Kindertagespflege in Bonn Tagesmutter für fünf "Wunderkinder"

BONN · Svetlana Ganswind ist eine von 250 Tagespflegepersonen in Bonn. Die 38-Jährige mit zehnjähriger Pflegeerfahrung hatte sich im August vergangenen Jahres mit anfangs zwei kleinen Schützlingen in Duisdorf selbstständig gemacht. Inzwischen hat sie mit fünf Mädchen und Jungen von 13 bis 30 Monaten die erlaubte Höchstzahl unter ihren Fittichen.

 Mit der Tagesmutter im Spielzimmer: Svetlana Ganswind mit ihren fünf Mädchen und Jungen. FOTO: BARBARA FROMMANN

Mit der Tagesmutter im Spielzimmer: Svetlana Ganswind mit ihren fünf Mädchen und Jungen. FOTO: BARBARA FROMMANN

Foto: barbara frommann

Durch die Tagespflegestelle "Wunderkind" in Duisdorf wuseln fünf Kleinkinder. "Ich möchte den Eltern ermöglichen, berufstätig oder Studenten zu sein und das Kind bei mir in eine liebevolle und individuelle Betreuung zu geben", beschreibt Svetlana Ganswind ihr Geschäftsmodell.

Für die Kleinen sind jeweils unterschiedliche Betreuungszeiten ausgemacht. Das "Wunderkind" ist ausgebucht. "Die Nachfrage in Bonn ist sehr groß. Viele Eltern nutzen ihr Recht, einen Betreuungsplatz bereits für Einjährige zu bekommen."

Ganswind ist eine von rund 250 aktiven Tagespflegepersonen in Bonn. Die Zahl steigt. Vor einem Jahr waren es noch 240 Personen, die ein oder mehrere Kinder regelmäßig betreuen und von der Stadt eine entsprechende Erlaubnis erhalten haben.

Sie müssen sich dafür "durch ihre Persönlichkeit, Sachkompetenz und Kooperationsbereitschaft mit Erziehungsberechtigten und anderen Tagespflegepersonen auszeichnen und über kindgerechte Räumlichkeiten verfügen", erläutert der stellvertretende Stadtsprecher Marc Hoffmann. Sie sollten qualifizierte Lehrgänge durchlaufen haben. Die Tagesmütter und -väter bilden aus städtischer Sicht einen sehr wichtigen Baustein der Betreuung unter Dreijähriger (U3).

"Das aktuelle U3-Angebot bewegt sich bereits auf einem hohen Niveau, ein weiterer Ausbau ist dennoch erforderlich", weiß Hoffmann. Die im April 2013 beschlossene und damals umstrittene Satzung über die Förderung der Kindertagespflege habe nicht zu signifikanten Veränderungen in der Angebotsstruktur geführt. Es habe zwar laufende Veränderungen bei den Tagespflegestellen "im Rahmen der üblichen Fluktuation" gegeben, aber abschließend sogar einen leichten Zuwachs.

Wie eben die "Wunderkinder"-Einrichtung. Dafür hat Svetlana Ganswind nach eigenen Angaben eine 60 Quadratmeter große Erdgeschosswohnung mit separatem Schlafraum, Spielzimmer, offener Küche und Bad angemietet. Auch ein großer Garten mit überdachter Terrasse ist dabei.

"Bei der Investition wurde ich vom Jugendamt gut unterstützt, so dass ich alles kindgerecht und zum Wohlfühlen einrichten konnte." Für die Verpflegung ihrer Betreuungskinder kaufe sie Biokost und bereite alle Mahlzeiten selbst zu. Die Kinder bekämen Frühstück, Obst, ein warmes, frisch gekochtes Mittagessen und eine Vesper. Wie berichtet, bezweifelten zahlreiche Bonner Pflegepersonen, dass 4,50 Euro als Grundförderbetrag der Verwaltung pro Kind pro Stunde reichen.

Die Frage, ob dies im Rahmen der Satzung zur Kindertagespflege finanziell zu stemmen ist, ist Ganswind sichtlich unangenehm. Sie habe ihre Tätigkeit in Bonn erst vor kurzem begonnen. "Deshalb kann ich dazu nicht sehr viel sagen." Die Gelder der Stadt kämen auf jeden Fall immer pünktlich.

Und dann fügt sie hinzu, sie glaube, Kindererziehen werde nach wie vor zu gering bewertet. "Mehrere Tagesmütter üben wegen der geringen Entlohnung ihre Tätigkeit nicht mehr aus." Die Arbeit sei sehr anstrengend und anspruchsvoll. Man müsse ja auch außerhalb der Betreuungszeit für die Kinder einkaufen, kochen, saubermachen und Elterngespräche führen. "Aber ich arbeite mit viel Engagement, Enthusiasmus und Liebe."

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