Kommentar zu Martinszügen Sturm der Entrüstung

Meinung · Weil die Polizei wegen der Klimakonferenz in Bonn alle Beamte im Einsatz braucht, wird sie wohl keine zur Begleitung der Martinszüge abstellen können. Das kann und darf nicht sein meint Rolf Kleinfeld.

Die Sommerferien sind in zwei Wochen vorbei, und dann werden sich mit Schulbeginn wieder Tausende Grundschulkinder langsam daran machen, ihre Martinsfackeln zu basteln. Ob die Kinder diese dann letztlich bei den vielen Martinszügen durch die Straßen von Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis tragen dürfen, ist derzeit mehr als ungewiss.

Die Ankündigung der Polizei, womöglich keine Beamte mehr für die Sicherheit der Zugteilnehmer und die Absperrung des Verkehrs zur Verfügung stellen zu können, hinterlässt ein großes Fragezeichen. Geht das überhaupt? Ist die Polizei nicht vielmehr dazu verpflichtet, solche Brauchtumsveranstaltungen weiter zu begleiten, selbst wenn parallel eine Großkonferenz wie der UN-Klimagipfel stattfindet? Bei Fußballspielen ist sie ja schließlich auch präsent.

Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass jetzt ein Sturm der Entrüstung losbrechen wird. Vonseiten der Veranstalter der Martinszüge, die verständlicherweise ohne Polizeibegleitung das Haftungsrisiko scheuen werden. Aber auch von den Eltern der betroffenen Grundschüler, die dann auf einen liebgewonnenen Brauch verzichten müssten. Und sie haben Recht mit ihrem Protest.

Liebe Polizei, so geht es nicht. Die Klimakonferenz in allen Ehren, aber sie darf nicht das öffentliche Leben in dieser Form beschränken. Deshalb ist die Entscheidung der Behördenleitung zu kurz gesprungen und muss revidiert werden. Wenn der Bund bis zu 120 Millionen Euro für die zweiwöchige Konferenz ausgibt, sollte auch Geld für mehr Polizeibeamte drin sein, um das übrige Leben in Bonn und dem Kreis aufrechtzuerhalten. Dass die Polizei vorschlägt, die Martinszüge in kleinerem Rahmen zu veranstalten oder zu verschieben, kann eigentlich nur als schlechter Scherz verstanden werden. Darf dann nur noch jedes dritte Kind teilnehmen? Und auf wann soll verschoben werden? Auf Anfang Dezember, wenn die Weihnachtsmärkte öffnen? Nein, die Ankündigung der Polizei kann noch nicht das Ende der Debatte gewesen sein.

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