21. Verhandlungstag in Aachen Tod eines Bonners beschäftigt weiterhin das Schwurgericht

AACHEN/BONN · Im Aachener Schwurgerichtsprozess um den Mord an einem Bonner und den Mordversuch an dessen Bruder in Wassenberg hat der 66-jährige Hauptangeklagte gestern einen seiner beiden Mitangeklagten schwer belastet.

Es ist bereits der 21. Verhandlungstag in dem spektakulären Fall, in dem die Bonner Familie von dem 66-Jährigen überdies um Millionen betrogen worden sein soll.

In der vergangenen Woche waren die Rollen noch vertauscht gewesen: Da hatte der nun des Mordes bezichtigte 37-Jährige, ein Mitglied der weit verzweigten Roma-Familie des Hauptangeklagten, ebendiesen als Täter benannt und versichert: Der 66-Jährige habe den Bonner am Abend des 21. Oktober 2012 auf dem Wassenberger Waldparkplatz getötet, er selbst und der dritte Angeklagte hätten ihm nur bei der Beseitigung der Leiche geholfen.

Gestern brach der 66-Jährige, dem außerdem noch Millionenbetrug vorgeworfen wird, sein Schweigen und behauptete: Bei dem Treffen mit dem jüngeren Bruder aus Bonn sei der plötzlich von hinten so auf ihn losgegangen, dass er gestürzt sei. Der Bonner habe ihm einen Fuß auf die Brust gesetzt und ihn angeschrien, er sei ein "dreckiger Betrüger".

Da sei ihm von hinten der 37-jährige Angeklagte zu Hilfe gekommen und habe wohl zugeschlagen. Erst als der Dritte im Bunde hinzugekommen sei, hätten sie bemerkt, dass der Bonner nicht nur ohnmächtig, sondern tot gewesen sei. Sofort protestierte der 37-Jährige neben ihm auf der Anklagebank: Nicht er, sondern der 66-jährige Verwandte habe mit dem Ziegelstein zugeschlagen.

Die Tat auf dem Waldparkplatz ist nur vor dem Hintergrund der Geldanlagegeschäfte zu verstehen, die der 66-Jährige mit der Bonner Familie auf Vermittlung von deren älterem Sohnes, eines in Wassenberg praktizierenden Arztes, tätigte.

Als die Familie ihre Millionen von dem 66-jährigen vorbestraften Betrüger zurückfordert, kam es zu für den jüngeren Bruder tödlichen Angriffen. Der 51-jährige Mediziner, der ebenfalls mit einem Ziegelstein attackiert wurde, entkam mit schweren Kopfverletzungen. Auch hier soll der 66-Jährige der Täter sein. Zu dieser Tat wollte er sich jedoch nicht äußern.

Die Familie hatte dem 66-Jährigen ahnungslos ihr Geld zur Anlage anvertraut. Am Tatabend wollte der 66-Jährige es angeblich zurückzahlen und dem in Bonn lebenden Bruder angeblich einen Job als Kurier geben.

Das Gericht erinnerte daran, dass das entkommene Opfer, der 51-jährige Arzt, vor Gericht ausgesagt habe, dass sein 66-jähriger "väterlicher Freund" S. ihm mit aller Wucht einen Stein auf den Kopf schlagen wollte - eine Sekunde nachdem er von hinten beinahe tödlich getroffen worden sei. Der Prozess wird am 21. November fortgesetzt.

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