Müll durch Wegwerfbecher Tassen in die Taschen

Meinung | Bonn · GA-Mitarbeiterin Gabriele Immenkeppel findet, dass es Rabatte geben sollte, wenn jemand seinen eigenen Kaffeebecher zum Befüllen mitbringt.

Groß war vor zwei Jahren der Aufschrei, als es Plastiktüten nur noch gegen Aufpreis gab. Die anfängliche Skepsis verflog jedoch schnell, und mittlerweile hat fast jeder ganz selbstverständlich einen Mehrwegbeutel in der Tasche. Was beim Einkauf funktioniert, muss auch beim schnellen Kaffee für unterwegs möglich sein. In Zukunft werden wir neben einer Stofftasche eben auch eine gespülte Tasse dabei haben, schließlich sind 40 000 Einwegbecher pro Tag in Bonn des Guten zu viel.

Ein neues Abfallkonzept wird nicht nur dazu beitragen, dass der Bonner Müllberg kleiner wird. Für eine Stadt, die sich der Ökologie, dem Umwelt- und Ressourcenschutz verschrieben hat, ist das der konsequente Schritt, um Glaubwürdigkeit zu gewinnen. Das Gros der derzeit benutzten Becher für Heißgetränke bestehen aus Pappe mit Kunststoffbeschichtung. Allein für die Papier-Herstellung eines einzigen Exemplars braucht es rund einen halben Liter Wasser. Woher die Fasern für das Papier stammen, bleibt oft unklar, sicher ist dagegen, dass für die Beschichtung Rohöl verwendet wird.

Optimal wäre es natürlich, wenn jeder seinen eigenen Becher mitbringt und benutzt. Doch das lässt sich wahrscheinlich allein durch Anreiz und Abschreckung erreichen. Will heißen: über das Portemonnaie. Wer sein eigenes Trinkgefäß mitbringt sollte mit einem großzügigen Rabatt belohnt werden, und wer sich an einem gewerblichen Pfandsystem beteiligt, einen Aufpreis zahlen. Doch wer weiterhin nach einem Einwegbecher verlangt, muss kräftig zur Kasse gebeten werden. Spätestens dann, wenn man an der Theke sieht, dass andere deutlich weniger für denselben Kaffee bezahlen, setzt eine Veränderung ein. Auf dem Bonner Weihnachtsmarkt haben sich die Menschen längst daran gewöhnt, für ihre Glühweintasse Kaution zu hinterlegen.

Fragwürdig ist, ob alle Bonner für die Umsetzung des Konzepts nachhaltig zu Kasse gebeten werden sollen. Abgesehen von Pendlern und Touristen verursacht nur ein geringer Teil der Bürger den „To-go-Müll“. Andererseits zahlen nicht nur Hobbygärtner dafür, dass Grüncontainer in der Stadt regelmäßig geleert werden. Das ist nun einmal das Wesen einer Solidargemeinschaft: Alle gemeinsam.

Wie schon bei den Plastiktüten ist wohl nur über das Portemonnaie eine breite Akzeptanz zu erreichen – und damit wäre dann das Thema zusätzlicher Müllgebühren vom Tisch. Und wenn das neue System einmal läuft, darf es gerne weitergehen. Da wären noch Pizzakartons, Burgerschachteln, Frittenschälchen, Plastikbesteck, Einwegflaschen, und, und, und...

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