Schattentanzen, Waldmemory & Co. Tipps für Touren mit Kindern in den Hardtberger Wäldern

Bonn · Ein Waldspaziergang muss nicht langweilig sein. Im Gegenteil: spannend. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald zeigt, wie man zwischen Bäumen Kugelbahnen bauen oder Memory spielen kann.

Der Ball rollt: Andrea Herkenhöner testet im Kottenforst ihre Kugelbahn.

Der Ball rollt: Andrea Herkenhöner testet im Kottenforst ihre Kugelbahn.

Foto: Niklas Schröder

Die Fliehkräfte einer Kugel kennenlernen –mitten im Wald. Das können kleine und große Spaziergänger mit einer selbstgebauten Murmelbahn. Als Baumaterial lassen sich herumliegende Äste, Zweige, Stämme und Baumrinden verwenden. Der ideale Ort für eine längere Bahn liegt im Gefälle, erklärt Andrea Herkenhöner (49), Projektleiterin „Wald Coaching“ von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). Sie kennt viele spannende Beschäftigungen für einen Waldspaziergang.

In kurzer Zeit hat die Umweltpädagogin im Kottenforst ein paar Stöcke zusammengesucht und sie an den abgesägten Baumstumpf gelehnt. An die Rampe hat sie einen Tunnel angeschlossen. „Es ist eine super kreative Beschäftigung, die auch Erwachsene ausprobieren können. Man lernt dabei die Naturgesetze kennen“, erklärt Herkenhöner.

Kurvenreich, steil und mehrere Meter lang kann so eine Bahn werden. „Wenn man die Bahn nicht richtig baut, fliegt die Kugel eben aus der Rutsche“, sagt Herkenhöner, während sie ihre Konstruktion mit einem Golfball testet. Nach ein paar Versuchen und Korrekturen saust die Kugel die Rampe hinab, bleibt auch im Tunnel in der Spur. „Kinder können sich beim Bauen überlegen, was die Kugel alles machen soll, ob sie in einem Loch landet oder durch eine Linkskurve saust.“ Mehrere Stunden lang kann so ein Bauprojekt die Teilnehmer beschäftigen. Als Kugeln können auch Murmeln und andere runde Gegenstände verwendet werden, sagt Herkenhöner.

Bewegungsintensiv kann auch eine Erkundungstour durch die Farbvielfalt des Waldes sein. Dazu packen sich Spaziergänger einfach einen Farbenzettel aus dem Baumarkt oder eine Packung mit Wachsmalkreide oder Buntstiften in den Rucksack. „Damit geht man durch den Wald und sucht Dinge, die die gleiche Farbe haben wie die Felder oder Stifte.“

Lose Gegenstände können in einen Beutel gesammelt werden und sich anschließend gegenseitig gezeigt werden. Aber die Regel lautet: „Fest angewachsene Pflanzenteile bleiben stehen“, sagt Herkenhöner. In ihrem Beutel liegen bereits die unterschiedlichsten Farben: Blüten, Blätter, Federn und Steinchen. Kinder können sich nach der Suche gegenseitig berichten, welche Farben besonders schwierig zu finden waren und welche Farben besonders häufig vorkamen.

„Die Aufgabe schärft die Beobachtungsgabe und das Gemeinschaftsdenken in der Gruppe“, so die Projektleiterin. Die Suche nach den unterschiedlichen Farben könnten unter Kinder auch aufgeteilt werden. „Es hat auch ein bisschen was mit dem Forschergeist zu tun“, sagt die Waldpädagogin. Die Ausbeute kann anschließend auf einer Visitenkarte festgehalten werden. Mit Klebstoff werden Blüten, Blätter und Federn kunstvoll auf Papier festgehalten.

Wie wäre es mit einer eigenen Kegelbahn im Wald? Dafür müssen lediglich neun Tannenzapfen gesammelt und in einem Dreieck aufgestellt werden. Zum Kegeln können die Spieler einen weiteren Zapfen oder einen Stein nehmen. Gewinner ist derjenige, der in drei Versuchen die meisten Kegel umwirft. Achtung: Die Startlinie darf nicht übertreten werden.

Schattentanzen

Für ein besonderes Schauspiel kann man sich die Lichtstrahlen im Wald zunutze machen. Ein Waldboden oder ein großer Baumstamm bieten für das Schattentanzen eine gute Projektionsfläche. In der Gruppe können sich für ein Schattentheater Bilder und Wesen ausgedacht werden, die mit den Händen geformt werden.

Waldmemory

Ein aktiver Waldspaziergang kann auch mit dem Waldmemory erfolgen. Jeder darf auf ein Kommando loslaufen und hat zwei Minuten Zeit, um fünf verschiedene Gegenstände in der Natur zu finden (nicht abzureißen) und zum Treffpunkt mitzubringen. Jeder legt die Gegenstände vor sich ab. Jetzt müssen alle zu den Fundstücken ihres linken Nachbars die gleichen Gegenstände im Wald finden und dazulegen. Gewonnen hat, wer als erstes fünf passende Pärchen zusammen hat.

In der Ferienzeit lässt sich der Deutsche Wald mit der ganzen Familie erkunden, teilt die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) mit und hat deshalb 30 Freitzeitipps für den Waldspaziergang gesammelt. Weitere Ideen lassen sich auf der Homepage von der SDW finden.

Forschergeist

Der Wald sei ein abwechslungsreicher und wichtiger Lernort, erklärt Herkenhöner über das Projekt. Er biete Struktur, aber auch viel Freiheit. „Kreativität und das soziale Miteinander werden dort positiv beeinflusst.“ Außerdem soll der Waldspaziergang die mentale Entwicklung fördern, den Forschergeist anregen und den Bewegungsdrang stillen.

„Ich habe Kinder beobachtet, die am Anfang nicht die größten Waldfreunde waren und am Ende dann doch aufmerksam den Vögeln gelauscht haben“, unterstreicht Herkenhöner. So manches Stadtkind kenne demnach den eigenen Wald vor der Haustür nicht. „Die Kinder sind über die Erlebnisse im Wald begeistert und überrascht, wie vielfältig die Möglichkeiten sind.“ Herkenhöner zitiert dazu einen Schüler: „Was ich vor einer Woche an dem Handy gemacht habe, weiß ich nicht mehr, aber was ich vor einem halben Jahr im Wald erlebt habe, daran kann ich mich noch erinnern.“

Weitere Infos zu Freizeittipps im Wald gibt es hier: www.sdw.de

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