Ganztagsschulen in Bonn Träger sehen Abwärtsspirale bei OGS

BONN · Mit einem eindringlichen Appell wandten sich am Freitag Vertreter von Eltern, Trägern und Schulen gegen die von der Stadt vorgelegte Planung für Offene Ganztagsschulen (OGS).

"Die Verwaltung empfiehlt für die kommenden zehn Jahre ein Modell, das erhebliche Einschnitte für alle Beteiligten mit sich bringt. Aus unserer Sicht ist das nicht tragbar", sagte Marion Schaefer vom Diakonischen Werk für die Initiative "OGSen nicht vergessen". Die Beschlussvorlage greife nur sehr bedingt die Empfehlungen auf, die die Gruppe mit der Verwaltung erarbeitet habe.

"Der Vorschlag sieht sogar noch dramatisch schlechter als die Übergangslösung aus, die momentan läuft. Das ist eine Frechheit und ein Armutszeugnis für die Stadt Bonn", ergänzte Elternsprecher Igor Thom. Wie berichtet, geht der Sparvorschlag am Dienstag, 8. Dezember, in den Jugendhilfeausschuss und am Donnerstag, 10. Dezember, zur Entscheidung in den Rat.

Die Stadt will die OGS-Betreuungszeiten von vormals 25 auf die derzeit im Übergang laufenden 22,5 Wochenstunden kürzen und die Ferienbetreuung, das wäre neu, kostenpflichtig machen. Das werde sich dramatisch auf die Qualität auswirken, sagte Petra Baronsky, Kinderwerk Baronsky. "Die Verzahnung von Schule und OGS wird durch die Stundenkürzung aufgegeben." Und wenn sich Eltern die OGS in den Ferien nicht mehr leisten könnten, würden demnächst viele Kinder "vor dem Computer geparkt".

Das OGS-Förderprogramm müsse auch bildungsferne Familien erreichen können, so Sibylle Clement, Direktorin der Jahnschule. "Kinder, die wir mit Präventionsmaßnahmen auf der Spur halten, werden sich selbst überlassen. Und arme Schulen bleiben arm." Denn Mütter ohne gesicherte Betreuungszeiten könnten nicht ins Arbeitsleben einsteigen und die wirtschaftliche Situation der Familie stärken.

"Wird die Vorlage beschlossen, befindet sich das Bonner OGS-Angebot in der Abwärtsspirale", meinte Stephan Dülberg vom Träger Jugendfarm. Die pädagogische Qualität werde spürbar sinken, weil man qualifizierte Mitarbeiter nicht mehr halten könne. "Dabei ist gute Kinderbetreuung eine Pflichtaufgabe der Stadt und nicht ein Angebot, an dem man jederzeit weiter sparen kann."

Arbeitsmarktpolitisch werde die Lage, wenn der Rat der Planung folge, eine einzige Katastrophe, waren sich Marion Schaefer und Rainer Braun-Paffhausen, Katholische Jugendagentur Bonn, einig. "Es ist zwei Minuten vor zwölf. Wir appellieren an die Politiker, mit klarem Kopf zu entscheiden," sagte Braun-Paffhausen. Die Folgekosten in der Jugendhilfe würden für die Stadt sehr viel höher, wenn sie den Rotstift weiter bei ihrem OGS-Angebot ansetze.

Elternvertreter Igor Thom warnte: "Dann werden noch mehr Familien ins nahe Rheinland-Pfalz abwandern, weil Eltern dort nicht so zur Kasse gebeten werden."

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