Wer waren Fritz Erler und Co.? Kurz-Vita auf Straßenschildern im Bonner Bundesviertel soll aufklären

Gronau · Wer weiß in 50 Jahren noch, wer Heinrich Lübke (CDU) oder Fritz Erler (SPD) waren? Straßen im Bundesviertel, die nach ehemaligen Politikerinnen und Politikern benannt sind, sollen zur Aufklärung mit Zusatzschildern versehen werden.

Das Bonner Bundesviertel in der Vogelperspektive.

Das Bonner Bundesviertel in der Vogelperspektive.

Foto: GA-Archiv

Franz Josef Strauß (CSU) neben Petra Kelly (Grüne), Theodor Heuss (FDP) neben Kurt Schumacher (SPD): Die Benennung einiger Straßen im Bonner Bundesviertel nach ehemaligen Politikerinnen und Politikern macht teils kuriose Nachbarschaften möglich – über Parteigrenzen hinweg. Noch sind die Namen vielen Leuten ein Begriff, bei jüngeren Generationen und Touristen könnte das anders aussehen.

Deshalb hat die Bezirksvertretung (BV) Bonn am Dienstagabend beschlossen, dass neben der Fritz-Erler-Straße auch andere Straßen, die nach ehemaligen Politikern benannt wurden, Zusatzschilder bekommen sollen.

Viel Platz für lange Biografien ist auf solchen Ergänzungen erfahrungsgemäß nicht, aber zumindest könnten Passanten die Namensgeber so einer Partei und einer Zeit zuordnen sowie kurze Hintergründe erfahren. Über Heinrich Lübke (CDU) könnten sie zum Beispiel lernen, dass er zweiter Bundespräsident war und sich früh für Entwicklungsarbeit einsetzte. Und über Kurt Schumacher (SPD) könnten die Menschen etwa lesen, dass er als einer der Gründungsväter der Bundesrepublik den Wiederaufbau mitorganisierte.

BV will 10.000 Euro für die Zusatzschilder einsetzen

Ein Bürger hatte ursprünglich beantragt, die Fritz-Erler-Straße mit einem Zusatz zu versehen. Erler war im Widerstand gegen das Nazi-Regime aktiv und später SPD-Fraktionsvorsitzender. „Bedauerlicherweise gibt es an den Straßenschildern keinerlei Hinweise auf den Namensgeber. Auch im Hinblick auf die jüngere Generation, die mit dem Namen kaum etwas verbinden kann, und die vielen internationalen Gäste in der Bundesstadt sollte diesem Zustand abgeholfen werden“, hieß es in dem Antrag.

„Wir befürworten das als SPD natürlich“, sagte Sabrina Lipprandt (SPD) dazu in der Sitzung der Bezirksvertretung und regte an, auch an anderen Straßenschildern mit Namensgebern aus der Politik Erklärungen anzubringen – für „spätere Generationen“. Brigitta Poppe-Reiners von Rheingrün unterstützte diesen Vorschlag, wollte das aber nicht beschließen, ohne zu wissen, um wie viele Schilder und Kosten es sich handelte.

Elmar Conrads-Hassel (FDP) schlug vor, 6000 Euro im Feuerwehrtopf, über den die Bezirksvertretung frei verfügen kann, für die Schilder zu reservieren. Rolf Beu von den Grünen zählte auf Google Maps auf die Schnelle etwa 15 Straßen, die infrage kämen, und erinnerte an internationale Namensgeber wie den ehemaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle.

Am Ende beschlossen die Bezirksverordneten, dass für maximal 10.000 Euro aus dem Feuerwehrtopf Erklärungen an Straßenschildern angebracht werden sollen, die nach ehemaligen Politikern benannt wurden. Weil die Gelder dieses Jahr ausgegeben werden müssen, muss die Maßnahme nun schnell umgesetzt werden.

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Von GA-Redakteurin
Lisa Inhoffen
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