Vor Bonner Bahnhof Treppe an Poststraße in Bonn stößt auf Kritik

Bonn · Das städtische Bauamt ließ am Ende der Poststraße zwei Stufen bauen. Die Behindertengemeinschaft bezeichnet die neue Stolperfalle am Hauptbahnhof als „Katastrophe“.

Da staunte Silke Fischer nicht schlecht, als sie in der Bonner Innenstadt auf dem neu gestalteten Teil der Poststraße zwischen dem nahezu fertiggestellten Maximiliancenter und der Baustelle für das Geschäftshaus von Urban Soul unterwegs war. Am Ende der Straße gegenüber dem Hauptbahnhof stand sie plötzlich vor einer kleinen Treppe mit zwei Stufen. GA-Leserin Fischer spricht von einem Schildbürgerstreich, war die Straße bislang an der Stelle doch eben. Lediglich die Bordsteinkante galt es zu überwinden.

Auf Nachfrage teilte die Stadt Bonn mit, keineswegs handele es sich um einen Schildbürgerstreich, sondern um ein Provisorium. Das soll spätestens nach dem geplanten Umbau der Straße Am Hauptbahnhof wieder beseitigt sein. Im Zuge des Umbaus müssen auch die Straßenbahnschienen verschwenkt und wie die Haltestelle dort erneuert werden. Wann das genau erfolgen wird, kann bei der Stadt indes noch niemand sagen. Aus statischen Gründen müsse deshalb die Straße Am Hauptbahnhof einen zusätzlichen Aufbau erhalten, erklärte Monika Gehrmann, stellvertretende Leiterin des zuständigen Tiefbauamtes. Aus dem Grund sei vorausschauend das Niveau der Poststraße auf die künftige Höhe der Straße Am Hauptbahnhof gebracht worden. Um Rollstuhlfahrern, Gehbehinderten und Eltern mit Kinderwagen das Überqueren der Straße zu erleichtern, hat das Tiefbauamt zudem eine provisorische kleine Rampe an der südlichen Seite der Treppe angebracht.

Geländer an der Rampe

Doch Leserin Fischer fragt sich trotzdem, warum die Stadt Bonn nicht ein leichtes Gefälle in die Straße gebracht hat, um den Übergang insgesamt barrierefrei zu gestalten.

Gute Frage, meint auch die Behindertengemeinschaft Bonn, nachdem sie den Bereich in Augenschein genommen hat. Sie kritisiert die Lösung mit den Stufen samt der Rampe. Johannes Wiedemann, der sich ehrenamtlich bei der Behindertengemeinschaft für barrierefreies Planen in der Stadt einsetzt, spricht sogar von einer „katastrophalen Situation“. „Wenn an der Ampel viele Leute stehen, ist es für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte kaum möglich, ungefährdet über die Straße zu kommen.“ Deshalb habe die Behindertengemeinschaft vorgeschlagen, an der Rampe ein Geländer anzubringen, damit niemand auf die Straße gerät: Seit mehreren Wochen verhandele er deswegen mit der Verwaltung, bislang ohne Erfolg, klagt Wiedmann. Auch in den sozialen Netzwerken hagelt es bereits Kritik wegen der neuen Stufen an der Poststraße. In einem Beitrag eines Facebook-Users heißt es unter anderem, die Verwaltung plane so, „als ob es keine Rollstuhlfahrer oder Menschen mit Rollatoren gibt“.

Auf Nachfrage erklärte Andrea Schulte vom Presseamt: „Das Tiefbauamt ist hierzu in Gesprächen mit der Behindertengemeinschaft. Ein Geländer wäre an dieser Stelle aufgrund des hohen Fußgängeraufkommens aber problematisch.“Nach einem Ratsbeschluss soll neben der Gleiserneuerung die Fahrbahn der Straße Am Hauptbahnhof erneuert werden. Die Gehwege sollen mit hellgrauem Betonstein passend zum neuen Belag der Poststraße versehen werden. Zurzeit läuft das Planfeststellungsverfahren für die Baumaßnahme. Ein Beschluss ist der Stadt zufolge im Laufe der nächsten Monate zu erwarten. Ob die Stadt allerdings mit Blick auf das Beethoven-Jubiläumsjahr 2020 jetzt noch eine weitere Großbaustelle mitten in Bonn aufmacht, ist fraglich.

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