Notunterkünfte in Bonn Turnhallen bleiben gesperrt

Bonn · Die rückläufige Zahl an Flüchtlingen bundesweit macht sich auch in Bonn bemerkbar. Seit einigen Wochen sind der Stadt keine neuen Flüchtlingen mehr zugewiesen worden. Die Sporthallen bleiben trotzdem zunächst weiterhin Notunterkünfte.

Das soll in den nächsten 14 Tagen auch so bleiben, bestätigte Benjamin Hahn von der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg am Donnerstag auf Nachfrage. Was danach geschehe, könne man allerdings nicht absehen. „Es werden wieder Zuweisungen erfolgen“, ist er überzeugt.

Zurzeit würden jedoch nur noch wenige Flüchtlinge nach NRW kommen und dort auf Städte verteilt, die ihr Kontingent noch nicht erfüllt hätten – wie Köln und Essen. Bonn habe zunächst auch auf der Liste gestanden, sei aber wieder gestrichen worden, weil die Stadt im Januar und Februar ihr Aufnahmesoll erfüllt habe. „Zuweisungen nach Bonn gibt es derzeit nur bei Familienzusammenführungen, etwa zehn Personen kommen pro Woche“, bestätigte Stadtsprecherin Monika Hörig.

Waren es zu Jahresbeginn fast 3900 Flüchtlinge, die in Gemeinschaftsunterkünften, Hotels, Wohnungen und sechs Turnhallen lebten, sind es derzeit noch 3606. Diesen Rückgang erklärt Hörig auch mit einer gestiegenen Zahl freiwilliger Ausreisen: Seit Januar haben sich dafür 145 in Bonn lebende Flüchtlinge entschieden. Nach Einschätzung der Verwaltung könnte die schlechte Bleiberechtsperspektive abhängig vom Herkunftsland ausschlaggebend gewesen sein.

Option auf 108 Plätze in Turnhallen

Knapp 400 der Flüchtlinge in städtischer Obhut leben Hörig zufolge nach wie vor in Turnhallen. 280 Plätze für Flüchtlinge seien noch verfügbar, davon 108 in Turnhallen. Freie Plätze in festen Unterkünften nutze die Verwaltung, um vorrangig Familien aus Turnhallen dorthin umzuziehen. Hörig: „Wir ziehen diese Hallen aber nicht leer. Sie werden weiterhin als Notunterkünfte benötigt.“

Hintergrund: Die Sportvereine drängen auf feste Zusagen über die Hallennutzungszeiten. Michael Nickels, Pressesprecher des Stadtsportbunds (SSB), verweist auf Schreiben unter anderem der Beueler Handballer an OB Ashok Sridharan (CDU), in denen sie ihn um Informationen bitten, wann die belegten Hallen wieder für den Sport freigegeben werden können. „Wir erwarten die zügige Räumung, da ja offenbar genügend andere Plätze frei sind oder zumindest ab Sommer zur Verfügung stehen“, fordert Nickels.

Doch diese Erwartung wird die Stadt nicht erfüllen. Jedenfalls vorerst nicht. Trotz der geplanten rund 1000 zusätzlichen Plätze in neuen Unterbringungsmöglichkeiten, die die Stadt bis Ende Juni schaffen will – darunter in leerstehenden Wohnungen, etwa im Viktoriakarree. Und trotz der voraussichtlich zum 30. September fertiggestellten temporären Bauten an verschiedenen Standorten mit weiteren 1070 Plätzen, für die der Stadtrat am Donnerstagabend grünes Licht gab.

Hallen "müssten aber auf jeden Fall renoviert werden"

Niemand wisse, wie es in den nächsten Monaten weitergehe. Deshalb müssten die derzeit für den Sport gesperrten sechs Hallen weiterhin als Notunterkünfte vorgehalten werden. Wie lange, ist noch unklar, so die Stadt.

CDU-Ratsherr Georg Fenninger ist Kreisvorsitzender des DRK, das die sechs Turnhallen betreibt. Er hofft, dass schon in den nächsten vier Wochen Klarheit besteht, ob die Hallen überhaupt noch dauerhaft benötigt werden. „Sie müssten aber auf jeden Fall renoviert werden“, sagte er.

Der Plan der Verwaltung: Zunächst werden die derzeitigen Bewohner der Turnhallen in Holzlar, der Ludwig-Erhard- und Robert-Wetzlar-Berufskollegs sowie des Heinrich-Hertz-Europakollegs in feste Unterkünfte umziehen. Anschließend sind die Flüchtlinge in den Turnhallen der Musikschule in Duisdorf und der Realschule Beuel mit einem Umzug in feste Bauten an der Reihe.

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