Kleiderbasar in Kult41 Tauschen statt wegwerfen

BONN · Regel für den Kleiderbasar in Kult41 ist: Geben und Nehmen. Sinn der Veranstaltung am Donnerstag im Rahmen der Fairen Woche war es, "das Konsumieren zu reflektieren", erläuterte Gisela Burckhardt, Vorsitzende des Vereins Femnet, der die Aktion zusammen mit der Greenpeace Jugend ins Leben gerufen hat.

 Ein Geben und Nehmen: Die "Fair-Tausch-Party"im Kult41 wird besonders von Frauen gut angenommen. Jede hat Kleidungsstücke mitgebracht und sucht sich andere aus.

Ein Geben und Nehmen: Die "Fair-Tausch-Party"im Kult41 wird besonders von Frauen gut angenommen. Jede hat Kleidungsstücke mitgebracht und sucht sich andere aus.

Foto: Stefan Knopp

Das dunkle Hemd behielt Isabel gleich an. Sie hatte es auf einem der Tische gefunden, auf denen alle möglichen Kleidungsstücke aufgetürmt waren. Bezahlen musste sie dafür nicht, immerhin steuerte sie selbst auch etwas zum Tauschbasar im Kult41 bei: "Ich habe einen alten Anzug, der mir zu klein war, und einen Pulli mitgebracht."

"Es ist ein Geben und Nehmen"

"60 Prozent unserer Kleidung landet im Müll." Die könne man, wenn sie noch in Ordnung ist, genauso gut gegen andere Kleidungsstücke tauschen, statt immer neu zu kaufen, erläuterte Gisela Burckhardt.

"Es ist ein Geben und Nehmen", sagte ihre Stellvertreterin Vanessa Püllen. Aber eine festgelegte Tauschordnung gab es nicht: Was immer die Besucher brauchten, konnten sie mitnehmen. Überwiegend drängten sich Frauen in den beiden Tausch-Räumen, dementsprechend fiel das Sortiment an "Männer-Sachen" recht klein aus: Sie füllten gerade mal einen Tisch.

Hosen waren nicht dabei, die aber suchte Janko ganz besonders. Er hatte Shirts und Hemden mitgebracht. "Im Schrank gibt meistens ein paar Sachen, die man nicht mehr anzieht", meinte er. Die zu tauschen, fand er eine gute Idee.

Einblicke in den Arbeitsalltag der Textilarbeiterinnen in Kambodscha

Er war nur zum Tausch gekommen, den Film, der vorab gezeigt wurde, hatte er verpasst. "Sweatshop - Deadly Fashion" lautet der Titel der Dokumentation, in der norwegische Modeblogger Einblick in den Arbeitsalltag der Textilarbeiterinnen in Kambodscha geben. Dieser Film sollte die Sinne dafür schärfen, dass gerade die billigen Kleidungsstücke unter ausbeuterischen Bedingungen entstehen und nicht nach wenigen Wochen im Müll landen sollten.

Diese Tausch-Aktion könne man ruhig wiederholen, fand Isabel. Sie stöberte in aller Ruhe in den Sachen, die in Rubriken wie Jacken, Shirts, Accessoires, Hosen und Schuhe aufgeteilt waren. Das Interessante an dem Konzept: Wenn man den letzten Tisch abgesucht hat, können auf dem ersten schon wieder ganz neue Sachen liegen.

Tauschen ist besser als wegwerfen

Viel zu holen gab es bei Enke. "Ich habe eine ganze Reisetasche und ein Tragetuch voll mit Sachen mitgebracht, die ich lange behalten habe, weil sie mich an meine Jugend erinnert haben", sagte sie. Diese Erinnerungen an früher hat sie jetzt hergegeben.

"Ich bin prinzipiell jemand, der absolut gegen Verschwendung ist", so Enke, die Fördermitglied im Kult41 ist. Die Sachen zu tauschen, finde sie besser, als sie wegzuwerfen oder als Putzlappen zu verwenden. "Ich finde, das ist nicht nötig, wenn es immer noch Leute gibt, die frieren."

Hilfsbedürftige profitieren von dem, was nicht getauscht wurde: Was nicht im Lauf des Abends den Besitzer wechselte, wird laut dem Verein Femnet, der am Wochenende auch an der Klimarettungsbörse in der Schauspielhalle Beuel und am Dienstag ab 18 Uhr am Workshop über Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie im Alten Rathaus teilnimmt, an Flüchtlingshilfen, Kleiderstuben und das Sozialkaufhaus Bonn weitergegeben.

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