Anzügliche Werbung in Bonn True Fruits provoziert mit schlüpfrigen Sprüchen

Bonn · An einer anzüglichen Werbung der Firma True Fruits scheiden sich die Geister. Deutsche Bahn sowie die Städte München und Stuttgart haben die Plakate angeblich verboten.

Unübersehbar: Ein Plakat der Firma True Fruits in Dransdorf.

Unübersehbar: Ein Plakat der Firma True Fruits in Dransdorf.

Foto: Richard Bongartz

„Oralverzehr – schneller kommst Du nicht zum Samengenuss“ prangt in großen Lettern auf vielen Plakaten in Bonn, daneben zwei Smoothies in Glasflaschen, „Chia“ steht groß darauf. Diese zweideutige Werbekampagne des Bonner Smoothie-Herstellers True Fruits zieht die Blicke auf sich, lässt einige jedoch auch beschämt wegsehen. True Fruits findet es witzig, und eines hat die Firma jetzt schon geschafft: Die Chia-Samen-Smoothies sind in aller Munde.

Die Städte München, Stuttgart und die Deutsche Bahn (DB) haben dem Smoothie-Hersteller nun einen Riegel vorgeschoben – sagt die Firma zumindest selbst. In Stuttgart habe True Fruits die Kampagne zurückgezogen, die DB und die Stadt München erlaubten lediglich den Werbeslogan „Besamt und befruchtet“, so Fee Surges, Pressesprecherin von True Fruits. Die Firma überklebt nun seine Sprüche in München mit Zensurbalken und kommentiert das Verbot gezielt. True Fruits lasse sich den Mund und den Humor nicht verbieten, betonte Mitbegründer und Marketingchef Nicolas Lecloux.

Aber gibt es wirklich ein Verbot? Obwohl in München nun viele Plakate auffällig zensiert sind, wusste die Stadtverwaltung am Mittwoch von nichts. „Wir recherchieren selbst gerade, wer dieses Verbot herausgegeben haben soll“, sagte Pressesprecher Thorsten Vogel. True Fruits war auf GA-Rückfrage unsicher, wer genau die Plakate verboten haben soll. Nach einer Stunde der Verweis auf die Stadtwerke München. Diese wussten jedoch auch nichts. Das Medien- und Werbehaus Ströer, das die Verbotsnachricht an True Fruits weitergeleitet haben soll, war nicht zu erreichen. Wo das Verbot herkommt, das von True Fruits so öffentlich zelebriert wird, bleibt also unklar.

Der Marke jedenfalls hat es, ganz im Sinne der Kampagne, mehr Aufmerksamkeit gebracht. „Wir kommunizieren so, wie uns der Schnabel gewachsen ist“, erklärt Lecloux. „Von Unternehmen erwartet man ja sonst immer, dass sie in einem hochgestochenen Blabla kommunizieren und sich politisch korrekt ausdrücken.“

True Fruits ist längst nicht das einzige Unternehmen, das zweideutige Werbung nutzt, um auf sich aufmerksam zu machen. Seit dem ersten Aufreger rund um die Kleidungsmarke Benetton in den 90er Jahren gibt es viele Beispiele. Sowohl der Lieferdienst „lieferando“, der „Isch will mit dir Penne“ oder „Ich will ein Rind von dir“ titelt, als auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) bauen auf Anzüglichkeit als Werbestrategie. Die großen Plakate mit Aufschriften wie „Dein Ex juckt dich immer noch? – Ab zum Arzt“ werben für Vorsorge gegen sexuell übertragbare Infektionen. Tests hätten ergeben, „dass der Grad der sexuellen Anspielung von der großen Mehrheit der Befragten als genau richtig eingestuft wird“, so Christine Winkelmann vom BzgA.

Julia Busse, Sprecherin des Deutschen Werberates, berichtete von vielen Beschwerden über anstößige Plakate. „Provokante Werbung birgt das Risiko zu polarisieren, und inwieweit ein Unternehmen dieses Risiko eingehen möchte, liegt in der unternehmerischen Freiheit. Zugestanden werden muss Werbung, dass sie die Sprache der Zeit spricht“, so Busse.

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