Analyse zu den aktuellen Vorkommnissen Streit der Karnevalisten aus Bonn und Beuel

Meinung | Bonn · Zwischen den Bonner und den Beueler Karnevalisten sind atmosphärische Verwerfungen spürbar. Ob der Etikette-Boykott von Beuels Obermöhn Ina Harder oder der Streit um einen Auftritt auf der Weltklimakonferenz - es brodelt im Bonner Karneval. Eine Analyse.

 Ein Selfie mit den beiden Mariechen nimmt ein Delegierter als Erinnerung an die Klimakonferenz mit nach Hause.

Ein Selfie mit den beiden Mariechen nimmt ein Delegierter als Erinnerung an die Klimakonferenz mit nach Hause.

Foto: Benjamin Westhoff

Damit die Session 2017/18 fröhlich und erfolgreich wird, sind Fingerspitzengefühl, Diplomatie und Verständnis füreinander erforderlich. Diese Erkenntnis zeichnet sich bereits zum Auftakt der fünften Jahreszeit ab. Bei dem einen oder anderen Festausschuss und bei einigen Gesellschaften sind schon jetzt atmosphärische Verwerfungen spürbar.

Jüngstes Beispiel ist der Etikette-Boykott von Beuels Obermöhn Ina Harder bei der Vorstellung der neuen Tollitäten am Samstag im Alten Rathaus und auf dem Marktplatz. Statt wie üblich im blauen Kostüm, erschien die Frontfrau der Weiberfastnacht im Clownskostüm mit orangefarbener Pumuckl-Perücke. Dieser Auftritt war nichts als Protest. Protest gegen das ihrer Meinung nach allmächtige Vorgehen des Festausschusses Bonner Karneval beim Thema Pferde im Rosenmontagszug. In Beuel lässt man sich nicht gerne von einem für die Schäl Sick nicht zuständigen Festausschuss vorschreiben, wie die Richtlinien für die Teilnahme von Pferden auszusehen haben. Diese Missbilligung sprach die wortgewaltige Präsidentin in Anwesenheit von Oberbürgermeister Ashok Sridharan im Alten Rathaus auch deutlich aus.

Diese Trotzreaktion belegt das fehlende Miteinander der Karnevalsfunktionäre. Der Karneval, der durch seine Leichtigkeit oftmals Menschen verbindet, stößt in Bonn manchmal an die Grenzen seiner Integrationskraft. In vier Stadtbezirken haben drei Festausschüsse das Sagen. Neid und Missgunst regieren mit. Bestes Beispiel ist die jüngste Protestnote des Festausschusses Bonner Karneval. Bei der Weltklimakonferenz in der Rheinaue wurden die Beueler Stadtsoldaten zur närrischen Missionierung der Konferenzteilnehmer angefordert. Der Auftritt der Beueler war kurzzeitig gefährdet: Der Festausschuss Bonner Karneval hatte laut Thomas Theuerzeit, Pressesprecher der Stadtsoldaten, beim Organisator des jecken Empfangs interveniert und um einen Austausch des Corps gebeten. Ein Bonner Corps sollte auftreten.

Doch dem Wunsch wurde nicht entsprochen. Dazu sagt Festausschusspräsidentin Marlies Stockhorst: "Wir waren schon verwundert, dass die Beueler verpflichtet worden sind. Schließlich haben wir die ganze Vorarbeit mit der Stadt und dem Ministerium geleistet." Das Beueler Tanzpaar Janis Füllenbach und Sabrina Michels wurde von den Cop-Gästen gefeiert. Die Beschwerde aus Bonn zeigte keine Wirkung.

Bonn feiert eine Jubiläumssession: 200 Jahre Universität und 190 Jahre Rosenmontagszug. Das heftige Grummeln zum Sessionsauftakt muss für alle Karnevalisten Mahnung und Aufforderung zugleich sein, damit Narren links und rechts des Rheins zusammen und entspannt „fiere un studiere“ können.

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