Prozession in Bonn im Zeichen des Friedens Ukrainekrieg prägt den ökumenischen St.-Gertrud-Friedensgang

Bonn · Nach der pandamiebedingten Zwangspause zog nach zwei Jahren erstmals wieder die Fußprozession zu Ehren der heiligen Gertrud von Nivelles von der Vogtsgasse zum Frauenmuseum. Der Marsch war geprägt vom Ukrainekrieg.

 Die heilige Gertrud ist Patronin gegen unliebsame Nager wie Ratten und Mäuse.

Die heilige Gertrud ist Patronin gegen unliebsame Nager wie Ratten und Mäuse.

Foto: Meike Böschemeyer

Der Ukraine-Konflikt prägte auch die Fußprozession zu Ehren der heiligen Gertrud von Nivelles. Unter dem Motto „Steht auf für den Frieden!“ zog nach der pandemiebedingten Zwangspause erstmals seit zwei Jahren wieder der Marsch vom Bildstock in der Vogtsgasse aus über das Rosental zum Frauenmuseum.

„Es ist uns wichtig, dass wir gerade heute für den Frieden in der Ukraine und der Welt beten“, erklärte Curt Delander vom Gertrudisteam. Eingeladen waren Mitglieder der Pfarrgemeinde St. Petrus, der evangelischen Lukaskirchengemeinde sowie Marianne Pitzen, Direktorin des Frauenmuseums, Kolpingverein, Beueler Schifferverein sowie die Rot-Grünen Senatoren und die Altstadtschützen.

Der Startpunkt der Prozession in unmittelbarer Nähe des Rheins hätte angesichts des grausamen Krieges in Europa nicht besser gewählt sein können: Nur wenige Meter entfernt stand einst die 1258 erstmals erwähnte Gertrudiskapelle. Bei der schrecklichen Bombardierung Bonns am 18. Oktober 1944 wurde auch das kleine Gotteshaus am Rande der damaligen Altstadt stark beschädigt.

„Ich habe aus meiner Kindheit immer noch Bilder der Trümmergrundstücke in Bonn im Gedächtnis. Ich hätte niemals gedacht, dass ich in meinem Leben einen Krieg in Europa erleben muss“, sagte Curt Delander, der die ökumenische Prozession seit vielen Jahren organisiert. „Wir werden derzeit täglich daran erinnert, dass der Frieden in der Welt das Wichtigste überhaupt ist. Wir müssen alles dafür tun, ihn zu bewahren“, so Delander. Niemand werde die Bilder der zerstörten Wohnhäuser, der verletzten und traumatisierten Menschen und vor allem der Kinder auf der Flucht jemals wieder vergessen können.

Nach der Bombardierung Bonns 1944 blieben nur die Grundmauern der Gertrudiskapelle erhalten. Die Fundamente wurden allerdings vor einigen Jahren bei Bauarbeiten dort zerstört. Damals gelang es Delander, einige Überreste der Kapelle zu bergen und sie ins Frauenmuseum zu bringen.

Als Schutzpatronin von Gärtnern, Bauern, Reisenden, Schiffsleuten und des Frühlings wird die heilige Gertrud von Nivelles von je her verehrt. „Das machte sie gerade hier in Bonn und dem angrenzenden Vorgebirge zu einer wichtigen Schutzheiligen“, weiß Delander nur allzu gut. So sollte die Äbtissin den Landwirten aus dem Umland 1822 aus großer Not helfen. Damals herrschte eine unvorstellbare Mäuse- und Rattenplage, sodass – so fand Delander in Kirchenunterlagen in Bornheim heraus – kein Blatt mehr an den Bäumen hing und die Ernte vernichtet war.

Patronin gegen die Nagerplage

„In ihrer Verzweiflung beteten die Landwirte zu Gertrudis. Als Patronin gegen die unliebsamen Nager wird die Äbtissin oft mit einem Stab, an dem Mäuse hochkrabbeln, dargestellt“, so Delander. Nach einer alten Bauernregel schließt Gertrudis am 17. März den Garten auf, und die Imker lassen das erste Mal ihre Bienen fliegen.

In Bonn wird Gertrud seit Jahrhunderten verehrt. Zwar wurde die Gertrudiskapelle am Rhein 1258 erstmals urkundlich erwähnt, die Ursprünge gehe jedoch auf das neunte Jahrhundert zurück. In alten Dokumenten fand Delander zudem einen Hinweis darauf, dass früher vom Bonner Marktplatz aus regelmäßig eine Prozession zur alten Gertrudiskirche nach Köln zog. Ganz so weit gehen die Pilger heute allerdings nicht. Erneut war das Frauenmuseum in der Bonner Altstadt das Ziel.

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