29. Juni 1863 Übung gilt als Geburtsstunde der Bonner Feuerwehr

Bonn · Vor 200 Jahren hatten die Bonner einem Feuer nicht viel entgegenzusetzen: Ein kleiner Brand konnte sich schnell ausbreiten und ganze Straßenzüge vernichten. Gelöscht wurde mit Eimerketten und Spritzen.

Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts hatte es eine Brandordnung gegeben, die eine "Polizei gegen Unglücksfälle" festhielt. 1818 war die Feuer-Polizei im Kreis Bonn mit neun großen Schläuchen und Rohrspritzen, sechs Handspritzen und 1238 Löscheimern ausgestattet.

Für die Zeit war das zwar eine gute Ausrüstung, aber im Ernstfall scheiterte es immer wieder an der Organisation: Die Truppe war nicht schlagkräftig genug. 1853 startete der damalige Bürgermeister Kaufmann einen "Aufruf an die Bürgerschaft Bonns", in der er "vorläufig die Bildung einer uniformierten, militärisch disziplinierten und durch und durch eingeübten Feuerwehr-Compagnie von etwa 80 Mann" forderte.

Zwei Jahre lange meldete sich niemand, bis der Präsident des Turnvereins äußerte, ein "freiwilliges Löschungs- und Rettungs-Corps" aus den eigenen Reihen zu rekrutieren. Das brauchte Zeit: Erst die Übung am 29. Juni 1863 auf dem Marktplatz gilt als Gründungstag der Bonner Feuerwehr. Weil nach ersten Rückschlägen die Mitglieder schwanden, wurden ab 1866 auch junge Männer außerhalb des Turnvereins angeworben. Fortan waren rund 70 Wehrmänner im Einsatz, als Gerätehaus richtete man das ehemalige Kapitel-Kelterhaus in der Straße In der Sürst ein.

1905 stellte die Stadt ihre erste Feuerwehr-Kaserne in der Maxstraße fertig. Der Gedanke dahinter war, zu Hause arbeitende Wehrleute so unterzubringen, dass sie tagsüber sofort einsatzbereit waren. Mit der Zeit lösten motorisierte Feuerwehrspritzen die Pferdekarren ab, auch die Pumpen wurden leistungsfähiger.

"Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten begann auch für die Feuerwehr das dunkelste Kapitel ihrer Geschichte", sagt der heutige Leiter der Bonner Feuerwehr, Jochen Stein. Mit dem "Reichsgesetz über das Feuerlöschwesen" von 1938 war die letzte noch vorhandene Selbstständigkeit der freiwilligen Feuerwehren aufgehoben worden.

Personell geschwächt durch den Krieg, wurde eine hauptamtliche Feuerschutzpolizei gegründet, die 1945 zur Berufsfeuerwehr wurde. Ihr gehörten 24 Männer an, die freiwillige Feuerwehr wurde ihr unterstellt. Aus beiden wurde die "Feuerwehr Bonn." Ohne Uniformen und Fahrzeuge begannen die Löschgruppen Bonn-Mitte, Dransdorf, Rheindorf, Dottendorf, Poppelsdorf, Endenich und Kessenich den Wiederaufbau.

Als Bonn schließlich Bundeshauptstadt wurde, stiegen auch die Anforderungen an die Feuerwehr. Durch die kommunale Gebietsreform galt es, die die freiwilligen Wehren zu integrieren. 1970 führte die Stadtverwaltung deshalb das "Bonner Modell" zur stärkeren Bindung ein. Noch heute ist es so, dass die freiwilligen Helfer ins tägliche Einsatzgeschehen integriert sind. Derzeit gibt es drei hauptamtliche Wachen in Bonn, Beuel und Bad Godesberg mit je zehn Einsatzkräften rund um die Uhr. Hinzukommen 19 freiwillige Löscheinheiten mit rund 500 Aktiven.

Großes Feuerwehrfest am 1. und 2. Juni

Mehr als 600 Mitglieder von Feuerwehr, Rettungsdiensten und Hilfsorganisationen werden am Sonntag, 2. Juni, durch die Stadt ziehen. Zum 150. Geburtstag organisiert die Löscheinheit Bonn-Mitte einen Festumzug, an dem auch drei Spielmannszüge und Feuerwehr-Oldtimer teilnehmen. "Es wäre natürlich toll, wenn die Bürger auf den Straßen mit uns feiern", sagt der Leiter der freiwilligen Feuerwehr Bonn-Mitte, Jürgen Wehlus. Start und Ziel ist der Münsterplatz, auf dem sich die Feuerwehr mit ihrer Jugend auch am Samstag präsentieren wird.

Um das Fest überhaupt ausrichten zu können, haben die Wehrmänner der Wache in der Spessartstraße jahrelang gespart. Die Aufwandsentschädigung nach jedem Einsatz floss stets in die Gemeinschaftskasse, die nun geknackt wird. Die Planung übernahm der erst vor anderthalb Jahren gegründete Förderverein. "Eigentlich haben wir uns bisher nur mit dem Jubiläum beschäftigt", sagt Nico Jannicke, der als Löschzugführer Vorsitzender des Fördervereins ist. In Zukunft wolle man ein Sprachrohr der ehrenamtlichen Wehrleute sein und auch Nachwuchs für die Jugend- und die aktive Feuerwehr werben.

Aber zunächst müsse man den Geburtstag stemmen: Am Samstag, 1. Juni, zeigt sich die Jugendfeuerwehr auf dem Münsterplatz, neben einer Fragenrallye für Kinder und einer Ausstellung im Schaufenster des Kaufhofs stehen dort das Brandschutzmobil, Hüpfburg und Spritzwand bereit. Auch die 80-seitige, kostenlose Festschrift liegt aus. Am Sonntag ist um 10 Uhr ein Festgottesdienst im Bonner Münster, bei dem die 19 freiwilligen Bonner Feuerwehren mit 37 Fahnen einziehen werden. Der Umzug durch die Stadt beginnt um 11.45 Uhr und geht über Vivatsgasse, Sternstraße und Remigiusstraße. Die historischen Fahrzeuge stehen danach noch auf dem Münsterplatz.

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