Abendrealschule Bonn führt ein neues Ticket für Bus und Bahn ein Studenten fahren günstiger

BONN · Für viele Studenten der Abendrealschule (ARS) Bonn bringt das neue Schuljahr eine langersehnte Neuerung. Seit Anfang September können sie das neue Dualticket nutzen, eine vergünstigte Bus- und Bahnfahrkarte für Nutzer des zweiten Bildungswegs.

 Keine Probleme mehr, zur Schule zu kommen: Die Studentinnen der Abendrealschule Bonn, Cristina Leca (links) und Liz Gast, freuen sich über das neu eingeführte Dualticket.

Keine Probleme mehr, zur Schule zu kommen: Die Studentinnen der Abendrealschule Bonn, Cristina Leca (links) und Liz Gast, freuen sich über das neu eingeführte Dualticket.

Foto: Horst Müller

"Ohne das Ticket müsste ich eigentlich 280 Euro im Monat zahlen, um zur Schule zu kommen", sagt Liz Gast. Die 17-Jährige pendelt aus Uckerath zur Abendrealschule und zahlt nun wie alle anderen Studenten nur 43,20 Euro im Monat. "Es ist auf jeden Fall eine Erleichterung", findet Cristina Leca, 23, aus Königswinter.

Sie hätte sich den Besuch der Abendschule nicht mehr leisten können, wäre nicht das Dualticket angeboten worden, berichtet sie. Und die 30-Jährige Bahar freut sich, dass sie jetzt nicht nur günstiger zur Schule fahren, sondern auch noch ihre Kinder auf dem Ticket innerhalb des VRS-Gebiets mitnehmen kann.

"Bei uns gab es immer wieder das Problem, dass Studierende nicht zum Unterricht kommen konnten, weil sie sich die Kosten für ein Bus- oder Bahnticket nicht leisten konnten", sagt ARS-Schulleiterin Marliese Schopen.

Da das Weiterbildungskolleg nicht unter die Schülerfahrtkostenverordnung fällt, haben ihre Studenten keinen Anspruch auf die Schülerermäßigung. Gleichzeitig hat die ARS ein weites Einzugsgebiet, zum Teil bis nach Bad Neuenahr, Gerolstein oder Remscheid. Einige Studenten versuchten daher, das Problem zu lösen, indem sie ohne gültige Fahrkarte gefahren sind. "Das schaffte meist neue Probleme", so Schopen. "Wer beim Schwarzfahren erwischt wird, muss meistens noch mehr zahlen, und der Schulbesuch wird noch schwieriger."

Da es bisher keine allgemeine politische Lösung für das Problem gibt, nahm die Schulleiterin die Sache selbst in die Hand. Ein Jahr lang hat Schopen mit den Verkehrsbetrieben verhandelt. Ende 2014 veranstaltete die ARS einen Runden Tisch, zu dem die Schulleiterin Politiker aller Parteien und Vertreter der Stadtwerke einlud. Die Studenten selbst dürften die Runde von der Notwendigkeit des Dualtickets überzeugt haben, als sie eine selbst durchgeführte Umfrage dazu präsentierten und im Rahmen eines Rollenspiels von den täglichen Problemen berichteten. "Die Stadtwerke haben sich letztlich unheimlich beeilt, dass wir das Ticket jetzt schon bekommen konnten", so die Schulleiterin.

Doch nicht alle Studenten waren begeistert, als ihnen nach den Sommerferien der Vertrag vorgelegt wurde. Da sich die Fahrkarte über das Solidarmodell finanziert, muss sie jeder ARS-Student bezahlen, auch wenn er mit dem Auto oder zu Fuß kommt. Für Anstoß sorgte dabei ein Satz im Vertrag, wonach ein Student von der Schule entlassen werden könnte, wenn er die Verpflichtung nicht unterzeichnet.

"Wir haben den Satz mittlerweile aus der Übernahmeverpflichtung entfernt. Wir hatten nie die Absicht, Studierende zu entlassen", erklärt Schopen. Inzwischen hätten mehr als 400 der insgesamt 700 Studenten an der ARS das Ticket angenommen. Viele weitere würden folgen, sobald sie Bafög erhielten. Natürlich gebe es auch einige Härtefälle, mit denen man aber gemeinsam einen Weg finden werde, sagte Schopen.

Mittlerweile hätten sich auch andere Weiterbildungskollegs nach dieser Lösung bei der Schulleiterin erkundigt. Denn auch an anderen Einrichtungen des zweiten Bildungswegs soll das Ziel vieler Menschen, einen Schulabschluss nachzuholen, nicht an den Fahrkosten scheitern.

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