Vorstoß von Warenhaus-Chefs Streit um verkaufsoffene Sonntage in Bonn

BONN · Eine Initiative von Warehäusern wie Karstadt und Kaufhof für mehr verkaufsoffene Sonntage stößt in Bonn auf Skepsis. Der Einzelhandelsverband will lieber ein stabiles Ladenöffnungsgesetz.

In der Friedrichstraße, zwischen Grußkarten, Weihnachtskrippen und Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge, arbeiten Susanne und Thomas Leopold. An sechs Tagen die Woche hat ihr Geschäft „Geschenke Leopold“ geöffnet, nur am Sonntag nicht. Verkaufsoffene Sonntage darf es in NRW laut Gesetz nur vier geben – wie in den meisten anderen Bundesländern auch. Und das, finden die Leopolds, reicht auch.

Das Händlerehepaar hält nicht viel von der Initiative einiger Warenhausketten wie Karstadt und Kaufhof. Diese hatten gefordert, ihre Geschäfte an Sonntagen nach Belieben öffnen zu dürfen. Ziel sei, die Diskriminierung des innerstädtischen Einzelhandels zu beenden, sagte Karstadt-Chef Stephan Fanderl kürzlich in Köln. Der Sonntag sei einer der wichtigsten Einkaufstage im Onlinehandel. Die Initiative fordert aber nicht, an jedem Sonntag im Jahr zu öffnen.

Während große Warenhäuser profitieren könnten, sind andere Händler skeptisch. „Bisher kommt bei Sonntagsöffnungen meistens nicht viel heraus“, erklärt Thomas Leopold. „Bei unserem Geschäft lohnt es sich höchstens in der Vorweihnachtszeit.“ Seine Frau Susanne ergänzt: „Wir haben Kinder zu Hause, die möchten uns ja auch mal sehen.“

Sonntag ist Zeit für Gemeinschaft und Familie

Am Sonntag solle Zeit für Gemeinschaft und Familie sein – so sieht man das auch bei der evangelischen Kirche in Bonn: „Wir als Kirchen finden es am schönsten, wenn der Sonntag einen besonderen Charakter hat“, sagt Pfarrer Joachim Gerhardt vom Evangelischen Kirchenkreis. „Es geht nicht darum, dass wir den Vormittag für unsere Gottesdienstbesucher freihalten wollen – Gottesdienste fangen in der Regel schon vorher an.“

Ähnlich die Reaktion des katholischen Stadtdekanats: „Seit dem Jahr 321 ist der Sonntag der Tag der Arbeitsruhe“, betont Sprecher Reinhard Sentis. „Es ist ein Zeichen unserer Freiheit, dass wir uns den Luxus eines arbeitsfreien Tags gönnen.“ Eine Liberalisierung der Öffnungszeiten würde die gemeinsame Zeit von Familien und Freunden reduzieren und könne gesellschaftliche Folgen haben.

In Bonn werden von den vier möglichen Verkaufssonntagen im Jahr meist nur drei genutzt. Grund dafür ist eine Vereinbarung zwischen Stadt, Gewerbegemeinschaften, der evangelischen und katholischen Kirche und den Gewerkschaften. Was die Händler in Bonn von mehr offenen Sonntagen halten, lässt sich so einfach nicht sagen. Maike Reinhardt vom Verein City-Marketing fällt es schwer, das Meinungsbild ihrer Mitglieder abzubilden: „Wir sind ja eigentlich schon glücklich und zufrieden, wenn wir die drei der eigentlich vier möglichen verkaufsoffenen Sonntage bekommen“, sagt sie.

Häufige Verdi-Klagen

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi klagte in den vergangenen Monaten häufig gegen Verkaufssonntage in ganz Deutschland. Zuletzt gab das Verwaltungsgericht Düsseldorf einer Verdi-Klage statt und verhinderte damit einen verkaufsoffenen Sonntag in zwei Düsseldorfer Stadtteilen. Die Gewerkschaft beruft sich auf geltende Regeln und den Schutz der Beschäftigten.

Für den Einzelhandelsverband Bonn/Rhein-Sieg/Euskirchen sind Klagen wie diese schuld an einer „unschönen Situation“, erklärt Hauptgeschäftsführer Adalbert von der Osten. „Das sorgt bei Gewerbegemeinschaften, dem Handel, den Kommunen und den Kunden für Verunsicherung.“ Deshalb wolle sich der Einzelhandelsverband vorerst nicht mit der Forderung der Warenhäuser beschäftigen. „Uns geht es darum, dass das, was im Gesetz steht, wieder rechtssicher durchführbar ist.“ Das Ladenöffnungsgesetz stehe auf „zu wackeligen Füßen“.

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