50-jähriges Bestehen Telefonseelsorger Bonn/Rhein-Sieg ziehen Bilanz des vergangenen Jahres

Bonn · Die Telefonseelsorge Bonn/Rhein-Sieg feiert 50-jähriges Bestehen. Die Ehrenamtlichen sehen die Zukunft mit Sorge.

 Eine Mitarbeiterin der Telefonseelsorge im Gespräch.

Eine Mitarbeiterin der Telefonseelsorge im Gespräch.

Foto: DPA

Es gibt nicht nur gute Nachrichten anlässlich des 50. Geburtstags der Telefonseelsorge Bonn/Rhein-Sieg. Denn die Mitarbeiter müssen laut Ankündigung angesichts der Pandemie damit rechnen, dass die Stadt Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis künftig weniger Fördergeld zahlen. „Zukünftig werden wir also mehr auf andere Spendengelder angewiesen sein“, sagte Vorstandsvorsitzende Barbara Utz. Und auch über die vielen Kirchenaustritte macht sie sich Sorgen.

Zur Feier fand ein Festgottesdienst in der Kreuzkirche statt. Evangelische und katholische Gemeinden gehören zu den Hauptförderern des ehrenamtlichen Seelsorgevereins. Etwa 20 Prozent der Mittel werden durch Spenden akquiriert. Unterstützung kommt auch von Stiftungen, Lions und Rotary Clubs, der Sparkasse sowie der Aktion Weihnachtslicht des General-Anzeigers.

85 geschulte Mitarbeiter helfen seelsorgerisch per Telefon und E-Mail und bleiben durch Fortbildungen am Ball. „Jedes Jahr werden neue Arbeitskräfte gebraucht, wir suchen eigentlich immer“, sagte Utz. Heute bräuchte man mehr Helfer als vor 20 Jahren, da immer mehr der Ehrenamtler berufstätig seien. Gerade Frauen hätten heute deutlich häufiger Vollzeit-Jobs als früher. Zudem seien aber auch mehr berufstätige Männer dabei als früher.

„Der Verein hat außerdem große Schwierigkeiten, Menschen zu finden, die Verantwortung innerhalb des Vereins übernehmen“, beklagte Utz. „Hier suchen wir zurzeit sehr ernsthaft nach Verstärkung.“

Trotz allem hofft die Vorstandsvorsitzende, dass der Verein sich nach dem Jubiläum mindestens weitere 50 Jahre halten kann. Der Gottesdienst sollte ein Zeichen „für die Wichtigkeit von menschlicher Solidarität und Zugewandtheit“ setzen.

Das häufigste am Hörer geschilderte Problem sei die Einsamkeit. „Sehr häufig rufen Menschen mit Ängsten oder Depressionen an, die einfach nur ein kurzes Gespräch brauchen“, so Utz. „Für die sind wir eine Alltagsstütze.“ Durch die Pandemie habe sich dieses Problem verstärkt. Es gebe besonders viele Ältere, die Angst vor Infektionen haben und mit niemandem darüber sprechen können. Aber auch schon vor der Pandemie sei Einsamkeit im Alter ein häufiger Grund für Anrufe oder E-Mails gewesen.

Utz wirbt beim Thema Einsamkeit für ein höheres Bewusstsein in der Gesellschaft: „Ich glaube, dass Einsamkeit ein gesellschaftlich sehr relevantes Thema ist. Es ist wichtig, dass Menschen das zur Kenntnis nehmen und wissen, dass Menschen aus allen Altersgruppen davon betroffen sind.“

Generell habe Corona die Zahl der Anrufer erhöht: „Am Anfang ging es noch, aber je länger die Pandemie sich gezogen hat, desto mehr Anrufe wurden es.“ Utz glaubt auch nicht, dass sich das durch die Lockerungen schnell ändern werde.

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