Tollitäten vor Gericht Trotz eindeutiger Beweise: Freispruch für Prinz und Bonna

BONN · Dass die Bonner Jecken in der anstehenden Hochphase des Karnevals nicht ohne ihre Tollitäten auskommen müssen, haben sie Landgerichtspräsidentin Margarete Gräfin von Schwerin zu verdanken.

 Landgerichtspräsidentin Margarete Gräfin von Schwerin (Mitte), Eva Hoppe (links) und Katerina Klatt gingen mit den Tollitäten hart ins Gericht.

Landgerichtspräsidentin Margarete Gräfin von Schwerin (Mitte), Eva Hoppe (links) und Katerina Klatt gingen mit den Tollitäten hart ins Gericht.

Foto: Barbara Frommann

In einem (Schau-)Prozess vor dem Landgericht ging es am Donnerstag hoch her: Das Prinzenpaar wurde beim Betreten des Gerichts von den Wachtmeistern freundlich begrüßt - und dann in Handschellen aneinander gefesselt. Bernd König, Leiter der Staatsanwaltschaft, warf Prinz und Bonna eine Vielzahl von Anstiftungen zu Straftaten vor.

So würden die Narren vom Prinzenpaar zu Alkoholexzessen und Ehebruch angestiftet. Prinz Simon I. und Bonna Verena I. seien der "Quell des Übels". Auch Anwaltvereinsvorsitzender Ralf Schweigerer verlangte eine harte Strafe. Als bayerischer Anwalt sprach er sich im Dialekt dafür aus, dass das "Verderben junger Madeln" aus seiner Heimat ein Ende haben müsse.

Den Beleg für die Folgen des unsäglichen Treibens am Rhein hatte er gleich mitgebracht: Die "Zenzi" (Annette Führ, Geschäftsführerin des Anwaltvereins) war durch den Bonner Karneval im vergangenen Jahr so traumatisiert, dass sie nicht mehr jodeln konnte. Großen Anteil daran hatte laut dem Nebenkläger Prinzenführer Christoph Arnold, der der "Zenzi" den Kopf verdreht habe.

Doch das Gespann ums Prinzenpaar betonte seine Unschuld, auch wenn man die Ausführungen des Nebenklägers wegen seines Dialekts nicht verstanden und sich wie in einem südkoreanischen Wirtschaftsprozess gefühlt habe, so Arnold. Die Bonna führte an, dass das Prinzenpaar als Symbolfigur bereits seit 150 Jahren den Karneval präsentiere. Dass fleißig gebützt werde, räumte die Bonna ein, allerdings geschehe dies nur ohne verräterische Lippenstiftspuren.

Der als Zeuge gehörte Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch stärkte dem Prinzenpaar den Rücken. Auch wenn festzustellen sei, dass die Geburtenrate neun Monate nach Karneval stets ansteige. Das Gericht sah schließlich keine andere Lösung, als das Prinzenpaar freizusprechen und damit den "Angriff auf den Karneval abzuwehren". Und zum Schluss konnte der traumatisierten "Zenzi" auch noch geholfen werden: Der Prinz erlöste sie mit einem Bützjer von all ihren Qualen.

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