Interview Stiftung plant ein Buntes Haus in Bonn

Inka Orth, Vorsitzende des Bunten Kreises Bonn-Ahr-Rhein-Sieg, und Jens Stevens vom Stiftungsrat „Schwer krankes Kind“ erläutern, wie Familien unter einem Dach eine Vielzahl von Hilfen und Therapien erhalten.

Weshalb engagieren Sie sich?

Jens Stevens: Wir sind selbst von einem harten Schicksalsschlag getroffen worden, als unsere zu früh geborene und chronisch kranke Tochter in der Bonner Uniklinik zur Welt kam. Monatelang haben wir um sie gebangt. Einige Kinderkrankenschwestern waren damals beim Bunten Kreis in der Nachsorge aktiv. Uns war schnell klar, dass es ein stabiles Fundament für diese unverzichtbare Arbeit braucht. Mit der „Stiftung schwer krankes Kind“ soll nachhaltig ein solides finanzielles Fundament geschaffen werden, auf das der Bunte Kreis bauen kann.

Gibt es konkrete Planungen?

Stevens: Ja. Wir wollen mitten in Bonn ein Buntes Haus errichten. Derzeit suchen wir ein größeres Grundstück mit ausreichenden Parkmöglichkeiten. Geplant ist ein Haus für Kinderärzte, Physio-, Ergo- und Logopädie, Seminarräume für Diabetes-, Asthma-, Adipositas-, Schmerz- und Neurodermitis-Schulungen, Kranken-, Spiel- und Aufenthaltsräume, die Verwaltung des Bunten Kreises sowie ein großes Familiencafé als Treffpunkt für Jedermann.

Inka Orth: Aus eigener Erfahrung weiß auch ich, was es heißt, mit einem Kind mit Beeinträchtigung zu leben und damit als Eltern oftmals an die eigenen Grenzen zu stoßen. Statt Integration müssen wir leider immer wieder erfahren, was Ausgrenzung bedeutet. Unser Buntes Haus wird allen offen stehen, selbstverständlich auch Eltern und gesunden Kindern. In diesem Haus soll es neben unserer Sozialberatungsstelle „Boofe“ auch einen Bereich für die Tiergestützte Therapie für Kinder und Jugendliche geben.

Was genau macht der Bunte Kreis Rheinland?

Orth: Das Leben kennt keine hundertprozentige Sicherheit, und wir wissen, dass Schicksalsschläge das Leben schlagartig verändern. Wir begleiten betroffene Familien und leisten Hilfe zur Selbsthilfe. Die Schwestern stehen in engem Kontakt mit den Ärzten und sprechen mit ihnen die häusliche Nachsorge ab. Sie beraten, unterstützen bei Anträgen und Verhandlungen mit Arbeitsamt, Krankenkasse, Rentenversicherung oder Pflegekasse. Sie geben Tipps rund um die Erkrankung des Kindes und vernetzen mit Ärzten, Therapeuten und anderen betroffenen Familien.

Wie finanziert der Bunte Kreis seine Arbeit?

Orth: Die sozialmedizinische Nachsorge wird von Krankenkassen teilweise finanziert. Leider fallen immer wieder Familien durchs Bewilligungsraster. Um auch diese Familien nicht im Stich zu lassen, sind wir auf Spenden angewiesen. Viele Aufgaben decken wir zudem mit ehrenamtlichen Kräften ab.

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