Südüberbauung: Investor kommt in Duisburg zum Zug

Bei Bauvorhaben, die stocken wie es bei der Südüberbauung vor dem Bonner Hauptbahnhof der Fall ist, hilft mitunter der Blick über den Tellerrand. Und der geht nach Duisburg.

Die aktuelle Planung vor dem Bonner Hauptbahnhof: So soll nach dem Abriss der Südüberbauung der Neubau aussehen. Und würde dann den Namen "Maximilian Center" erhalten.

Die aktuelle Planung vor dem Bonner Hauptbahnhof: So soll nach dem Abriss der Südüberbauung der Neubau aussehen. Und würde dann den Namen "Maximilian Center" erhalten.

Foto: German Development Group

Bonn. Bei Bauvorhaben, die stocken wie es bei der Südüberbauung vor dem Bonner Hauptbahnhof der Fall ist, hilft mitunter der Blick über den Tellerrand. Und der geht nach Duisburg.

Dort hat der Stadtrat am Montag mit einer Gegenstimme beschlossen, die Rhein-Ruhr-Halle in Hamborn zu verkaufen und zu einem Factory Outlet Center umbauen zu lassen. Investor des 125 Millionen-Projekts ist die German Development Group (GDG) aus Düsseldorf, mit Roger Sevenheck an der Spitze.

Was in Duisburg gelang, wo drei Gesprächsrunden zum Erfolg ausreichten, funktioniert in Bonn nicht. Denn hier versucht derselbe Investor seit vier Jahren, das Haus abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Doch die Stadtverwaltung will nicht. Sie kann das private Projekt blockieren, weil sie Flächen im Kellergeschoss und im Untergeschoss besitzt - belegt unter anderem durch die Polizeiwache Gabi. Diese Flächen müsste sie aber der GDG verkaufen.

In Bonn tagt heute Abend der Stadtrat. Und wieder wird die Südüberbauung am späten Abend Thema sein, wie immer hinter verschlossenen Türen. Angesichts des politischen Drucks der CDU/Grünen-Mehrheit, die das Projekt unterstützt, versucht es die Stadtverwaltung mit einer seltsamen Doppelstrategie: Sie empfiehlt in ihrer Beschlussvorlage, die Flächen nicht zu verkaufen und die Verhandlungen mit Sevenheck zu beenden.

Alternativ dazu könne der Rat aber auch dem Verkauf des städtischen Eigentums sowie dem Tausch von Flächen zustimmen.

Mit dieser Entweder-oder-Haltung kann die Politik nicht viel anfangen. "So können wir das nicht genehmigen", meint CDU-Fraktionsgeschäftsführer Georg Fenninger. Sein Kollege von den Grünen, Tom Schmidt, ist auch langsam genervt: "Die Verwaltung soll jetzt endlich einen Vertrag auf den Tisch legen, wie das Geschäft möglich ist."

Investor Sevenheck ("Ich staune selbst, wie schnell das in Duisburg ging") will in Bonn am Ball bleiben. "Ich mache weiter, weil die Politik hinter dem Projekt steht", sagte er gestern dem GA. Immerhin muss auch die Stadt zugeben: Nach Bank-Angaben sowie eigener Berechnungen sei eine ausreichende Rentabilität des Investments anzunehmen. Bisher hieß es seitens der Verwaltung immer, das Projekt sei wirtschaftlich nicht darstellbar.

Knackpunkt für die Stadt ist nun das EU-Recht. Es sehe einen finanziellen Ausgleich für Tauschflächen als unerlaubte Beihilfe an. Die Stadt belegt dies durch externe Gutachten. Sevenheck hat mit Gegengutachten reagiert, dass der Deal sehr wohl "sauber" sei. Trotz des Hickhacks gibt das Gros der 40 Eigentümer der Südüberbauung die Hoffnung nicht auf. Einer, der seine Fläche an einen GDG-Mitbewerber, die Ten-Brinke-Immobiliengruppe, verkaufen wollte, bekam das zu spüren.

Die Eigentümergemeinschaft verweigerte die Zustimmung, um Sevenhecks Projekt nicht zu gefährden. Heinz Hentschel, der Sevenhecks Projekt begleitet, ist die ganze Sache peinlich. "Ich bin fassungslos, dass wir einen schlichten Grundstücksverkauf nicht hinkriegen", sagt der ehemalige CDU-Ratsherr.

Was bisher geschah und wie die finanzierende Bank die Sache sieht##ULIST##

1989: Stararchitekt Oswaldt M. Ungers soll über dem Bonner Loch einen zweigeschossigen Arkadenbau bauen. Nach Bürgerprotesten und der Sorge vor Stimmenverlusten begräbt die CDU die Pläne für die "Ungers-Halle".

  • 1998: Rund 150 Millionen Euro will Investor WestProjekt & Consult in die Neugestaltung des "Eingangstores zur Stadt" investieren. Das Projekt verläuft im Sande.
  • 2002: Der Rat beauftragt Brune-Concepta mit der neuen Planung für das Bonner Loch.
  • 2004: Der Plan scheitert an 22 000 Unterschriften eines Bürgerbegehrens. Stadt sagt Brune ab.
  • 2005: Der Rat richtet eine Bürgerwerkstatt zur Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes ein.
  • 2007: Investor Roger Sevenheck will die Südüberbauung kaufen. Seitdem laufen die Verhandlungen mit der Stadt. Nach Zweifeln an der Bonität der GDG hat deren Bank inzwischen bestätigt, dass die Finanzierung gesichert ist und das Projekt realisiert werden kann. Mehr noch: Weil Sevenheck vor der Kreditauszahlung das Eigenkapital einbringen muss, sei sichergestellt, dass dieses vor Beginn des Abrisses vollständig eingezahlt ist.
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