Stadtkrippe im Bonner Münster Szenen aus den Milieus

BONN · Dodo Bostel war von der neuen Stadtkrippe angetan. "Als Rollstuhlfahrer fühle ich mich nicht ausgestoßen, sondern sozusagen mitrepräsentiert", sagte er am Freitag bei der Enthüllung im Bonner Münster. Seine Aufmerksamkeit galt besonders der Figur im Rollstuhl, die mit der Töpferin und Ludwig van Beethoven an einem Tisch sitzt und Kaffee trinkt.

 Stadtkrippe im Münster: (von rechts) Josef Feikes, Dodo Bostel und Jürgen Schuster.

Stadtkrippe im Münster: (von rechts) Josef Feikes, Dodo Bostel und Jürgen Schuster.

Foto: Barbara Frommann

Zum dritten Mal zeigt das Münster eine Krippenlandschaft vor der Kulisse Bonns, mit Figuren, die einem im Alltag begegnen können. In diesem Jahr greift sie das alte Adventslied "Es kommt ein Schiff geladen" auf, das die Menschwerdung Jesu mit der Ankunft eines Schiffes vergleicht. Deshalb wird statt des klassischen Adventskranzes ein Schiffsmodell mit vier Kerzen in der Basilika aufgehängt.

Jede Woche wird die Milieukrippe umgebaut, andere Figuren treten auf. Zum ersten Advent hat man sich das Thema Gerechtigkeit ausgewählt. "Gerechtigkeit im biblischen Sinne bedeutet Teilhabe", erklärte Stadtdechant Wilfried Schumacher. Gezeigt werden drei Szenen, die ungerechte Alltagssituationen darstellen.

Ein Mann gibt einem Migranten einen Fußtritt, ein Ausdruck für die körperliche und verbale Ablehnung, die den Flüchtlingen jenseits aller Willkommenskultur auch entgegengebracht wird. Ein Obdachloser schläft hinter einem Café und wird von den Menschen darin nicht beachtet. Und eine Prostituierte bietet ihre Dienste an. Es soll auf Zwangsprostitution und Menschenhandel auch in Bonn hinweisen.

Diesen Szenen gegenüber steht als Zeichen für Teilhabe die Kaffeerunde. "Teilhabe beginnt dort, wo wir uns auf Begegnung einlassen", sagte der Behindertenseelsorger für Bonn und Euskirchen Udo Klein. Der taube Beethoven passe gut in die Runde.

In der Mitte der Krippenlandschaft sieht man zwei Kinder: Sie sind die einzigen, die den Engel im Hintergrund wahrnehmen. Was es mit diesem auf sich hat, wird sich in den nächsten Wochen im Münster zeigen. Die weiteren Themen für die Stadtkrippe sind Erbarmen, Liebe und Frieden. Am Rand ist ein Bildschirm aufgebaut, der passend zu den Schlagworten Gedanken und Leitsätze zeigt.

Die Firmen Knauber und Gerüstbau Breidt haben die Kulisse und den Unterbau aufgebaut. Die Figuren wurden wieder eingekleidet von Peter und Kriemhild Feike, die auch einige neue Charaktere entworfen haben, etwa den Rollstuhlfahrer, den die Behindertenseelsorge gestiftet hat.

Die Stadtkrippe kann während der Öffnungszeiten des Münsters besichtigt werden.

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