Debatte zur Integration Stolz auf Hilfsbereitschaft der Bonner

BONN · Der Einstieg in den Abend ist optimistisch. "Integration in Bonn funktioniert", sagt Rahim Öztürker, der als Vorsitzender des Integrationsrates zur Podiumsdiskussion mit den drei Oberbürgermeisterkandidaten ins Beueler Rathaus eingeladen hat.

Und: "Diese Stadt ist auch unsere Stadt." Da würden ihm Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD), Tom Schmidt (Grüne) und Ashok-Alexander Sridharan (CDU) keineswegs widersprechen. Vor rund 100 Zuhörern ziehen sie eine insgesamt positive Bilanz zum Zusammenleben der Nationalitäten in Bonn (Migrantenanteil rund 27 Prozent). Drei ausgewählte Themen des Abends:

Flüchtlinge. Rund 900 sind es derzeit in Bonn. "Ist das Boot bald voll?", lautet die zugespitzte Frage von GA-Redakteur Frank Vallender, der die Moderation übernommen hat. "Noch lange nicht", sagt Schmidt. "Viele werden auf Dauer bleiben, und das ist gut so." Alle drei Kandidaten loben die Hilfsbereitschaft und Offenheit der Bonner den Flüchtlingen gegenüber. "Wir müssen aber auch vorhandene Ängste ernst nehmen und auf die Menschen eingehen, die sich Sorgen machen", betont Sridharan, selbst Sohn eines Inders und einer Lengsdorferin. Ruhen-stroth-Bauer mahnt die Stadtverwaltung: Etliche Flüchtlingskinder könnten noch immer nicht in die Schule gehen und würden nur dank ehrenamtlicher Hilfe unterrichtet.

Ghettobildung: Den sozialen Sprengstoff in Stadtteilen wie Neu-Tannenbusch sehen alle drei Kandidaten. Bezahlbare Wohnungen, auch für Flüchtlinge, müssten im ganzen Stadtgebiet geschaffen werden, sagt Sridharan, der dafür Bebauungspläne entsprechend gestalten will. "Wir müssen Flüchtlinge zu Nachbarn machen", plädiert Schmidt für eine dezentrale Verteilung in Bonn. Das sei auch "ein Appell an private Vermieter". Ruhenstroth-Bauer kontert, dazu passe ja wohl nicht, dass die Koalition aus CDU, Grünen und FDP im Stadtrat kürzlich eine Sozialwohnungsquote für Neubauprojekte blockiert habe.

Salafismus: Beratungsstellen und Aussteigerprogramme reichen nicht aus, findet Ruhenstroth-Bauer. "Da muss die Gesellschaft auf allen Ebenen aktiv werden", so der SPD-Mann. Gerade Schulen müssten zusammen mit Vereinen und Ehrenamtlern dafür sorgen, dass junge Leute mit ausländischen Wurzeln Anerkennung erfahren: "Das macht immun." Muslime dürften nicht unter Generalverdacht gestellt werden, fordert Schmidt: "Wir müssen gewaltbereiten Salafismus gemeinsam mit ihnen bekämpfen." Sridharan will dabei die Moscheegemeinden einbinden. "Wir sollten aber auch den Lehrern an den Schulen eine bessere Fortbildung zu diesem Thema anbieten."

Die Kandidaten

Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD), Jahrgang 1956, ist Anwalt und Strategieberater in Bonn und Berlin. Der Jurist war von 2002 bis 2005 Staatssekretär im Bundesfamilienministerium. Ruhenstroth-Bauer ist verheiratet und hat vier erwachsene Kinder.

Ashok-Alexander Sridharan (CDU), Jahrgang 1965, ist seit 1996 für die Stadt Königswinter tätig. Der Jurist ist seit 2002 Erster Beigeordneter sowie Stadtkämmerer. Er ist verheiratet, hat drei Söhne. Die Familie lebt in Bornheim, sucht jetzt aber eine Wohnung in Bonn.

Tom Schmidt (Grüne), Jahrgang 1959, hat katholische Theologie und Philosophie studiert. Seit 1988 ist er Geschäftsführer der Grünen-Ratsfraktion, Mitglied in Ratsausschüssen sowie in verschiedenen Aufsichtsräten. Er ist verheiratet und hat vier Kinder.

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