Schäden am Alten Friedhof Streit um umgestürzte Grabsteine in Bonn
BONN · Beschädigte Grabsteine auf dem Alten Friedhof liegen weiterhin unberührt auf dem Gelände an der Bornheimer Straße. Sie waren offenbar bei einem Test auf Standfestigkeit durch städtische Mitarbeiter vor einem halben Jahr kaputtgegangen.
Die SPD-Fraktion fordert nun Konsequenzen und hat einen entsprechend formulierten Antrag in den Unterausschuss Denkmalschutz und den nächsten Planungsausschuss eingebracht. Demnach sollen die Steine umgehend auf Kosten der Stadt restauriert werden.
Auf Anfrage bestätigte die Stadt, dass Grabsteine bei einem Test aufgrund ihres verwitterten Zustands Schaden genommen hätten. Es sei aber nicht gerüttelt worden. Mitarbeiter seien nach den vorgeschriebenen Regeln der Berufsgenossenschaft vorgegangen. Für sämtliche betroffenen Steine sei die Stadt zuständig, weil sie unter Denkmalschutz stünden. Die Haftpflichtversicherung greife nicht, „weil die Stadt selbst Geschädigte ist“, teilte Stefanie Zießnitz aus dem Presseamt mit. Die Kosten werden also den Haushalt belasten. Die Schadenshöhe stünde noch nicht fest. Das Städtische Gebäudemanagement habe ein Restaurierungskonzept erarbeitet, das die Denkmalschutzbehörde prüft. Die Restaurierung solle noch in diesem Jahr beginnen.
Die Sozialdemokraten fordern neben einer zügigen Reparatur, dass städtische Mitarbeiter des Garten- und Friedhofsamtes eine Sonderschulung erhalten, wie mit alten Grabsteinen, deren Material im Laufe der Jahrzehnte oft spröde und zerbrechlich wird, umzugehen ist. Bei künftigen Überprüfungen müsse wenigstens ein weiterer Mitarbeiter vor Ort sein, der sich mit Denkmalschutz auskennt. „Es handelt sich hier um Denkmäler und nicht um x-beliebige Grabsteine auf anderen Friedhöfen”, begründete Herbert Spoelgen (SPD), Mitglied im Denkmal-Unterausschuss.
„Natürlich muss die Standfestigkeit der Grabsteine geprüft werden. Jedoch muss ein Test so durchgeführt werden, dass die Steine dabei nicht beschädigt oder gar zerstört werden.”. Dass die Stadt wacklige Grabsteine umlege, leuchte ihm ein. Dass die Reste aber nach vielen Monaten immer noch unangetastet an Ort und Stelle liegen, sei ihm unverständlich. Damit laufe die Stadt Gefahr, dass die Steine gestohlen oder weiter zerstört würden. Er fordert deshalb eine sichere Lagerung.
Rolf Beu (Grüne), Vorsitzender des für Denkmalschutz zuständigen Planungsausschusses erklärte: „Die Stadt muss alles dafür tun, um ihr kulturelles Erbe zu erhalten.“ Die Verwaltung bestreitet allerdings, unsachgemäß vorzugehen. Die Probe werde von geschulten Mitarbeitern professionell durchgeführt, in der Regel von den Gartenmeistern. Der Test erfolge „unabhängig von der Bedeutung eines Grabmals oder einer Gedenkstätte, da es sich hier um eine Maßnahme der Verkehrssicherheit handelt“, erklärte Zießnitz. Mögliche Beschädigungen seien auf den schlechten Zustand der Steine zurückzuführen, nicht eine falsche Ausführung.
Im Juni hatte Eva Hüttenhain, Vorsitzende der Freunde und Förderer des Alten Friedhofs, bei einem Gang über den Friedhof die Schäden an acht Gräbern festgestellt. Zunächst dachte sie an Vandalismus, fand bei ihren Recherchen aber heraus, dass städtische Mitarbeiter im Mai die beschriebenen Tests durchgeführt hatten. Ein Grabsandstein für den Bonner Archäologen Ernst aus’m Weerth war aus der Mauer herausgebrochen. An einem anderen Grab war ein Kreuz entzwei gebrochen. Einen hellen Grabstein im Andenken an einen gewissen Stephanus fand sie nach vorne umgestoßen. Hüttenhain betont, dass ihr Förderverein für derlei Schäden kein Geld bereitstellt. Die Freunde und Förderer unterstützen die Denkmalpflege alter Gräber.
Im Oktober vermeldete Spoelgen, Mitglied des Fördervereins, dass aus dem „Feuerwehrtopf“, über den die Bonner Bezirksvertretung kleinere Maßnahmen finanzieren kann, der Grabstein des Bonners Joseph Anton Rozzoli restauriert wurde: „Nach dem gelungenen Beispiel des Rozzoli-Grabmals erwarten wir, dass die Verwaltung jetzt die anderen Steine schnellstens ebenfalls in Ordnung bringt.“