Bonner Amtsgericht Student will Ehestreit schlichten und wird selbst Opfer

Bonn · Ein Student zeigte Zivilcourage und versuchte einen Streit am Bonner Bahnhof zu schlichten. Der Helfer wurde daraufhin verprügelt. Das Bonner Amtsgericht verurteilt den Angreifer zu acht Monaten Haft auf Bewährung.

 Einen Angreifer verurteilten Bonner Richter zu acht Monaten Haft auf Bewährung.

Einen Angreifer verurteilten Bonner Richter zu acht Monaten Haft auf Bewährung.

Foto: dpa

Die Zugreise war lang. Als Student Benno C. (Name geändert) den Bonner Bahnhof mit zwei Koffern verlassen wollte, stockte er: Vor seinen Augen schrie ein Mann eine Frau an, drohte, sie zu erschlagen, bespuckte sie und presste sie gegen eine Mauer. „Das war kein normaler Streit. Daran konnte ich nicht vorbeigehen,“ erinnerte sich der 31-Jährige nun als Zeuge vor dem Amtsgericht. Er habe seine Koffer abgestellt in Erwartung einer drohenden Prügelei und zu schlichten versucht. Aber seine Zivilcourage wurde nicht belohnt: Plötzlich hatte er die Faust des Mannes am Kopf, gefolgt von einer Ladung Pfefferspray.

Das Gericht verurteilte den 28-jährigen Angreifer wegen der Attacke gegen den Studenten und auch gegen Polizeibeamte zu acht Monaten Haft auf Bewährung – wegen Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung und Widerstands gegen Polizeibeamte.

„Eine Kurzschlussreaktion“, entschuldigte sich der Bochumer und erklärte: An jenem 24. Juni 2016 sei er mit seiner Frau aus Bochum zum KunstRasen-Konzert mit dem Berliner Rapper Sido angereist. Er wäre lieber zu Hause geblieben, denn er hasse Konzerte mit so vielen Leuten, da er unter Angstattacken leide und schnell Panik bekomme. Doch seiner Frau zuliebe, die die Tickets von seiner Mutter geschenkt bekommen habe, sei er mitgefahren. Und um seine Angst im Zaum zu halten, habe er ordentlich getrunken.

Auf dem Rückweg gegen 22.20 Uhr kam es dann zu dem Streit, bei dem er komplett ausgerastet sei. Bei Benno C. entschuldigte sich der Angeklagte: Dass der sich damals eingemischt habe, finde er jetzt „richtig gut“. Auch der Verteidiger lobte das mutige Verhalten des Studenten. Das nicht ohne Risiko war. Wie aggressiv der Bochumer war, erlebten anschließend auch Polizisten: Sie mussten den 28-Jährigen fesseln, weil er sich wehrte, sie beleidigte und drohte, sie alle abzuknallen. „Das war meine erste Erfahrung mit Einmischen“, erklärte Benno C. nach dem Prozess. „Das nächste Mal würde ich es anders machen. Nicht alleine, sondern nur noch zu zweit oder dritt.“

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