Wohnungsmarkt in Bonn Studie: Immer weniger bezahlbarer Wohnraum

BONN · Drei Jahre ist es her, dass Mieterbund, Wohlfahrtsverbände und Deutscher Gewerkschaftsbund eine wohnungspolitische Studie in Auftrag gegeben haben. Denn bezahlbarer Wohnraum in Bonn war damals knapp. Und das ernüchternde Fazit eines Updates der Studie lautet: Die Lage hat sich nicht verbessert. Im Gegenteil.

"Für eine neu geschaffene öffentlich geförderte Wohneinheit sind fast drei weggefallen", sagte Bernhard von Grünberg gestern in seiner Funktion als Vorsitzender des Mieterbundes Bonn/Rhein-Sieg/Ahr.

"Und noch immer fehlt der politische Wille, die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu verändern", kritisierte Ulrich Hamacher, Geschäftsführer der Diakonie, der mit der Caritas, dem Mieterbund, dem DGB Bonn/Rhein-Sieg und dem Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt bei einer Podiumsdiskussion am 16. Juni von den drei Oberbürgermeisterkandidaten wissen will, wie sie die Mangelsituation an Wohnraum ändern wollen.

Bitter ist aus Sicht der Verbände: Der Bestand an Sozialwohnungen schrumpft, obwohl das Land NRW 2014 für Bonn Fördermittel in Höhe von 22 Millionen Euro zur Verfügung gestellt hat. "Davon wurden tatsächlich nur 7,28 Millionen Euro abgerufen", sagte von Grünberg. Weil die Zinsen derzeit so niedrig seien, entschieden sich viele Investoren, frei finanzierte statt öffentlich geförderte Wohnungen zu bauen. "Damit lasse sich letztlich mehr Geld verdienen, glauben sie", so von Grünberg.

Da gleichzeitig die Bindungsrechte für Sozialwohnungen weiter rückläufig sind, stellt das städtische Wohnungsamt in einem aktuellen Bericht fest, dass das Ziel der bedarfsdeckenden Versorgung mit Wohnraum für hilfsbedürftige Haushalte nicht erfüllt sei. Von 4070 Inhabern mit Wohnberechtigungsschein hätten 2798 eine Wohnung gesucht.

"Unsere Klienten, in der Regel Transferleistungsempfänger, haben es auf dem Wohnungsmarkt besonders schwer", sagte Franz-Josef Windisch vom Awo-Kreisverband. Das führe unter anderem zu der Situation, dass psychisch behinderte Menschen in öffentlich finanzierten Einrichtungen wohnen bleiben müssen.

Caritas-Direktor Jean-Pierre Schneider weiß auch von älteren Menschen, die sich aus Sorge, als Rentner ihre Wohnung nicht mehr halten zu können, schon Jahre im Voraus einen Heimplatz suchen. "Das finanziert letztlich die Allgemeinheit." Es gebe aber auch immer mehr normalverdienende Familien, die sich keine Wohnung leisten könnten.

Die Verbände vermissen angesichts dieser Misere unter anderem von der Stadt eine verbindliche Quote für den Bau öffentlich geförderter Wohnungen. In Köln und anderen Städten gebe es bei Baumaßnahmen, bei denen die Gemeinde ein erweitertes Baurecht gewähre, die Pflicht, einen Anteil von Sozialwohnungen zu bauen.

"Der Bonner Stadtrat hat lediglich eine Absichtserklärung verabschiedet, wonach insgesamt im Stadtgebiet eine Quote von 30 Prozent für Sozialwohnungen erreicht werden soll", so von Grünberg. Die Stadtverwaltung nehmen die Verbände dabei aus der Schusslinie. Sie habe mehrfach vorgetragen, dass eine verpflichtende Quote für Bauherren möglich sei.

Die Podiumsdiskussion mit den OB-Kandidaten Ashok-Alexander Sridharan (CDU), Peter Ruhenstroth-Bauer (SPD) und Tom Schmidt (Grüne), zu der die Sozialverbände einladen, findet am Dienstag, 16. Juni, 19 Uhr, in der Fritz-Tillmann-Straße 9 statt.

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