Geplante Erweiterung der A565 Kritik an breiterem Neubau des Tausendfüßlers in Bonn

Bonn · Am geplanten breiteren Ausbau des Tausendfüßlers in Bonn gibt es Kritik: Die Lenné-Gesellschaft und eine Bürgerinitiative wenden sich in einem Brief gegen die geplante Erweiterung der A565 auf sechs Spuren.

 Der Landesbetrieb will den Tausendfüßler zwischen Nordbrücke und Ausfahrt Endenich etwas doppelt so breit wie bisher neu bauen.

Der Landesbetrieb will den Tausendfüßler zwischen Nordbrücke und Ausfahrt Endenich etwas doppelt so breit wie bisher neu bauen.

Foto: Volker Lannert

In einem offenen Brief appellieren die Bonner Lenné-Gesellschaft und die Bürgerinitiative Moratorium Planungen A 565 gemeinsam an Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan, die Pläne eines breiteren Tausenfüßler-Neubaus seitens der Stadt zu überdenken. Mit Blick auf die Ziele der Stadt Bonn, „Vorreiter und wichtiger Multiplikator bei der Schaffung von Stadtnatur in Deutschland“ sein zu wollen, möge die Verwaltung „entscheiden, ob es wirklich sinnvoll ist, einen veralteten Verkehrsplan gegen den Willen eines Großteils der Bevölkerung und gegen die Einsichten von Ärzten und Umweltschützern durchzusetzen“, heißt es in dem Schreiben an den OB, dem ein mehrseitiges Positionspapier angehängt ist.

Für die These, dass große Teile der Bürgerschaft dem Neubau ablehnend gegenüberstehen, gibt es bis dato aber keinen Beleg. Spürbarer war der Verdruss, als das Land aus Zeitgründen, Sorge vor diesbezüglichen Klagen und Zweifeln an der Wirtschaftlichkeit die Wünsche der Stadt ablehnte, in den Neubau zugleich einen Radweg zu integrieren.

Unterzeichner befürchten Verschlechterung des Stadtklimas

Die Verbreiterung des Autobahnabschnitts auf drei Spuren je Richtung plus Standstreifen bedeute mehr als eine Verdoppelung der bisher versiegelten Fläche. „Diese substanzielle Zunahme der Versiegelung unter Vernichtung von Grünstreifen geht zu Lasten der Umwelt – nicht nur der angrenzenden Wohngebiet, sondern der gesamten Stadt“, heißt es in dem sechsseitigen Schreiben.

Die Unterzeichner, Jan Brökelmann für die Lenné-Gesellschaft und Raimung Gerber für die Initiative, befürchten eine Verschlechterung des Stadtklimas. Die geplanten, streckenweise bis zu zwölf Meter hohen Lärmschutzwände würden die Luftzirkulation verschlechtern, eine weitere Aufheizung der Stadt an heißen Tagen werde die Folge sein. Kritik üben sie überdies an den vom Landesbetrieb genannten Ausgleichsflächen für die Versiegelung, die bei Vilich entstehen sollen „auf sowieso schon naturnahem Gelände“. Die Pläne widersprächen der Haltung des Bundesumweltministeriums, demzufolge das Atmen von sauberer Luft ein elementares Grundbedürfnis des Menschen sei.

Grüne Oasen als Erholungsraum

Ihrem eigenen Anspruch, für eine Energiewende und Klimaschutz zu stehen, werde die Stadt nicht gerecht. Vielmehr halten es die Autoren des öffentlichen Briefes für angebracht, die bestehenden Grünanlagen am Tausendfüßler zu erhalten und durch das Anpflanzen von dürreresistenten Bäumen und Büschen „zu verschönern“. Innerhalb von Wohngebieten sollten grüne Oasen als Erholungsraum für Bürger entstehen.

Dass die Lenné-Gesellschaft sich in der Sache zu Wort meldet, hängt damit zusammen, dass auf einem autobahnnahen Teil des Lenné-Parks in Endenich ein Abwasserbecken entstehen soll. Brökelmann begründet den Einsatz aber auch mit dem Geist des in Bonn geborenen Gartenbauers Lenné, der, würde er noch leben, den Tausendfüßler als Allee ausgebaut hätte. Die Stadt habe nach Auffassung von Brökelmann und Gerber während der Corona-Krise richtige Schritte unternommen. Sie sollte die Chance nutzen, für das Arbeiten im Home-Office zu werben und auf diese Weise für Entspannung auf den Straßen zu Hauptverkehrszeiten sorgen.

Stadt ist nicht Herr des Verfahrens

Auf Anfrage teilten OB Sridharan und der Bonner Planungsdezernent Helmut Wiesner mit, dass die Stadt nicht Herr des Verfahrens sei. Es handle sich bei dem Neubau um ein übergeordnetes Projekt des Bundesverkehrswegeplans. „Dessen Umsetzung erfolgt in einem Planfeststellungsverfahren nach Bundesrecht.“ Die im Positionspapier aufgeworfenen Fragen könnten die Verfasser im anstehenden Planfeststellungsverfahren einbringen. Sie seien von der Bezirksregierung Köln als durchführender Behörde auch zu berücksichtigen und abzuwägen. „Die Stadt Bonn wird die im offenen Brief formulierten Fragestellungen ebenso ernst nehmen und diese als im Verfahren beteiligte Kommune aufgreifen“, teilen Sridharan und Wiesner mit.

Auch den erwähnten Standort für das Abwasserbecken werde „die Stadt hinsichtlich seiner dortigen Positionierung und Auswirkung im Verfahren zur Sprache bringen“. In Bezug auf die Anregungen, grüne Oasen zu schaffen, heißt es von Sridharan und Wiesner: „Die Themen Stadtgrün, Stadtklima und Stadtökologie werden in vielfältiger Weise überall dort behandelt, wo die Stadt Steuerungs-, Planungs- und Umsetzungsmöglichkeiten hat.“

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