Kommentar zum Islam-Verband Ditib Tür nicht zuschlagen

Dass sich die Ditib in Deutschland nicht nur als Verband sunnitischer Muslime versteht, sondern Religion und türkische Innenpolitik fröhlich vermengt, ist offensichtlich.

Um sich davon zu überzeugen, reicht auf der Homepage der Ditib Bonn ein Blick in die zentrale Freitagspredigt vom 22. Juli, die auch in Bonner Moscheen verlesen wurde. Die befasst sich ausschließlich mit dem gescheiterten Militär-Putsch. Darin heißt es unter anderem: „Gott sei Dank haben wir mit der Hilfe unseres erhabenen Herren Allah, der Besonnenheit und Weitsicht unseres Volkes (...) Einheit und Eintracht festigen und aus dem Feuerring entfliehen können, in den wir als Volk hineingestoßen wurden“.

Es ist eine Vogel-Strauß-Politik, Vertreter der Ditib als unabhängige Religionswächter in der Auswahl von Lehrern auch in Bonn nur deshalb zu akzeptieren, weil dem Verband ein Großteil der Moscheen in Deutschland angehört, darunter zwei in Bonn. Dass über die Ditib der türkische Staat direkten Einfluss auf das bundesdeutsche Bildungssystem nehmen kann, ist unverständlich.

Andererseits macht es wenig Sinn, die Ditib angesichts der jüngsten Repressalien gegen Militärs, Juristen, Hochschullehrer und Journalisten in der Türkei reflexhaft abzuweisen. Der Islam mag längst Teil der deutschen Alltagskultur sein. Aber dennoch fehlt es trotz aller Integration an einem kompetenten Gesprächspartner, der die Muslime in Deutschland vertreten könnte.

Bekenntnis zur Rechtstaatlichkeit einfordern

Man sollte die Tür für Gespräche mit der Ditib deshalb nicht kurzsichtig zuschlagen. Nichts wäre schlimmer, als den Verband jetzt in die Schmuddelecke und damit auch außerhalb der deutschen Gesellschaft zu stellen. Besser wäre es, ihm ein umfassendes Bekenntnis zum deutschen Rechtsstaat mit seinen freiheitlich-demokratischen Normen abzuverlangen. Dabei müssen auch die aus der Türkei entsandten Imame zur Sprache kommen.

Eine umfassende Integration der Deutsch-Türken und auch anderer muslimischer Volksgruppen wird nicht gelingen, wenn sie sich von Leuten die Welt und ihren Glauben erklären lassen, die einer fremden Regierung aus einem anderen Kulturkreis unterstehen und selbst nur temporär in Deutschland leben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort