Amtsgericht Bonn Streit auf dem Zebrastreifen: Rentner schlägt Rentner

Bonn · Das Bonner Amtsgericht hat einen 82-Jährigen wegen Körperverletzung zu 500 Euro Geldstrafe verurteilt - weil er nach einem Verkehrsunfall mit einem Regenschrim auf seinen Kontrahenten eingeschlagen hat.

 Justitia ist die Göttin der Gerechtigkeit.

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Foto: dpa

An diesem Tag regnete es in Strömen. Selbst der tagtägliche Spaziergang mit seiner „Emma“, einer Jack-Russell-Hündin, durch den Friedhof am Heiderhof machte dem 80-jährigen Franz-Josef B. wenig Spaß. Auf dem Heimweg mit seinem Roller – „Emma“ in der Flugtasche zu seinen Füßen – passierte dann das Malheur: An einem Zebrastreifen konnte er an diesem 13. Dezember 2016 einem ebenfalls betagten Fußgänger nicht mehr ausweichen.

„Der Asphalt war so glatt, ich konnte nicht mehr bremsen. Da sind wir kollidiert“, erinnerte sich der Rollerfahrer am Dienstag. Beide Rentner kamen zu Fall, auch die Vespa mitsamt Emma. Franz-Josef B. klemmte mit dem linken Bein sogar unter seinem Roller fest. Der 82-jährige „Unfallgegner“ hingegen rappelte sich schnell wieder auf und kam direkt auf ihn zu. „Ich dachte, er wollte mir helfen.“ Stattdessen bezog Franz-Josef B. ordentlich Prügel. Mit einem Regenschirm.

Der Krieg auf dem Zebrastreifen wurde am Dienstag vor dem Bonner Amtsgericht verhandelt. Der 82-jährige Ingenieur, der noch nie in seinem Leben auf der Anklagebank gesessen hatte, musste sich wegen Körperverletzung und Sachbeschädigung verantworten. Die heftigen Schläge einzuräumen, die wohl vor allem den Helm des Rollerfahrers getroffen hatten, fiel dem studierten Mann offensichtlich sehr schwer.

„Nach dem Unfall war ich in so einem Stresszustand, dass ich nicht mehr genau weiß, was passiert ist“, bekannte er am Dienstag. „Ich hatte Herzrasen und zitterte am ganzen Körper. Ich hatte das Gefühl, eine Herzattacke erlitten zu haben.“ Das Wichtigste, erinnerte sich der Angeklagte, sei ihm gewesen, dass der Rollerfahrer nicht abhaut. Deswegen auch habe es einen „leichten Kampf um den Fahrzeug-schlüssel“ gegeben, den er schließlich gewonnen hätte. Er habe ihn abgezogen und im hohen Bogen weggeworfen.

Ein Lkw-Fahrer aus Wesel, der die Kollision im Rückspiegel beobachtet hatte, war sofort umgedreht, um zu helfen. Die zornigen Attacken mit dem Regenschirm, die dann folgten, konnte der 43-Jährige kaum fassen. Er sei dazwischen gegangen, erzählte er als Zeuge, und habe versucht, die beiden Herren zur Räson zu rufen. Schließlich versorgten zwei Arzthelferinnen, die an der Haltestelle auf ihren Bus warteten, die beiden Senioren, bis die Polizei kam. Durch den Unfall bluteten beide an den Händen oder hatten Hautabschürfungen erlitten.

Die Amtsrichterin verurteilte den Regenschirmschläger schließlich zu 500 Euro Geldstrafe. Denn sein Aggressionspotenzial an dem Tag sei schon „erstaunlich“ gewesen. Weiter hieß es im Urteil: Seine Reaktion sei unverhältnismäßig gewesen, auch wenn er „durch den Unfall vielleicht geschockt war“.

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