Diskussion zur Zusammenlegung Suchtambulanzen in der alten Ex-Poliklinik: Kein Konsens in Sicht

BONN · Heißer, langer Meinungsaustausch, aber kein Konsens in Sicht – so könnte man das Ergebnis eines Informationsabends über die Zusammenlegung der geplanten suchttherapeutischen Ambulanzen in der Wilhelmstraße auf dem Gelände der alten Poliklinik zusammenfassen.

Dazu hatte die Stadt Bonn am Mittwochabend ins Haus der Bildung eingeladen. Die geplante Ansiedlung der kombinierten Ambulanz, in der sowohl die Vergabe von Diamorphin als auch die Substitution mit Methadon vorgesehen ist, hatte bei einer Bürgerinformation im Oktober 2017 heiße Diskussionen ausgelöst, die nun weitergeführt werden sollten. Dies hatte Sozialdezernentin Carolin Krause damals den Besuchern zugesagt. Der Schwerpunkt lag auf der Diskussion, an den Informationen hat sich zwischenzeitlich nichts geändert. Sowohl im Oktober als auch jetzt im Dezember moderierte Anke Bruns, bekannt als WDR-Journalistin und Moderatorin, die Veranstaltungen.

Bruns stellte gleich zu Beginn klar, dass es nur um die Zusammenlegung der beiden Ambulanzen gehe. Markus Banger, Ärztlicher Direktor der LVR-Kliniken Bonn, stellte die Substitutionsambulanz Heerstraße vor, wo 120 bis 140 Patienten betreut werden, und versprach, dass mit einer Zusammenlegung keine Erweiterung der Patientenzahlen geplant sei. Er sagte auch, dass eine Verlagerung der Abgabestelle in das Gebiet der LVR-Kliniken mangels Platz nicht möglich sei.

Probleme rund um Hauptbahnhof

Polizei und Ordnungsamt bestätigten, dass es in diesem Gebiet der Altstadt keine Auffälligkeiten gebe. „Probleme gibt es rund um den Hauptbahnhof“, sagte Klaus-Peter Kapellner von der Polizei. Er sprach auch von einem „Verdrängungseffekt“ aus dem Bonner Loch nach dem Beginn der dortigen Bauarbeiten und bat darum, die Szenen der Obdachlosen, der Drogenkonsumenten und der Patienten, die Ersatzstoffe bekommen, auseinanderzuhalten. Krause versprach, dass es durch einen geplanten, begrünten Innenhof zu keiner Ansammlung von Wartenden auf der Straße kommen und damit auch nicht zu Belästigungen kommen solle.

Die Meinungen der Besucher, bei der von Bruns stringent geführten Diskussion, blieb kontrovers. Es wurden die Zahlen und Aussagen der Polizei („keine auffällige Lage“) angezweifelt, es wurden die Statistiken über die Drogentoten angezweifelt, es wurden Ängste durch einen Sogeffekt der Abgabestellen in die Bonner Umgebung geäußert. Es gab aber auch positive Stimmen. Denn die Diskussion schwappte schnell von der Zusammenlegung zum allgemeinen Zustand der Altstadt über. „Ich ziehe weg“, meinte eine junge Besucherin. „Ich bereue nicht, in die Altstadt gezogen zu sein“, sagte ein älterer Neubürger der Altstadt.

Bonn verzeichnet viele Drogentote

Die hohe Anzahl der Drogentoten in Bonn im Gegensatz zu den null Drogentoten in den Kreisen Rhein-Sieg und Ahrweiler erklärte Kapellner: „Jeder Drogentote aus diesen Kreisen wird in Bonn seziert. Und jeder in Bonn sezierte Drogentote landet in der Bonner Statistik.“ Krause versprach den rund hundert Besuchern, alle Stimmen ernst zu nehmen und sie in die politische Diskussion zu tragen. Sie sagte aber auch, dass noch gar nichts entschieden sei: „Die Verkaufsverhandlungen über die Grundstücke haben noch nicht begonnen.“

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