Aufführung im Migrapolis Theaterhummeln mit Migrationshintergrund

bonn · Es summt und schwirrt und flattert, dass man das Haus der Vielfalt Migrapolis glatt für eine Wiese halten könnte. Das soll auch so sein, denn die Dienstags-Theatergruppe übt ein neues Stück ein, bei dem etliche Hummeln, Blumen und Spinnen tragende Rollen spielen.

 Spaß gehört dazu: Die Theatergruppe bei einer Probe. Am 10 September wird es für sie ernst.

Spaß gehört dazu: Die Theatergruppe bei einer Probe. Am 10 September wird es für sie ernst.

Foto: Jörg Wild

Theaterpädagogin Zeynep Hamaekers, die alle nur Zini nennen, hat mit den Teilnehmern ein Spiel aus der Taufe gehoben, das scheinbar sehr fantasiebetont ist - und doch sehr nah am richtigen Leben liegt.

Akteure sind nämlich 13 Bonnerinnen und Bonner, die alle Migrationshintergrund haben und hier gemeinsam mehr Deutsch lernen wollen. "Viele sind noch sehr gehemmt, wenn sie sprechen sollen", sagt die Kursleiterin. "Aber beim Theaterspielen können sie aus sich heraus gehen und Barrieren fallen lassen." Dabei sprechen einige Kursteilnehmer fantastisch Deutsch. Vivek Luthra gehört dazu.

Der 44-jährige Inder lebt seit 2006 in Deutschland, er arbeitete zunächst für DHL und ist jetzt selbstständiger Berater für Firmen, die einen Fuß in den indischen Markt bringen wollen. "Ich habe etliche Kurse in der Volkshochschule absolviert", sagt er. "Aber in keinem habe ich so viel gelernt und so viel Spaß gehabt wie hier!"

Das bestätigt auch Marly Santos-Stemler aus Brasilien. Sie liebt die Dynamik in der Gruppe von Menschen aller Altersklassen und aus so verschiedenen Ländern wie Katar, Georgien, Ukraine und Russland. In den über drei Jahren ihres Lebens in Deutschland hat sie nicht so viel gelernt und gelacht wie in diesem Theaterkursus.

Das begann schon am ersten Tag, als die Teilnehmer einen Besuch in einer Behörde nachspielten. Zunächst sehr ernst, dann im zweiten Anlauf ganz locker. So amüsant geht es im Amt natürlich nie zu, aber in Zukunft werden die Schauspieler sicher ziemlich entspannt im Rathaus stehen.

Gemeinsam haben die Kurs-Teilnehmer in einer Ein-Wort-Geschichte den Plot des Stücks erarbeitet: Jemand sagte ein Wort, und der Nachbar führte es weiter. Den roten Faden brachte dann Zeynep Hamaekers dazu - "irgendwo zwischen Kind und Kochen" erzählt sie lächelnd. Die Story dreht sich, wen wundert's, um den Verlust von Heimat und um das Entdecken eines neuen Zuhauses. "Heimat ist, wo ich wachsen kann", flötet denn auch eine Fee, und eine Hummel erklärt: "Zusammen schaffen wir es." Na klar!

Zu sehen ist das Stück am Dienstag, 10. September, um 19 Uhr im Migrapolis in der Brüdergasse 16-18.

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