Kreative Lösungen gefragt Studentische Wohnheime in Bonn sind voll ausgelastet

Bonn · Der Asta Köln richtet in einem Partykeller eine Notfallschlafstätte für Studenten ein. In Bonn ist die Situation noch nicht so angespannt, aber auch hier ist Wohnraum knapp bemessen.

Rund 37.000 Studenten werden sich bis zum Stichtag Mitte des Wintersemesters 2017/18 an der Universität Bonn eingeschrieben haben, schätzt Pressesprecher Andreas Archut. Vielleicht sogar ein bisschen mehr. Dem gegenüber stehen 39.000 Wohnheimplätze - in ganz Nordrhein-Westfalen. Und jährlich grüßt das Murmeltier: Auch zu diesem Semesterbeginn sind Studenten in Hochburgen wie Bonn, Münster und Köln wieder verzweifelt auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum.

In Köln führte es so weit, dass der Asta der Universität zu Köln nun eine Notfallschlafstelle eingerichtet hat. Wie der WDR berichtet, handelt es sich dabei um einen umfunktionierten Partykeller. Luftmatratzen reihten sich an den Wänden und in der Raummitte aneinander, Schränke, Tische oder eine Küche gebe es nicht, dafür zumindest Sanitäranlagen. Viel Platz für persönliche Gegenstände ist damit nicht frei: Eine der interviewten Studentinnen lebt im Moment aus zwei Jutebeuteln heraus.

"So dramatisch wird es in Bonn nicht", meint Andreas Archut, Pressesprecher der Universität Bonn. Ausreichend Wohnheimplätze gebe es hier trotzdem nicht. Wie viele es genau sind, weiß Robert Anders, Pressesprecher des Studierendenwerks Bonn. Auf die 35 vom Studierendenwerk betreuten Wohnanlagen verteilten sich rund 3600 aktive Plätze.

Knapp 4000 Plätze bis 2018

Über 300 fielen im Moment aus, da ein Wohnheim in Bonn-Auerberg renoviert werde. Anders hofft, dass die Sanierung pünktlich zum Wintersemester im Herbst 2018 abgeschlossen ist. Circa 70 Plätze entstehen gerade in der Nassestraße, wo eine neue Anlage gebaut wird. Diese soll spätestens im Frühjahr nächstes Jahres eröffnet werden.

Die Auslastung sei gut: "Wir haben grundsätzlich Vollbelegung", sagt Anders. Dazu sei die Nachfrage stets größer als das Angebot, besonders im Herbst. "Das liegt daran, dass zum Wintersemester deutlich mehr Studenten kommen." Ab November würden die Wartelisten dann wieder kürzer werden.

Dazu kommen einige hundert Plätze in nicht-universitären Einrichtungen wie kirchlichen oder freien Trägern, die in der Regel aber teurer sind. Auch studentische Verbindungen bieten Zimmer an.

Geringe Chancen für Internationale

Eine besonders schwierig zu vermittelnde Gruppe seien internationale Studenten, "weil sie nur wenige Chancen auf dem freien Markt haben", so Archut. Woran das liegt? "Ich glaube einfach, wenn zum Beispiel ein indischer, englischsprachiger Student eine Anfrage aus seinem Heimatland herausstellt, dann ist das für den Anbieter schwierig einzuschätzen", meint Anders.

Fänden sie jedoch keine Wohnung, müssten sie im schlimmsten Fall unverrichteter Dinge wieder heimkehren, ohne ihren Studienplatz in Bonn angetreten zu haben, sagte Archut. Für diese Gruppe seien die Wohnheimplätze deswegen besonders wichtig.

Wenn es nicht auf Anhieb mit dem Wohnheim klappt, solle man die Hoffnung trotzdem nicht aufgeben, meint Anders. Es lohne, sich auf die Warteliste zu schreiben und den Eintrag aktiviert zu lassen. Einige Studenten, die das Wohnheim nur als Notnagel betrachten, zögen schnell wieder aus, sobald sie etwas Besseres gefunden hätten.

Zudem betrage die durchschnittliche Wohndauer nur anderthalb Jahre. "Es hilft auch, vorbeizukommen und zu fragen, ob jetzt etwas frei ist", so Anders. Letztlich schade es auch nie, den Blick vom Zentrum auf die äußeren Bezirke von Bonn zu richten.

Asta informiert über alternative Angebote

Um internationale wie deutsche Studenten unterzubringen, unterstützt die Universität das Portal Zimmer frei. Jeder, der noch freien Wohnraum zur Verfügung hat, ist eingeladen hier zu inserieren, auch wenn es sich nur um ein Zimmer handelt.

Beim Projekt Wohnen für Hilfe wird statt mit Geld mit Unterstützung bezahlt: Senioren, Familien, Menschen mit Behinderungen oder Alleinerziehende bieten dabei ein Zimmer im Tausch für Hilfe im alltäglichen Leben an. Der Asta der Universität Bonn stellt den Kontakt her und hilft beim Kennenlernen und Mietvertragabschließen. Der Studierendenausschuss hat zudem weitere hilfreiche Seiten rund um das Wohnen zusammengefasst.

Weder Angebote wie Zimmer frei noch Projekte wie Wohnen für Hilfe seien allerdings eine Massenlösung, mahnte Anders. GA-Redakteur Wolfgang Pichler war sich sicher, dass das Problem nur durch den Bau von neuem Wohnraum gelöst werden könne. Damit sei letztlich nicht nur Studenten, sondern allen geholfen. (mit Material von dpa)

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