Oberpleiser aus Felix-Jaehn-Song „Die Trompete ist eines der gefühlvollsten Instrumente“

Interview | Bonn/Königswinter · Bekannt wurde er durch sein Trompeten-Solo im Song „Cheerleader“ von Star-DJ Felix Jaehn: Leonard Biwer alias Lahos aus Oberpleis tritt am Sonntag im Kulturgarten in der Rheinaue auf. GA-Redakteur Maximilian Mühlens sprach vorab mit dem 28-Jährigen.

 Leonard Biwer alias Lahos tritt am Sonntag im Kulturgarten in der Rheinaue auf.

Leonard Biwer alias Lahos tritt am Sonntag im Kulturgarten in der Rheinaue auf.

Foto: Steven Lüdtke

Leonard Biwer alias Lahos wurde mit dem Song „Cheerleader“ von Star-DJ Felix Jaehn berühmt. Dort spielt er das eingängige Trompeten-Solo. Am Sonntag wird der Wahl-Berliner, der eigentlich aus Oberpleis kommt, im Kulturgarten in der Rheinaue spielen. GA-Redakteur Maximilian Mühlens sprach mit dem 28-Jährigen im Vorfeld.

Vor der Corona-Epidemie warst du europaweit alleine und mit großen Künstlern unterwegs und hast vor Zehntausenden Fans gestanden. Wie erlebst du die momentane Zeit?

Leonard Biwer: Ich vermisse das Tourleben, das Reisen und das Gefühl, auf der Bühne zu stehen, den Menschen ein Lachen aufs Gesicht zu zaubern, enorm. Gerade weil ich mit meinem Lahos Soloprojekt dieses Jahr die ersten eigenen Konzerte mit meinem Live-Set gegeben hätte; das ist natürlich mehr als schade. Auf der anderen Seite genieße ich die letzten Monate sehr. Ich hab nach vielen Jahren wieder einmal einen Sommer in Deutschland und auch Zeit, diesen zu nutzen. Ich war oft in der Natur, aber auch viel mehr im Studio als sonst zu dieser Zeit, was mein kreatives Schaffen sehr bereichert hat. Während ich sonst nur in den grauen Monaten von Oktober bis März meine Hauptzeit im Studio vebrachte und die Songs oft von ruhiger Melancholie geprägt waren, sind es jetzt andere Vibes, wenn ich bei 30 Grad ins 40 Grad warme Studio gehe - das hört man definitiv in meiner Musik. Aber klar, das direkte Feedback der Leute bei großen Konzerten fehlt. Aber da kommen wieder bessere Zeiten!

In Bonn wirst du dein erstes Konzert in 2020 spielen. Bist du aufgeregt, nach so langer Zeit wieder mal vor Publikum zu spielen?

Biwer: Finally! Ich bin definitiv aufgeregter als sonst, aber nicht wegen des Publikums, da hat man mittlerweile eine gewisse Routine. Eher weil es meine erste Show mit Live-Set ist und da natürlich jeder Fehler, technisch sowie musikalisch, sofort auffällt.

Was dürfen die Fans in deiner Heimat denn musikalisch erwarten?

Biwer: Mein 30-minütiges Set werde ich mit meiner Frau der ersten Stunde – der Trompete –, Synthesizern und elektronischen Drums performen und dabei alle meine bis dato erschienen Songs und vielleicht auch den ein oder anderen unveröffentlichten Song spielen. Generell jongliere ich mit Einflüssen aus den 1970ern (a la Al Stewart) bis hin zu 2000erTechno gepaart mit ein paar 80er-Drums. Trompete meets Indie meets Pop meets Electronica.

Du spielst vor allem Trompete und mixt das Instrument mit elektronischen Klängen. Die Trompete wird ja sonst eher bei der volkstümlichen Musik verortet. Überrascht dich der Erfolg?

Biwer: Überraschen kann es einen ja nur, wenn man damit nie gerechnet hat. In meinem Kosmos war und ist die Trompete eines der gefühlvollsten Instrumente überhaupt. Ob jetzt im klassischen Kontext, der Volksmusik oder in der Moderne. Dass die Kombination bei den Fans so gut funktioniert, freut mich selbstverständlich. Aber dass ein einigermaßen schön gespieltes, etabliertes Instrument Anklang findet, überrascht mich nicht, es ist halt Musik und für die gibt es immer Abnehmer.

Inwieweit inspiriert dich deine Heimat Bonn für deine Musik?

Biwer: Jeder Ort und jede Stadt auf der Welt erscheint für mich anders. Das wirkt sich auf mein Wohlbefinden aus und dementsprechend auch auf meine Musik. Wenn ich in Bonn unterwegs bin, sei es mit Familie, Freunden oder beruflich, gibt die Stadt mir eine Art Geborgenheit. Vielleicht weil es meine Heimat ist (wie auch immer man diese genau definieren möchte), aber vielleicht auch, weil es die Stadt Bonn selber ist: Groß genug, um die nötigsten Dinge besorgen/ unternehmen zu können, klein genug, um einfach mal zu Fuß zu laufen. Bonn hat unheimlich schöne Ecken, viel Grünflächen und den Rhein. Das erweckt in mir oft die Einfachheit und die Unbeschwertheit aus naiven (?) Teenagerzeiten. Freitags nach der Schule mit Freunden in die City zum All you can eat-Asiaten und anschließend mit ein paar Flaschen Bier an den Rhein. Einfach mal machen und nicht alles zerdenken. In meiner Musik versuche ich auf eine Gewisse Art, zumindest meistens, diese Leichtigkeit und diese damals sorgenlose Attitude einzubetten, aber den Hang zur Realität nicht zu vergessen. Man soll den Song und die Message fühlen und nicht erst nach langer Analyse verstehen.

Wenn du dir etwas für 2020 wünschen dürftest: Was wäre es?

Biwer: Weniger Generalisierung - bei allem!

Tickets für das Konzert am Sonntag, 30. August, mit Lahos, Alle Farben, Lenex und Ben Cisco gibt es unter www.bonnlive.com

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