicht, ob es bereits ein zentrales Controlling gibt. Der Haushalt sollte von einer zentralen Stelle mit gesteuert werden. Ich sehe im Friedhofsbereich enormes Potenzial, wo wir sparen könnten, weil sich das Bestattungsverhalten verändert hat. Das Gleiche gilt für die Bibliotheken, die Bäder, die Bezirksverwaltungsstellen und die Sportanlagen. Wenn eine Bibliothek in zwei Kilometern Entfernung viel mehr Besucher hat als die andere, warum soll dann die besser besuchte Einrichtung schließen?

Können Sie den Unmut vieler Bürger verstehen, dass die Stadt gerade hier anfängt zu sparen?
Sridharan: Ja. Und natürlich konsolidieren wir mit der Schließung von Bibliotheken oder einzelnen Bädern den städtischen Haushalt nicht. Aber wir müssen uns gut überlegen, was macht Sinn und was nicht. Wichtig ist, dass die Stadt handlungsfähig bleiben kann und nicht am Ende von der Bezirksregierung gesagt bekommt, was sie noch tun darf. Deshalb müssen alle Entscheidungen so transparent sein wie möglich. Dazu sollte man alle Beteiligten an einen Tisch holen und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Wie stehen Sie zum geplanten Beethoven-Festspielhaus?
Sridharan: Das wäre ein Gewinn für die ganze Stadt Bonn und auch für die Region. Es geht dabei nicht nur um Beethovens 250. Geburtstag. In der Region Bonn werden alle davon profitieren - der Einzelhandel, die Gastronomie, die Hotellerie und viele mehr. Trotzdem muss die Stadt darauf achten, dass sie sich mit dem Projekt nicht übernimmt, auch wenn es ein privates Bauprojekt ist. Aber dafür hat der Rat die entsprechenden Beschlüsse gefasst. Übrigens: Auch das WCCB ist wichtig für Bonn. Dass dabei nicht alles gut gelaufen ist, steht auf einem anderen Blatt.

Seit Jahren kommt die Stadt mit der Bäderfrage nicht weiter. Königswinter hat nur zwei Bäder, aber auch damit haben Sie sich bisher mehr als schwer getan...
Sridharan: Die Situation in Königswinter ist mit der Bonns nicht vergleichbar. In Königswinter wollen wir ein altes Hallenbad durch einen Neubau ersetzen und gleichzeitig ein bestehendes Freibad sanieren. Hierzu gibt es diverse Untersuchungen aber eben auch kontroverse Diskussionen im Stadtrat, weil die Koalition den - wirtschaftlich auch nach meiner Meinung sinnvollen - Hallenbadneubau präferiert und die Opposition eine Sanierung des Hallenbades will. In Bonn geht es hingegen darum, den Bedarf zu überprüfen. Dazu müssen Besucherzahlen, Sanierungskosten, Betriebsergebnisse vorgelegt und im Vergleich auch mit anderen Großstädten analysiert werden. Außerdem muss berücksichtigt werden, dass die Bäder für die Schulen erreichbar sind, um den Schwimmunterricht weiterhin anbieten zu können.

Amtsinhaber Nimptsch will die Grundsteuer in Bonn um 300 Punkte erhöhen. Finden Sie das richtig?
Sridharan: Nein. Das ist ein tüchtiger Schluck aus der Pulle. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Stadtrat das beschließen wird. Man sollte zunächst schauen, ob alle Sparpotenziale ausgeschöpft wurden, bevor man an der Steuerschraube dreht als Ultima Ratio! Allerdings glaube ich auch, dass an einer Anhebung der Grundsteuer kein Weg vorbei führt, nur eben nicht um 300 Punkte. In Königswinter habe ich dem Stadtrat eine Anhebung der Grundsteuer B und der Gewerbesteuer um jeweils 20 Punkte vorgeschlagen, um ein Haushaltssicherungskonzept zu vermeiden.

Sie haben in Königswinter einige PPP-Projekte (öffentlich-private Partnerschaften) realisiert und werden deshalb oft als Investorenfreund kritisiert.
Sridharan: Ich finde, es ist kein Makel, investorenfreundlich zu sein. Es ist wichtig, in Kontakt mit den Unternehmen in der Stadt zu bleiben und neue Unternehmen zu gewinnen. In Bonn könnte ich mir übrigens sehr gut vorstellen, PPP-Projekte bei den dringend notwendigen Schulsanierungen umzusetzen. Das haben wir beim Schulzentrum Oberpleis äußerst erfolgreich umgesetzt, und auch in Köln und anderen Kommunen wurden einige Schulen erfolgreich unter Einbindung privater Unternehmen saniert.

Zur Person##ULIST##

Ashok-Alexander Sridharan wurde 1965 in Bonn geboren. Er ist katholisch und mit Petra Fendel-Sridharan verheiratet. Das Paar hat drei Söhne (13, 16 und 20 Jahre). Die Familie lebt in Bornheim.

  • Der 49-jährige Jurist ist seit 1996 für die Stadt Königswinter tätig. Er ist seit 2002 Erster Beigeordneter sowie Stadtkämmerer und nimmt als Vertreter von Bürgermeister Peter Wirtz auch repräsentative Termine wahr. Sridharan gehört der CDU seit mehr als 20 Jahren an.
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