Blick hinter sonst verschlossene Türen Das gibt es beim „Tag des offenen Denkmals“ in Bonn zu entdecken

Bonn · Beim „Tag des offenen Denkmals“ am Sonntag sind rund 50 Gebäude und Orte in Bonn zu sehen. Eigentümer Philipp Blömer berichtet zum Beispiel von der aufwendigen Restaurierung der Villa Garrè an der Adenauerallee.

Frisch restauriertes Denkmal: Philipp Blömer vor der Villa Garrè.

Frisch restauriertes Denkmal: Philipp Blömer vor der Villa Garrè.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein Tag, über 6000 Denkmäler in ganz Deutschland, rund 50 davon in Bonn. Am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 11. September, ist die größte Kulturveranstaltung in Deutschland, sagt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz als Veranstalterin. Bonn hat an dem Tag viel zu bieten, von der Römerzeit bis zur Hauptstadtära. Neben Gebäuden, die immer offen und begehbar sind, gibt es auch einige Schmuckstücke, die für Besucher sonst geschlossen bleiben, wie die Villa Garrè an der Adenauerallee 120-122.

Sie gehört Unternehmer Philipp Blömer, der den Altbau saniert und an eine IT-Firma vermietet hat. „Die Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde war immer angenehm, deswegen haben wir gesagt, wir machen da gerne mit“, sagt er. Interessierte werden durch interessante Teile der Villa geführt. „Es gibt einen Raum mit einer besonderen Deckenmalerei, den werden wir natürlich zeigen, auch die neue Nutzung im Untergeschoss. Dort haben die Mitarbeiter Gemeinschaftsräume. Früher wird das die Waschküche und der Kohlenkeller gewesen sein“, erklärt der Eigentümer.

Er ist selber Fan von Denkmälern und alten Gebäuden und wohnt mit seiner Frau in einem Baudenkmal. Mit der Villa habe er schon länger geliebäugelt. „Wenn ich da vorbeigefahren bin, habe ich gesehen, dass sie nicht genutzt wird.“ 2019 sei er dann zum Zuge gekommen, als die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) das Gebäude veräußert habe.

Denkmalschutz bedeutet Nachhaltigkeit

Denkmäler und alte Bauten zu renovieren und weiter zu benutzen, findet auch Alexander Kleinschrodt von werkstatt Baukultur wichtig. Er koordiniert in Bonn das Programm für den Tag des offenen Denkmals. Ihm ist bewusst, dass Denkmäler nicht immer pflegeleicht sind. Er betont aber die Nachhaltigkeit alter Bauten. „Mit dem Aktionstag wollen wir zeigen, dass es wichtig ist, nicht direkt Gebäude abzureißen, sondern sie vielleicht zu renovieren oder umzugestalten“, so Kleinschrodt. Beispielsweise gebe es Solardachziegel. „Dann muss man keine Solarpaneele auf die Denkmaldächer setzen.“

Renovieren nur nach Absprache

Blömers Villa Garrè war ursprünglich ein repräsentatives Einfamilienhaus und wurde zuletzt vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung genutzt. Es sei nicht immer der Plan gewesen, die Villa als Bürogebäude zu nutzen, so der Eigentümer. „Wir haben auch kurz überlegt, ob Wohnen Sinn macht. Dann wären wir aber schnell in einem hochpreisigen Luxussegment gewesen“, erklärt Blömer.

Modernste Maßnahmen in ein Gebäude aus dem 19. Jahrhundert einfließen zu lassen, ist eine aufwendige und nervenaufreibende Aufgabe. „Alle Details müssen wir mit der Unteren Denkmalbehörde absprechen. Welcher Stein, welches Holz, Putz oder welche Fenster? Das unter einen Hut zu bringen, ist auch ganz schön kostenaufwendig“, erzählt der Eigentümer.

Hinter dem Haus gibt es einen Park mit Grünfläche. Für das Bundeskanzleramt als Nutzer wurden Teile der Fläche zubetoniert, um Parkplätze zu schaffen. Der Beton sollte im Zuge der Renovierung gegen Kies getauscht werden, damit Starkregen besser versickern kann. „Wir durften den Boden aber nur entsiegeln, wenn sich ein Archäologe das anschaut. Wenn da eine Tonscherbe im Boden aufgetaucht wäre, wäre das Entsiegeln sehr langwierig und teuer geworden. Deswegen haben wir es gelassen“, bedauert der 44-Jährige.

Verkehrsgünstig gut gelegen

Was die Villa so besonders macht? Die Stadt sei gut zu erreichen, ebenso wie der Rhein für eine Pause oder Laufrunde. „Das Objekt ist wunderschön und prachtvoll“, schwärmt Blömer. Alte Gebäude haben ihren Charme, das findet auch Sarah Wiechers, bundesweite Koordinatorin für den Tag des offenen Denkmals von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Bonn. „Denkmäler erzählen ganze Geschichten, daraus können wir lernen. Sie sind ein Wissensspeicher und zeigen uns auch, dass wir bestimmte Fehler nicht noch mal machen dürfen“, so Wiechers.

Der Tag des offenen Denkmals soll das Thema Denkmalpflege und Denkmäler in den Fokus der Gesellschaft rücken. „Es ist ein Nischenthema, das ist klar. Wir wollen, dass es breiter in der Gesellschaft ankommt“, betont Wiechers. Denkmale im Alltag wahrzunehmen, bedeute ein Stück weit Heimat oder Identität.

Das Motto heißt „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“

Jedes Jahr steht der Tag des offenen Denkmals unter einem anderen Motto. Dieses Jahr begeben sich die Besucherinnen und Besucher auf Spurensuche, das Motto lautet „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“. „Baudenkmäler sind nicht nur Bauten, sie sind lebendige Geschichten, und das wollen wir zeigen“, erklärt Koordinator Kleinschrodt. „Ein Denkmal ist ähnlich wie ein Tatort, es gibt Indizien, Beweise. Wir brauchen einen Experten, der alles versteht, vielleicht ein Gutachten erstellt“, ergänzt Wiechers.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz koordiniert bundesweit den Tag des offenen Denkmals. Sie sortiert und listet die Denkmäler auf und gibt Infomaterialien weiter. „In Bonn haben wir das Glück, dass wir mit der Werkstatt Baukultur eine Organisation haben, die das Programm für Bonn zusammenstellt. Das ist nicht überall so“, sagt Wiechers.
Nach den beiden Corona-Jahren, wo der Tag digital und hybrid stattfinden konnte, merkt sie eine Motivationswelle. Es seien viele Denkmäler gelistet, viel mehr als im vergangenen Jahr. Manche hätten sich eher spät entschieden und wollten die Pandemielage abwarten.

„In Bonn haben wir ein tolles Programm, manche Denkmale wie die Villa Garrè, der Windeckbunker oder die Heinrichbastion werden sonst gar nicht für die Öffentlichkeit geöffnet“, merkt sie an. Die Heinrichbastion war erst 2010 entdeckt worden, der Windeckbunker aus soll umgenutzt und ein Ort der Erinnerungskultur werden. Spurensucher sind am Sonntag überall willkommen.

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