Bonner Köpfe Das Unternehmen „Tee Gschwendner“ hat eine lange Tradition in Bonn

Bonn · Tee als Lebenselixier - Anna Gschwendner und ihr Bruder Jonathan führen das Bonner Familienunternehmen „Tee Gschwendner“ mit viel Herzblut.

 Anna Gschwendner im „Knusperhäuschen“. An der Wand hängen Bilder von Mutter Gwendalina Gschwendner und vom älteren Bruder Till.

Anna Gschwendner im „Knusperhäuschen“. An der Wand hängen Bilder von Mutter Gwendalina Gschwendner und vom älteren Bruder Till.

Foto: Verena Düren

Begonnen hat alles als „verrückte Idee“ eines ganz jungen Paares in Trier: Die Eröffnung eines Ladens für losen Tee in Deutschland – und das Ende der 1970er Jahre, als der Teebeutel noch die vorrangige Variante war. Das junge Paar Gwendalina (damals 17) und Albert (damals 22) Gschwendner kam frisch von der Schule und wollte sich mit dem eigenen Teeladen einen Traum erfüllen. Ein erster Versuch in Trier, einen Verkauf von der eigenen Wohnung aus zu starten, misslang, doch der Wunsch vom eigenen Teeladen blieb weiterhin.

„Unsere Eltern haben sich dann dazu entschlossen, es an anderer Stelle zu versuchen und gingen in eine Stadt, die ihnen gefiel. Diese musste eine Studentenstadt sein, und in der sie die richtige Zielgruppe vermuteten“, erzählt Anna Gschwendner, Tochter der Gründer und heutige Geschäftsführerin des Tee-Fachgeschäftes. Die Entscheidung damals fiel auf Bonn - die Zentrale befindet sich heute allerdings in Meckenheim.

Im Jahr 1994 wurde das „Knusperhäuschen“ ihr Stammhaus

Schon bei ihrem ersten Rundgang durch Bonn machten die Eltern damals Halt vor dem „Knusperhäuschen“, dem ältesten Haus in der Bonner Innenstadt, das 1994 zum wirklichen Stammhaus werden sollte. Schon damals waren sich die Eltern sicher, dass dieses besondere und geschichtsträchtige Fachwerkhaus am Dreieck das Richtige für den Laden sei.

Nach den Anfängen 1978 in der Kaiserpassage wurde dieser Traum dann endlich wahr und das Knusperhäuschen inklusive der in der oberen Etage befindlichen Teestube in Betrieb genommen. „Bei der Grundidee, losen Tee in Deutschland zu verkaufen, war unsere Mutter die entscheidende Antriebsfeder“, so Anna Gschwendner. „Tee-Trinken hat ja auch meistens etwas mit einem Moment der Ruhe zu tun, und so hatte sie die Idee, hier in diesem schönen Haus eine Ruheoase einzurichten.“

„Tee Gschwendner“ wird oft als Kette wahrgenommen

Bis zum frühen Tod der Mutter 2001 hat diese das Stammhaus und die Teestube auch noch selbst geführt. Wahrgenommen wird „Tee Gschwendner“ häufig als Kette, dass eigentlich ein Familienunternehmen dahinter steckt, wissen nur die Wenigsten. Zwei Filialen in Mainz und Trier wurden von Onkeln eröffnet, und heute sind noch drei Cousinen mit einem eigenen Laden dabei.

Die inzwischen 145 Filialen weltweit laufen über ein Franchise-System, bei dem die einzelnen Franchise-Partner in Form von zahlreichen Beiräten in die diversen Entscheidungen des Unternehmens einbezogen werden. Für Gschwendner ein Geheimnis des Erfolgs: „Die Partner werden in Entscheidungen über Sortiment oder auch Marketing einbezogen, sodass nichts einfach mal von oben vorgegeben wird. Bei uns ist jeder, der eine Filiale hat, mit Leidenschaft für den Tee dabei, und das ist in unseren Augen genauso wichtig wie das Produkt selbst. Wir haben nur Teeliebhaber.“

Familiäre Nachfolge-Lösung stand schon früh fest

Seit die Eltern  verstorben sind, haben Tochter Anna und Sohn Jonathan die Leitung des Unternehmens übernommen. Für Jonathan stand schon sehr früh fest, dass er in die Fußstapfen seiner Eltern treten würde: Er ließ sich in England zum Teetester ausbilden. „Unsere Eltern haben uns vermittelt, dass wir das machen sollen, was wir wollen und was uns glücklich macht“, so Anna Gschwendner. Während ihr jüngerer Bruder zielstrebig seinen Weg im Familienunternehmen verfolgte, wollte sie sich zunächst auch in anderen Bereichen beweisen und studierte Germanistik, Französisch und später BWL in Freiburg und in Bonn.

Zwischen Tradition und Innovation bewegt sich auch die jüngere Generation: Auch heute noch gibt es Sorten wie Earl Grey 69 oder Tropenfeuer, die es bereits bei der Eröffnung gab, aber auch neue Geschmacksrichtungen wie Salzkaramell oder Gemüsetees werden ausprobiert. Dabei geht es aber immer wieder auch „back to the roots“ mit der Entdeckung und dem Aufbau neuer Teeregionen.

Gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit wurden in den vergangenen Jahren Projekte in Nepal umgesetzt, mit denen die Bauern vor Ort unterstützt wurden. Durch den engen Kontakt zu den Teeplantagen ist das Unternehmen unabhängig von Großhändlern. An den Reisen in die weltweiten Teeregionen können auch die Franchise-Partner teilnehmen – Mitarbeit bei der Teeernte ist dann Voraussetzung. Auch die beiden  Geschäftsführer haben dies in jungen Jahren schon mitgemacht. Die Liebe zum Tee und allem, was dazu gehört, wurde ihnen in die Wiege gelegt: „Es ist eine Herzensangelegenheit, die man nicht einfach ausschalten kann“, so Gschwendner.

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