Bönnsch-Kolumne Stollen zur Weihnacht

Bonn · Was gab es früher in Bonn zu Weihnachten: „Weckmann“ oder „Hirzemann“? Ein Beitrag von Sprachforscher Georg Cornelissen.

Ein Weckmann.

Ein Weckmann.

Foto: Ingo Eisner

Eigentlich fragt die Sprachwissenschaft ja: „Wie wurde das genannt, was es zu Weihnachten gab?“ Aber Wörter und Sachen stehen in einem verzwickten Verhältnis zueinander, etwa im Fall von „Weckmann“ und „Hirzemann“: Sind es zwei Wörter für dasselbe Gebäck? Oder unterscheiden sie sich nicht nur dem Namen nach?

Früher, vielleicht noch im beginnenden 20. Jahrhundert, wurden im Rheinland zu bestimmten Anlässen „Gebildbrote“ gebacken und verschenkt: Stollen, Kränze, Hirsche, Männchen… Jeder Dialekt hatte dafür passende Bezeichnungen parat. Ein ganz besonders beliebter Anlass war Nikolaus.

Eine Teigfigur mit Pfeife nennt man heute auf Bönnsch gern „Weckmann“ oder „Hirzemann“. Wenn Kinder sie zu Beethovens Zeiten geschenkt bekamen, dann war Nikolaus. Daran erinnert auch noch die Bezeichnung „Kloskäel“, die man zumindest in der Umgebung Bonns bis heute hören kann. „Klos“ (mit offenem o) meint „Klas“, also Niklas/Nikolaus.

Wichtiger als der Weckmann war zur Weihnacht früher einmal der Stollen, auf Bönnsch: „Stolle“, ein besonders schmackhaftes Korinthenbrot in länglicher Form. Heute können wir in Bonner Bäckereien jeden Tag einen Stollen kaufen, vor hundert Jahren gab es ihn vielleicht an Sonn- und Feiertagen. Zu Beethovens Zeiten kamen viele Bonner aber möglicherweise nur in der Weihnachtszeit in seinen Genuss.

Inzwischen hat der Teigmann mit Pfeife sich ganz breit gemacht. Es gibt ihn nun schon zu Sankt Martin (deshalb auch „Märtesweck“) und auch noch nach Nikolaus. Die Bezeichnung „Hirzemann“ ist im Vergleich zu „Weckmann“ nur kleinräumig verbreitet; ein „Hirz“ ist ein Hirsch. Früher erfreute man sich im Bonner Raum an „Gebildbroten“ vielerlei Arten (verschiedene Tiere, andere Formen), die übrigens insgesamt „Hirzen“ genannt wurden. 

Georg Cornelissen ist Sprachforscher beim Landschaftsverband Rheinland (LVR). Für den GA schreibt er über das Bönnsch, das man zu Beethovens Zeiten sprach – passend zum 250. Geburtstag des Komponisten.

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