Rathaussturm in Bonn Sturmtief Kathi fegt OB aus dem Rathaus
Bonn · Für Oberbürgermeister Ashok Sridharan setzt sich die Niederlagen-Serie fort: Bis Aschermittwoch regieren im Bonner Rathaus die Narren.
Die Jötterfunke müssen ihre Finger im Spiel gehabt haben. Anders ist es nicht zu erklären, dass die bönnsche Jecke wettertechnisch mit einem blauen Auge davon gekommen sind. Während in den benachbarten Karnevalshochburgen Köln und Düsseldorf Umzüge und andere Outdoor-Narrentreffs abgesagt werden mussten, ging in der Bundesstadt der Rathaussturm stürmisch über die Bühne. Will heißen : Prinz Richard I. und Bonna Katharina nahmen das Rathaus im wahrsten Sinne des Wortes im Sturm. Oberbürgermeister Ashok Sridharan wurde sozusagen vom Winde verweht. Ihm blieb nur die Flucht nach vorne: Er bützte die Bonna und erkannte um 15.07 Uhr seine Niederlage an. Seitdem weht die Fahne der Tollitäten auf dem Rathausdach.
Zwei Stunden zuvor standen Bonns Zugleiter Axel Wolf und Stadtsoldaten-Kommandant Ralf Wolanski sorgenvoll auf dem Marktplatz. Über die Medien erfuhren sie von den vielen Absagen im Rheinland. Alle Szenarien wurden von den beiden gedanklich durchgespielt: Absage, Reduzierung des Programms und „wir maache et wie immer“. Nach einem längeren Telefonat mit Wettermann Karsten Brandt aus Beuel waren die beiden Karnevalisten sicher: „Wir ziehen das volle Programm durch.“ Und wie sich im Nachhinein herausstellte, war die Entscheidung richtig.
Viele bönnsche Fastelovendsfründe kamen erst in letzter Minute auf den Marktplatz, um sich das Wortgefecht zwischen den Rathausverteidigern und der Narrenmacht anzuhören. Ralf Wolanski, der zum letzten Mal seine Stadtsoldaten anführte, war wortgewandt und bissig wie selten. Er drohte dem OB sogar an, bei den Kommunalwahlen im September gegen ihn zu kandidieren, damit mal frischer Wind in die Bonner Kommunalpolitik kommt: „Am 1. April werde ich meine Kandidatur offiziell bekanntgeben, dann beginnt für den OB die Zeit des Fürchtens.“ Sridharan gab sich auf dem Rathausbalkon ob der Drohung ziemlich gleichgültig: „Nach der Fastenzeit lade ich dich zum Kölsch ein und erkläre dir, wie das so in der Bonner Kommunalpolitik läuft. Dann kannst du dir noch mal überlegen, ob du dir das wirklich antun willst.“ Wolanski erwiderte: „Stimmt. Du kannst ja gar nichts alleine entscheiden.“
Prinz und Bonna - beide stimmlich und erkältungstechnisch leicht lädiert - schonten sich nicht für Rosenmontag und stimmten am Sonntag in die Redeschlacht ein. „Wir zwei sind doch blutsverwandt. Bitte lasse mich doch in dein Rathaus“, rief der Prinz. Doch den OB ließ das emotional kalt: „Stimmt. Wir beide haben indische Wurzeln. Wenn ich dich deshalb aber reinlasse, heißt es wieder, in Bonn wird nur geklüngelt. Und das stimmt ja nicht.“ Selbst die Unterstützung durch die Mannschaft des Einsatzgruppenversorgers „Bonn“ der Deutschen Marine half nicht: Der Rathaussturm endete wie immer - die Narren haben jetzt die Macht bis Aschermittwoch.
In der Besuchergunst wetterbedingt benachteiligt waren die Ehrengarde und die Stadtsoldaten. Sowohl Biwak als auch Feldlager waren weniger frequentiert als in den Vorjahren. Höhepunkt des Vormittags war der Auftritt von Druckluft. Passend zum Bandnamen und zur Wetterlage wirbelten sie über die Bühne der Ehrengarde und entschädigten die kostümierten Gäste für das Sturmtief. Ehrengarde-Kommandant Thomas Janicke sagte dem GA: „Für meine Kameraden tut mir das Leid. Sie haben wie immer viel Arbeit ins Biwak investiert und nun macht uns das Wetter erneut einen Strich durch die Rechnung.“ Der Wettervorhersage entsprechend, entschieden sich viele Narren für wasser- und winddichte Klamotten. Sogar gelbe Öljacken kamen zum Einsatz - Modell Seebär nennt man diese Verkleidung.