Gemeinde Sankt Petrus Stiftskirche bleibt nach Vandalismus geschlossen

BONN · Nach mehreren Fällen von Vandalismus sieht sich die Gemeinde Sankt Petrus gezwungen, den Zugang zur Stiftskirche zu beschränken. Tagsüber ist nur der Vorraum hinter dem Hauptportal an der Kölnstraße geöffnet.

 Ziel von Vandalismus: die Stiftskirche.

Ziel von Vandalismus: die Stiftskirche.

Foto: Gemeinde Sankt Petrus

Durch ein Gitter können Besucher einen Blick in die Kirche werfen. Küster Bernhard Wolf ist Kummer gewöhnt. "Seitdem ich hier arbeite, passiert eigentlich immer irgendwas." Jetzt habe der Vandalismus aber eine neue Qualität bekommen.

Der oder die Täter drangen bis zum Hochaltar vor, der mit einer Alarmanlage gesichert ist, und warfen dort Kerzen um. Als der Alarm beim Küster einging, eilte er sofort zur Stiftskirche, konnte die Täter aber nicht stellen. "Zum Glück wurden die Kunstwerke nicht beschädigt", sagt Wolf.

Die Stiftsgemeinde geht auf die Dietkirche (Volkskirche), die erste Bonner Pfarrkirche aus dem 8. Jahrhundert zurück. Die heutige Stiftskirche wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und beherbergt noch das Taufbecken der Dietkirche. Da zurzeit auch eine restaurierte Krippe aufgebaut ist, entschloss sich die Gemeinde, die Türen zunächst geschlossen zu halten.

"Der früher übliche Respekt vor heiligen Räumen ist nicht mehr vorhanden", sagt Stadtdechant Monsignore Wilfried Schumacher. "Wir haben im Münster den Präsenzdienst, ohne den wir das Münster gar nicht auflassen könnten." Ehrenamtliche Mitarbeiter des Gästedienstes sind jeweils drei Stunden pro Woche im Einsatz.

Sie informieren und begleiten die Besucher. Zurzeit läuft wieder ein Aufruf "Menschen mit offenen Augen und Ohren gesucht", im März beginnen die nächsten Schulungen. Laut Schumacher hat es auch im Bonner Münster immer wieder Zwischenfälle gegeben. Ein wertvolles, barockes Kreuz wurde umgerissen, Cola ins Weihwasser gekippt und die Pietà zerstört.

Die Statue der Maria, die ihren toten Sohn im Arm hält, steht inzwischen hinter Gittern. "Hinzu kommt, dass man die Kirche sogar für Drogenhandel missbraucht", sagt Schumacher. Auch von anderen Gemeinden höre er hin und wieder von Zwischenfällen.

In der Kirche Sankt Winfried am Rande des ehemaligen Regierungsviertels wurde im vergangenen Jahr ein Fürbittbuch angezündet, auch das Altartuch geriet in Brand. Und in der Kessenicher Kirche Sankt Nikolaus raubte während des Gottesdienstes ein Mann Geld aus dem Klingelbeutel und verschwand.

Vandalismus in Kirchen ist kein Bonner Phänomen. Auch in Köln sind Kirchen in der Innenstadt nur bedingt geöffnet. Oder man setzt Ehrenamtliche ein, womit auch die evangelische Kirche in Bonn gute Erfahrungen gemacht hat. "Wir haben den Trend, unsere Kirchen aufzumachen. Aber dann gibt es in der Regel Bewachung", sagte Pfarrer Joachim Gerhardt, Sprecher des evangelischen Kirchenkreises Bonn, am Montag dem GA auf Anfrage.

Konkrete Fälle von Zerstörung kennt Gerhardt allerdings nicht, "aber wir sehen die Gefahr auch". Er findet es wichtig, die Kirchen möglichst auch außerhalb der Gottesdienstzeiten für Besucher zugänglich zu machen: "Wir spüren den Bedarf der Menschen."

Wer Präsenzdienst im Münster übernehmen möchte, kann sich jetzt für die im März beginnende Schulung bewerben. Fragen beantwortet Andrea Osten unter der Rufnummer 0228/9858861.

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