Entwurf für den Bahnhofsvorplatz Streit um Plan eines Bonner Architekten
BONN · Gibt es doch fünf Pläne für das sogenannte Nordfeld gegenüber dem Bonner Hauptbahnhof? Laut Stadtverwaltung liegen die Entwürfe von vier Bewerbern für die Areale zwischen Bonner Loch und Thomas-Mann-Straße sowie zwischen Bahngleisen und Rabinstraße vor.
Drei von Düsseldorfer Bietern, ein Projekt des Essener Projektentwicklers Kölbl Kruse, der mit der Bremer Zechbau zusammenarbeitet. Letztere, die sich zur KK 16 GmbH & Co KG zusammengeschlossen haben, waren mit den Plänen eines Bonner Architekten ins Rennen gegangen, präsentierten indes dann den Vertretern des Liegenschaftsamtes in der letzten Verhandlungsrunde einen neuen Plan - von einem anderen Architekten.
Warum sie das tat, dazu möchte sich das Essener Unternehmen nicht äußern und verweist wegen des noch laufenden Vergabeverfahrens auf das Liegenschaftsamt. Auch der Bonner Architekt will weder namentlich genannt werden noch will und dürfe er aus juristischen Gründen zu den Vorgängen etwas sagen.
Die Initiative "Pro Bahnhofsvorplatz" ist jedenfalls enttäuscht, denn der Ursprungsplan gefiel der Initiative gut. "Erstens beinhaltete er auch Ideen für die Südüberbauung. Und außerdem traf die Architektur genau unsere Vorstellungen, wie man einen sensiblen Übergang zur historischen Stadt hinbekommt", sagte Ilse Wolf von der Initiative. Der ebenfalls in der Initiative engagierte Bonner Ingenieur George Hoitz legte die Ursprungspläne vor: "Das wäre eine historische Chance für Bonn", meinte er, "und identitätsbildend." (siehe auch Kasten).
"Wir verstehen auch nicht, dass keine der Parteien das Thema im Kommunalwahlkampf aufgreift", so Wolf. Die Initiative, die schon seit Jahren für ein Gesamtkonzept vom Kaiserplatz bis zur Thomas-Mann-Straße plädiert, kritisiert weiterhin, dass die Stadt sich nicht aktiv in die Gespräche um die Zukunft der Südüberbauung einbringt. Ihr Bürgerantrag Ende vergangenen Jahres, die Stadt möge ihre Verbindung zum Chef der Maximilian Center GmbH, Roger Sevenheck, abbrechen, "die abgelaufene Baugenehmigung nicht verlängern und einen neuen Bauantrag nicht genehmigen", wurde mehrheitlich abgelehnt.
Laut Professor Heinz Schott, Vorsitzender der Initiative, eröffnen sich nur dann Möglichkeiten für bessere Lösungen des Problems am Bahnhofsvorplatz. "Das ist ja auch keine Lösung, jetzt einen Plan fürs Nordfeld zu beschließen, und die Südüberbauung bleibt wie sie ist", meint Wolf. Jedenfalls fordert die Initiative, dass die Stadt den Bürgern die Pläne des Bonner Architekten zusammen mit den Entwürfen der vier Bewerber vorstellt.
Und genau das gehe aus verfahrensrechtlichen Gründen nicht, sagte Alfred Beißel, Leiter der Stabsstelle Liegenschaftsmanagement bei der Stadt Bonn. Nach der europaweiten Ausschreibung habe es mehrere Stufen des Verhandlungsverfahrens gegeben. Liegen die Interessenbekundungen erst einmal vor, so gebe es nach EU-Vergaberecht ein sehr detailliert vorgegebenes Prozedere, das auch festlege, welche Unterlagen dazugehörten.
In der ersten Stufe gelte es, genau diese Unterlagen auf Vollständigkeit zu prüfen. Dabei sei ein Mitbewerber "aus formalen Gründen" ausgeschlossen worden. Wie berichtet, handelt es sich dabei um den Investor Ten Brinke, der mit seinem Einspruch bei der Vergabekammer der Bezirksregierung gescheitert ist und nun vor dem Oberlandesgericht in Düsseldorf in Revision geht.
"Wir sind uns mit unserer Rechtsposition sicher", so Beißel. "Sollte er aber vor Gericht Recht bekommen, so werden die Verhandlungsrunden mit ihm nachgeholt." Indes habe der gerichtliche Prozess "keine aufschiebende Wirkung", das heißt, die Stadt kann mit ihrem Verfahren die nächsten Stufen einleiten. Das hat sie soeben mit der Veröffentlichung der Pläne getan. Im Sommer sollen sie den Bürgern vorgestellt werden - aber eben ohne die Entwürfe des Bonner Architekten.
"Die einzelnen Investoren können während der Verhandlungsrunde ihre Plänen ändern, so viel sie wollen. Wenn sie der Ansicht sind, dass sie mit Entwürfen eines anderen Architekten größere Chancen haben, sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen, dann ist es bis zu einem gewissen Punkt ihr gutes Recht", erklärt Beißel.
Entscheidend sei die Abgabe "eines verbindlichen Angebots". Und das habe die Gruppe im März eben mit einem neuen architektonischen Entwurf getan. Beißel: "Uns als Stadt sind die Hände gebunden. Wir müssen als neutrale Instanz die komplizierten verfahrensrechtlichen Vorgaben einhalten." Das sehen die Unterstützer des Bonner Plans anders: "Es gibt immer Wege - wenn man nur will", so Wolf.
Initiative "Pro Bahnhofsvorplatz" lobt den Entwurf
Der für "Bauen im Bestand" bekannte Ingenieur George Hoitz, der sich beim Bürgerbegehren gegen die Neubaupläne bei der Südüberbauung engagiert hatte, hat im Vorfeld versucht, die Investoren zur Rückkehr zu den Plänen des Bonner Architekten zu überzeugen. "Ich kannte die Pläne", so Hoitz. "Nach annähernd 40 Jahren gescheiterter Versuche, den entleerten Stadtraum am Hauptbahnhof wieder zu reparieren, stehen wir zum ersten Mal vor einer realistischen, historischen Chance einer städtebaulichen Korrektur hier im Herzen der Stadt."
Nach seiner Ansicht und der der Initiative hätten die nun von den Investoren abgelehnten Pläne die wichtigsten Bedingungen erfüllt: die Einfügung in den historischen Kontext, die "urbanisierende Belebung der städtischen Mitte und die Vereinigung aller politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen". Und auch die gemischte, vorgesehene Nutzung entspreche den Vorstellungen der Initiative.